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Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Die Pelzhändlerin (1. Teil)

Titel: Die Pelzhändlerin (1. Teil) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Thorn
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Euch?»
    «Ein Griechenkleid? Wie soll das aussehen?» Die Willmerin blieb misstrauisch.
    «Nun, ich sehe Euch in einem ärmellosen Kleid, welches gerade geschnitten bis auf den Boden reicht. Doch an Schultern und Hals verläuft der Schnitt schräg, sodass eine Schulter von Stoff bedeckt ist, die andere dagegen frei. Eine bestickte Schärpe sorgt für die Vornehmheit und Eleganz.»
    «Eine freie Schulter? Was erlaubt Ihr Euch, Theilerin. Ich bin doch keine Badedirne!»
    Sibylla lächelte, ließ sich ein Blatt Papier und ein Stück Kohle reichen und skizzierte mit schnellen Strichen, was sie meinte. Sie reichte der Ratsherrin das Blatt.
    «Es ist Fastnacht, Willmerin. Zur Fastnacht ist alles erlaubt. Und wenn im nächsten Frühjahr zur Messe die Italienerinnen alle solche Kleider tragen, dann könnt Ihr getrost behaupten, in Frankfurt die Erste gewesen zu sein. Doch wenn Ihr Euch nicht traut, ohne Unterkleid zu gehen, so mache ich Euch eines mit engem Oberteil aus Spitze und nur das Oberkleid im griechischen Stil.»
    «Hhhm», überlegte die Willmerin und wiegte den Kopf unentschlossen hin und her.
    «Nicht jede kann ein solches Kleid tragen. Eine schöne Schulter ist die Voraussetzung. Ihr habt doch schöne Schultern, Willmerin? Sonst geht es nicht.»
    «Natürlich habe ich schöne Schultern!», begehrte die Ratsherrin auf und streifte ihr Kleid herunter. «Seht selbst. Rund und weiß und vollkommen makellos.»
    «Ihr habt Recht. Welche Schande wäre es, eine solche Schulter zu verstecken!»
    «Gut, Theilerin. Macht mir solch ein Kleid. Und eine Stola dazu, damit ich meine Blöße, wenn nötig, bedecken kann.»
    «Sagt mir, welchen Stoff Ihr wünscht, dann beginne ich gleich mit dem Maßnehmen.»
    «Samt. Dunkelblau. Ich sagte es schon.»
    «Von Samt rate ich Euch ab, Ratsherrin. Nehmt einen leichten Stoff, denn ein solcher fällt besser.»
    «Wie passt das Kleid dann zu meinem neuen Zimmer?», fragte die Willmerin und zog schon wieder einen Schmollmund.
    Sibylla seufzte. «Das Gesetz der Prachtentfaltung, erinnert Ihr Euch? Wenn Euer Kleid aus demselben Stoff ist wie der Raum, so verliert der Raum an Glanz. Oder aber Ihr.»
    Die Willmerin überlegte, dann sagte sie: «Samt muss sein. Mailänder Samt. Sonst mache ich nicht mit. Das Unterkleid aus Brüsseler Spitze und die Schärpe mit Perlen bestickt.»
    «Dann rate ich Euch zu Samt in einem helleren Blau, als der Raum es hat», versuchte Sibylla zu retten, was zu retten war. «Hellblauer oder silbergrauer Samt. Dazu Spitzen und Perlen. Sehr vornehm wirkt eine solche Kombination. Ihr werdet Aufsehen damit erregen.»
    «Gut», stimmte die Willmerin schließlich zu. «Besorgt den Stoff, damit ich bald zur Anprobe kommen kann.»
    Erleichtert nahm Sibylla der Ratsherrin die Maße, betrachtete dann noch einmal voller Zufriedenheit den Raum, den sie der Willmerin eingerichtet hatte – ein Zusammenspiel der Farben Blau und Gold –, und verließ das Haus.
    Als sie auf die Gasse hinaustrat, erschrak sie. Es war schon dunkel. Wahrscheinlich hatte der Nachtwächter längst seine Runde gemacht.
    Eilig überquerte sie die Gasse, ging am Nürnberger Hof vorbei und gelangte endlich in die Krämergasse. Schon aus einiger Entfernung sah sie Schieren vor der Haustür stehen. Neben ihm stand ein Mann, von dem Sibylla wusste, dass sie ihn schon einmal gesehen und in schlechter Erinnerung behalten hatte. Wer war dieser Mann? Und was hatte er mit Schieren zu besprechen?
    Eng an die Hausmauern gepresst, schlich sie näher. Als sie nahe genug war, um das Gespräch zu belauschen, hörte sie Schieren nur noch sagen: «Ich vertraue auf Euch, Thomas. Nehmt sie Euch richtig vor.»
    Der andere nickte, hob noch einmal die Hand zum Gruß und ging die andere Seite der Gasse entlang. Schieren sah ihm noch einen Augenblick lang nach, dann öffnete er die Tür und verschwand im Inneren des Hauses.
    Thomas?, dachte Sibylla. Wer ist Thomas? Den Namen hatte sie schon einmal gehört, und mit ihm verband sie eine schlechte Erinnerung. Doch welche?
    Sie stand noch eine Weile im Dunkeln und überlegte, doch es fiel ihr nicht ein, wer der fremde Mann, den Schieren «Thomas» genannt hatte, war.
Liebe Sibylla,
ich vermisse dich. Noch nie hatte hatte ich eine so gute Freundin wie dich.
Ich wünsche mir so sehr, dass du mich eines Tages in Florenz besuchen kommst. Doch dein neuer Ehemann, scheint mir, wird dich sicher nicht allein zu mir reisen lassen. Es tut mir Leid, meine liebe Sibylla, dass deine Ehe so

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