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Die Pension am Deich: Frauenroman

Die Pension am Deich: Frauenroman

Titel: Die Pension am Deich: Frauenroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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Manchmal haben sie sogar abgeschlossen, damit nicht einer der Zwillinge hereinplatzen konnte. Denn: »Eltern machen das nicht«, haben sie gealbert und sich umarmt. Und nun? Nun trauen sie sich noch nicht einmal zu schmusen. Schon gar nicht, Sex miteinander zu haben. Ihn eigentlich haben zu müssen, weil sie im Urlaub sind. Weil sie allein sind. Diese unausgesprochene Forderung schwebt wie ein Damoklesschwert über ihnen. Ja, über ihnen. Nicht nur Monika ist verkrampft. Sie kennt ihre Gründe. Aber welche hat Frank? Warum bleibt er so abgegrenzt auf seiner Seite liegen? Müdigkeit? Dann bräuchte er kein Buch. Er würde längst schlafen. Warum versucht er nicht wenigstens, zu ihr zu kommen? Sie kann sich nicht entscheiden, ob sie darüber erleichtert sein soll oder besorgt. Dabei weiß sie, dass sie froh sein sollte. So braucht sie ihn nicht unnötig abzuweisen.
    Diese konfusen Gefühle erinnern sie an die Zeit, als sie Temperatur gemessen hat, um zu verhüten. An den fruchtbaren Tagen um den Eisprung, wäre sie gerne mit Frank zusammen gewesen. Waren sie manchmal auch. Aber meistens haben sie es verschoben, weil sie keine Lust auf Kondome und vor allem Angst vor einer Schwangerschaft hatten. Sie wollten lieber auf die sichere Phase warten. Dieses Warten war das Genussvollste. Sie schürten ihre Vorfreude und malten sich mit erotischen Geschichten aus, wie sie sich lieben wollten. Das war unglaublich erregend.
    Die ersehnte Zeit kam, und die Begierde hatte sich verflüchtigt. Bei Frank nicht so sehr, und Monika beneidete ihn. Er konnte sie anscheinend speichern. Wenn sie miteinander schliefen, trauerte sie ihrer verflogenen Lust hinterher. Und sie ärgerte sich, sie nicht im richtigen Augenblick genossen zu haben.
    Genau wie in den vergangenen zwei Wochen. Ihre fantasierten, erotischen Begegnungen mit Erik hatten ihr Blut mit Hormonen überschwemmt. Sie wollte die angestaute Leidenschaft mit Frank ausleben. Sie versuchte ihn zu verführen. Er hatte sie zurückgewiesen. Ja, und das nicht mit einer zärtlichen Geste, sondern schroff. Das fällt ihr jetzt erst richtig auf. Warum? Hat er geahnt, dass nicht er der Impuls ihrer Lust war? Aber woher sollte er das wissen? Intuitiv? Oder war ihm ihre Wollust schlicht und einfach nicht geheuer gewesen? Kann sein. Vielleicht hat er wesentlich bessere Instinkte, als sie ihm zutraut.
    Frank löscht das Licht auf seiner Seite. Er kuschelt sich laut gähnend in seinem Bett zurecht. Seine Hand fährt unter ihre Decke und findet ihren Schenkel. Er lässt sie dort liegen.
    »Schlaf gut, meine Liebste und mach nicht mehr zu lange.«
    Monika nickt und legt eine Hand in seinen Nacken.
    Auf der Terrasse werden Stühle gerückt. Kein Wunder, die Luft ist ungewöhnlich mild. Der richtige Abend, um warm eingepackt mit einem Windlicht draußen zu sitzen. Leise Stimmen. Sicher die Frau in Schwarz und ihre Wirtin. Andere Gäste hat Monika im Haus noch nicht gesehen. Vielleicht ist sie ein Stammgast und klönt ein bisschen mit Frau Heinrich. Monika beneidet die beiden und schläft mit dem Buch auf dem Bauch ein.

Kapitel 9
     
     
    Tomke – und seit langem ihr erster Abend mit Gästen im Haus
     
    Tomke steht in ihrem Wohnzimmer und begutachtet die Renovierungsarbeiten der letzten Wochen. Ja, es hat sich gelohnt. Das Zimmer ist kaum wiederzuerkennen. Es ist in zwei Ebenen aufgeteilt. Auf der einen Seite lädt eine großzügige Sofalandschaft zum Lesen oder Fernsehen ein. Die andere Seite ist für das Frühstück gedacht. Juliane hat sie überredet, morgens endlich auch ein Büfett anzubieten. Das würde ihr viel Arbeit ersparen. Sie könnte alles auf einer Anrichte bereitstellen und bräuchte nur noch für frischen Tee und Kaffee zu sorgen. Die Eier wird Tomke allerdings wie bisher nach gewünschter Konsistenz zeitnah kochen. Es gibt nichts Schlimmeres als knapp lauwarme, harte Eier. Die werden immer mehr im Mund.
    Frühstücksbüfett und ein Gemeinschaftsraum. Das ist Neuland für Tomke. Sie ist gespannt, wie es angenommen wird. Sie hat sogar einen kleinen Kühlschrank aufgestellt und Gläser und Tassen samt Heißwasserkocher.
    Um sich zurückziehen zu können, hat Tomke Geralds altes Fernsehzimmer neu eingerichtet. Seine klobigen Möbel, vor allem der raumeinnehmende Fernsehsessel, sind allesamt auf dem Sperrmüll gelandet. Das Zimmer ist gemütlich geworden. Ein Sofa, ein zierlicher Schreibtisch, zwei Stühle, ein Couchtisch und ein ausgedehntes Bücherregal. Stoffe und Tapete sind in

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