Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 1 - Die Gabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
Vom Netzwerk:
Argwohn.
    »Es heißt, niemand hätte überlebt«, meldete Heigar sich in scharfem Tonfall zu Wort. »Warum haben wir zuvor noch nichts davon gehört? Können wir sicher sein, dass diese Frau diejenige ist, die sie zu sein behauptet?«
    »Vielleicht sollte Maerad uns ihre Geschichte selbst erzählen«, meinte Oron unerwartet und setzte sich.
    Eine unbehagliche Pause entstand, als Maerad auf den Tisch starrte, als wäre dort Hilfe zu finden. Ihr Geist schien völlig leer zu sein. Cadvan räusperte sich und war drauf und dran, für sie zu sprechen, als Maerad sich erhob und in ihrer Hast beinahe den Stuhl umkippte.
    »Wie Ihr bereits gehört habt«, begann sie, »ist mein Name Maerad.«
    Wieder folgte eine Pause, während der sie die Hände zu Fäusten ballte, um sie vom Zittern abzuhalten.
    »Als ich klein war, lebte ich mit meiner Mutter und meinem Vater an einem Ort wie diesem. Ich erinnere mich daran, wenngleich nicht besonders gut. Meine Mutter hieß Milana, mein Vater Dorn. Doch dann kamen Männer mit Schwertern, brannten mein Zuhause nieder, töteten meinen Vater und entführten mich zusammen mit meiner Mutter. Wir wurden Sklavinnen in Gilmans Feste nahe dem Landrost in den Bergen. Meine Mutter starb dort. Ich blieb eine Sklavin, bis Cadvan vor sieben Tagen kam, mich befreite und hierherbrachte.«
    Sie hielt inne. Diesmal wirkte die Pause erwartungsvoll, als harrten die versammelten Barden weiterer Ausführungen. Jemand kicherte, doch Maerad schaute nicht auf, um zu sehen, wer es war.
    »Cadvan sagt, ich sei eine Bardin und besäße die Gabe, aber ich weiß nicht, ob das stimmt«, sprach sie schließlich weiter. »Ich wollte nur von Gilman weg. An jenem Ort wäre ich gestorben. Jetzt jedoch bin ich hier und weiß nicht, was ich will. Vielleicht eine Bardin werden, wie meine Mutter.«
    Händeringend verstummte sie, dann nahm sie unvermittelt Platz.
    »Danke, Maerad«, übernahm Oron das Wort. »Und nun möchten dir vielleicht einige von uns Fragen stellen. Mir ist bewusst, dass dies unter Umständen schmerzlich für dich wird, trotzdem wüsste ich es zu schätzen, wenn du sie beantworten könntest.« Maerad nickte. Sie fühlte sich töricht und fehl am Platz. Als sie zu Heigar spähte, sah sie in deren Gesicht neuerlich jene Feindseligkeit. Sie beantwortete die Fragen, so gut sie konnte: wie alt sie war, ihr Alter zum Zeitpunkt der Entführung, wer Gilman war, die Umstände ihres Sklaventums, wie sie entkommen konnte. Sie sprach wie aufgezogen und wunderte sich darüber, dass Cadvan so still neben ihr saß. In ihrem Innersten jedoch beschlich sie ein Gefühl der Schmach, und ihr Stolz lehnte sich auf. Warum sollte sie beweisen, wer sie war? Schließlich gab sie nicht vor, jemand anders zu sein.
    Schließlich meinte der langnasige Mann neben Heigar mit einem Hohnlächeln: »Und woher sollen wir wissen, dass all das wahr ist? Nichts davon wird in der Hohen Sprache zu uns gesagt, und wir alle wissen, dass es auf diese Weise einfacher ist zu lügen. Das wäre doch ein gefinkelter Schachzug, findet ihr nicht? Eine gewiefte junge Bettlerin könnte danach trachten, sich so in unsere Ränge einzuschleichen … und in Zeiten wie diesen müssen wir uns besonders vor den Spitzeln der Finsternis hüten …«
    »Ich bin keine Bettlerin!« Maerad vergaß ihre Unsicherheit und verspürte vorübergehend nur blanke Wut. »Und warum sollte ich überhaupt lügen? Immerhin habe ich nicht darum gebeten, hierherzukommen.«
    »Verzeih uns unsere Fragen, Maerad«, meldete Oron sich beschwichtigend zu Wort. »Wir müssen Klarheit darüber erlangen, wer du bist. Dass es eine Überlebende aus Pellinor gibt, stellt für uns eine bedeutende Neuigkeit dar, und wir müssen uns in diesem Punkt Klarheit verschaffen.«
    Etwas besänftigt nickte Maerad. Seltsamerweise fühlte sie sich nicht mehr verunsichert.
    »Die Zeiträume passen«, ergriff Saliman das Wort. »Pellinor wurde auf den Monat genau vor zehn Jahren überfallen, und Milana hatte in der Tat eine Tochter.«
    »Als ob die Finsternis nicht in der Lage wäre, es passend zu machen«, entgegnete der hohnlächelnde Mann. »Was für eine wahrscheinliche Geschichte. Als könnte jemand, der die Gabe besitzt und noch dazu dem Haus Kam entstammt, zehn Jahre lang ohne das leiseste Getuschel verborgen bleiben.«
    »Es war niemand übrig, der ihre Entführung hätte bezeugen können«, gab Saliman zu bedenken. »Und Pellinor wurde bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Wer hätte es wissen

Weitere Kostenlose Bücher