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Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied

Titel: Die Pellinor Saga Bd. 4 - Das Baumlied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Croggon
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Verzauberung an, die davon zeugte, dass er irgendwie außerhalb des Verlaufs der Zeit bestand.
    Grigar bedachte Hem mit einem durchdringenden Blick. »Du machst mich neugierig, Junge«, sagte er. »Was weißt du von den Elidhu?«
    »Ich bin einem Elidhu begegnet«, erwiderte Hem, ehe er jäh verstummte. Er hatte nicht vorgehabt, etwas über sich preiszugeben, bis er sich über Grigar gänzlich sicher war, doch ob seiner Erschöpfung war es ihm herausgerutscht. Er biss sich auf die Lippe und spähte aus dem Augenwinkel zu Saliman, während Grigar ihn verblüfft anstarrte.
    »Hem, ist schon in Ordnung«, sagte Saliman. »Grigar hat uns viel Vertrauen bewiesen, indem er uns hierher gebracht hat. Glaubst du etwa, er schwebe nicht selbst ebenso in Gefahr? Aber lasst uns später reden, wenn wir uns aufgewärmt, gegessen und ausgeruht haben. Ich kann kaum noch stehen.«
    Als Hem das Haus betrat, spürte er, wie er sich zum ersten Mal entspannte, seit er sich erinnern konnte. Es strahlte dieselbe Behaglichkeit aus wie Salimans Bardenhaus in Turbansk, wenngleich es ein völlig anderer Ort war. Sie gelangten in eine mit Steinplatten ausgelegte Küche, erfüllt von einem köstlichen Duft, der Hem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Grigar saß an einem großen Holztisch mit langen Bänken zu beiden Seiten. Uber seinem Kopf hingen getrocknete Kräuter und Zwiebeln von dunklen Holzbalken, die sich über die Decke erstreckten. Eine Vase mit tiefblauen Enzianen stand am Fenster, auf den Bänken lagen rote Kissen. Ein großer Ziegelofen mit einer Eisentür nahm die gesamte gegenüberliegende Wand ein, und auf der Kochstelle sang ein Kessel.
    Am Ofen stand eine groß gewachsene Frau mit langem schwarzem Haar, sehr heller Haut und sehr blauen Augen. Wäre sie nicht so groß gewesen, hätte Hem sie für seine Schwester halten können; ihr Kolorit glich haargenau jenem Maerads. Als sie eintraten, drehte die Frau sich um und kam ihnen mit offenen Armen entgegen.
    »Willkommen, Freunde«, sagte sie. Ihre Stimme war tief und melodisch, ihr Lächeln herzlich. »Willkommen, und nochmals willkommen. Ich bin Marajan, und dies ist mein Haus. Aber bitte, setzt euch doch. Ich habe heiße Brühe da; sie wird die Kälte aus euren Knochen vertreiben, und wenn ihr damit fertig seid, ist noch frisches Brot im Ofen.«
    Hekibel wirkte benommen und stolperte auf dem Weg zur Bank. Saliman stützte sie am Ellbogen; dankbar schaute sie zu ihm auf und versuchte zu lächeln. Plötzlich wurde Hem klar, dass Hekibel sehr wenig von Magie verstand und Marajans Haus sie vermutlich ebenso sehr erschütterte wie alles, was sie in den vergangenen Tagen erlitten hatten. Als sie in Gefahr geschwebt hatten, war sie tapfer und entschlossen gewesen, ganz gleich, wie sehr sie sich gefürchtet hatte; aber dieser friedliche, wunderschöne Ort verwirrte sie vollends, und sie wusste nicht mehr, was sie tun sollte. Sie wirkte sehr zerbrechlich; Erschöpfung und Dreck zeichneten ihre Züge, ihr Haar glich einem einzigen Gewirr, ihre geliehenen Kleider waren schmutzig. Und sie starrte Marajan ehrfürchtig an, als wünschte sie zutiefst, besser angezogen zu sein.
    Sie erhielten Becher mit einer Brühe, die sie bis zu den Zehen hinab wärmte; dann zog Marajan das Brot aus dem Ofen und stellte frische Butter, herzhaften Käse, einen Topf mit dunklem Honig und Räucherfleisch auf den Tisch, dazu Schalen mit gewürzten Pasteten, Marmelade und andere eingemachte Lebensmittel, einen Krug Bier und einen weiteren Krug mit frischem Quellwasser. Hem stellte fest, dass er einen Bärenhunger hatte, schmauste ausgiebig und fütterte Irc mit kleinen Häppchen; und kaum hatte er seinen Hunger gestillt, begann er am Tisch einzudösen.
    Marajan stellte ihren Gästen keine Fragen und sorgte stumm dafür, dass sie alles hatten, was sie sich nur wünschen konnten. Dann führte die Bardin sie zu den oben gelegenen Schlafzimmern und schloss die Läden, um die Morgensonne auszusperren. Hem machte sich nicht die Mühe, sich zu waschen; stattdessen kroch er behutsam, nachgerade ungläubig zwischen die Laken, als wäre das saubere, weiche Bett ein Traum, aus dem er jeden Augenblick erwachen könnte. Bevor sein Kopf das Kissen berührte, schlief er bereits.
    Als Hem erwachte, wusste er nicht, wo er sich befand. Blinzelnd und ungläubig sah er sich in dem kleinen, aber gemütlichen Schlafzimmer um. Es besaß schlichte geweißte Wände, auf denen sich nun goldene Lichtstreifen abzeichneten, die durch

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