Die Pelzhändlerin (1. Teil)
passender Gelegenheit zu rächen.
Er beobachtete sie, spionierte ihr nach und durchwühlte jede Truhe und jede Lade in Sibyllas Zimmer. Dann versuchte er, Heinrich und die übrigen Angestellten auszuhorchen und auf seine Seite zu ziehen. Er stiftete seine Kinder an, ihrer Stiefmutter zu schaden, wo sie konnten.
Kam sie mit schweren Pelzen über dem Arm die Treppe hinunter, fand sie eine Stufe plötzlich mit Seifenlauge bedeckt und hatte große Mühe, nicht zu fallen.
Wollte sie eilig zu einem Kunden aufbrechen, waren ihre Schuhe versteckt, ihr Umhang verknotet, ihre Haube verschmutzt.
Sibylla ertrug all das schweigend, wusste sie doch, dass Schieren nur noch kurze Zeit im Hause sein würde. War er erst weg, würden die Kinder ihr schon gehorchen. Taten sie es nicht, nun, dann würde sich an einem anderen Ort ein Plätzchen für sie finden. Sollte Susanne doch in ein Kloster gehen, wenn es ihr hier nicht passte. Sollte Johannes doch als Lehrbube in einer Gerberei versauern, wenn er ihr das Leben zur Hölle machen wollte.
Sibylla konnte viel aushalten; ihr Leben war wahrlich nicht immer leicht gewesen, doch der Krieg im Hause zerrte an ihren Nerven, fraß Kraft und Energie, die sie für ihre Arbeit brauchte. Abends lag sie oft wach und zählte die Schläge der großen, kürzlich erst angebrachten Kirchturmuhr. Schon seit der Hochzeit schlief sie von Schieren getrennt. Nur ein einziges Mal hatte sie das Bett mit ihm geteilt – und war anschließend geflohen.
Auch jetzt noch schüttelte sie sich vor Abscheu, wenn sie an diese Nacht dachte, die der wunderbaren Zweisamkeit mit Isaak Kopper gefolgt war.
Angetrunken war Schieren gewesen, wie immer. Roh hatte er sie an den Haaren gepackt und aufs Bett geschleudert. Dann hatte er sich das Wams vom Leib gerissen, damit Sibylla seine welken Altmännerbrüste und das ergraute, struppige Haar darauf bewundern konnte. Als er ohne Beinkleider im hellen Mondlicht stand, sah Sibylla auch seinen faltigen Hintern mit den hängenden Backen und den fetten Wanst über seinem Geschlecht, das nicht größer war als ein Männerdaumen. Mit einem Grunzen bestieg er das Bett, legte sich auf sie und grub mit beiden Händen ihre Brüste aus dem Mieder wie ein Schwein faulige Kartoffeln aus dem Abfall. Sibylla hatte ergeben die Augen geschlossen und den Kopf zur Seite gedreht, um seinen branntweingeschwängerten Atem nicht ertragen zu müssen.
Dann schob er ihren Rock nach oben, zog ihn über das Gesicht seiner Frau und steckte ihr derb einen Finger in den Schoß.
«Trocken wie Staub», murrte er. «Kein Wunder, wenn man jahrelang mit einem Krüppel das Bett geteilt hat. Aber jetzt bist du mein Weib und wirst wieder richtig rangenommen, so, wie du es brauchst.»
«Ich brauche nichts, habe alles», erwiderte Sibylla und versuchte, seinen Fingern, die ihr wehtaten, zu entkommen.
Doch Schieren ließ nicht von ihr ab. Er drückte ihre Schenkel auseinander und drang so roh in sie ein, dass Sibylla aufstöhnte. Während er sich auf ihr abmühte, lag sie da, die Augen geschlossen, und konnte nicht verhindern, dass Tränen zwischen ihren Lidern hervorquollen.
Plötzlich hörten die Bewegungen Schierens auf. Sibylla bemerkte, wie das Glied in ihrem Schoß zusammenfiel und winzig klein wurde. Umständlich stieg Schieren von ihr herunter und sah sie an. In seinen Augen stand Hass.
«Dein Schoß ist so vertrocknet, dass mir der Schwanz zusammenfällt», zischte er. «Du hast den Mann in mir getötet.»
Vor Scham und Wut, vor Demütigung und Entsetzen sprach er leiser als gewöhnlich: «Eine Hexe bist du.»
«Der Branntwein ist’s, der dir den Schwanz erweicht», sagte Sibylla. Sie konnte nicht verhindern, dass leise Häme in ihrer Stimme mitklang.
Schieren antwortete nicht. Er sah immer wieder auf sein Glied, das wie eine fette Made zwischen seinen Schenkeln hing und einen wahrhaft kläglichen Eindruck machte.
«Sauf nicht, dann steht er dir eines Tages vielleicht wieder», empfahl Sibylla ihrem Mann, mit dem sie jetzt beinahe Mitleid hatte.
«An meinem Schwanz liegt es nicht, Weib, verfluchtes. Dein Schoß ist so verdorrt, dass kein Mann sich darin wohl fühlt. Eine alte Jungfer bist du, eine vertrocknete, welke, saftlose Fotze.»
Wortlos war Sibylla aufgestanden, hatte ihr Bettzeug genommen und sich in einer leer stehenden Mägdekammer zum Schlafen niedergelegt. Seither war sie nicht mehr ins Ehebett zurückgekehrt, doch sie bedauerte sehr, ihr Schlafzimmer verlassen zu haben, trauerte
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