Die Penthouse-Affaere
die letzten Jahre im Verlag gearbeitet, nachdem sie ihr Studium an der Universität beendet hatte.
Seit zwei Jahren arbeitete sie als Assistentin und rechte Hand ihres Vaters, weil Simons Exzesse es ihm unmöglich gemacht hatten, diese Position zu übernehmen.
„Ihr Vater hatte gesundheitliche Probleme nach dem Tod Ihres Bruders, nicht wahr?“, erkundigte Cesare sich.
Robin biss die Zähne zusammen. Sein sanfter Ton täuschte sie nicht, es war nur eine weitere Drohung. Dazu eine sehr reale! Nach dem Herzinfarkt hatten die Ärzte ihrem Vater dringend geraten, kürzer zu treten und alle Aufregungen zu vermeiden. Bisher hatte er diesen Rat kaum befolgen können, denn jeder Tag brachte eine weitere Katastrophe ans Tageslicht, die Simon heraufbeschworen hatte. Gerade heute Nachmittag war ihr Vater bei einem Treffen, um einen Teil von Simons Schulden zu begleichen.
„Ich habe nicht vor, den Gesundheitszustand meines Vaters mit Ihnen zu diskutieren“, sagte sie spitz.
„Nein, natürlich nicht. Das wäre auch völlig unnötig. Wir beide wissen doch, was es für Ihren Vater bedeuten könnte, sollte er erfahren, wie weit sein Sohn gegangen ist. Es würde ihm einen Schlag versetzen, von dem er sich so leicht nicht wieder erholen würde. Vielleicht sogar einen, der tödlich enden könnte …“
„Was sind Sie nur für ein Mann!“ Entsetzen war in ihrem Blick zu lesen, als sie ihn mit bleicher Miene ansah.
„Ich bin Sizilianer“, trumpfte er stolz auf, „und in meinem Land gibt es nur eine Gangart bei einer Familienfehde, Robin. Blut für Blut“, fügte er an, als sie ihn mit leerem Blick anschaute. „Eine solche Fehde kann nur durch Tod oder eine Eheschließung zwischen den beiden Familien beigelegt werden.“
Ihr Vater hatte sie vor diesem Mann gewarnt und ihr geraten, sich von ihm fernzuhalten. Doch wie hätte sie das tun sollen, der Mann war ja zu ihr gekommen! Allerdings fragte sie sich jetzt, woher ihr Vater gewusst hatte, welche Bedrohung Cesare Gambrelli darstellte. Hatte er etwa doch Antwort auf seinen Kondolenzbrief erhalten?
Cesare beobachtete sie kalt. Der Schmerz und der Schock auf ihrer Miene ließen ihn völlig ungerührt. Seine wunderschöne Schwester war tot, und der Bruder der Frau vor ihm war daran schuld. Er würde Rache nehmen, auf die eine oder andere Art!
„Mein Vater würde einer Heirat zwischen uns unter solchen Umständen niemals zustimmen“, brachte sie unter Anstrengung gefasst hervor.
„Die Entscheidung obliegt nicht Ihrem Vater, sondern ist allein Ihre“, wischte er ihren Einwand abfällig beiseite. „Weigern Sie sich, meine Frau zu werden, werde ich alles in meiner Macht Stehende tun, um Ingram Publishing zu zerstören.“
Das war keine leere Drohung. Charles Ingram gehörten fünfzig Prozent am Verlag, Robin Ingram zwanzig Prozent. Es war das Erbe ihrer Mutter. Cesare wusste genau, welchen Schaden er mit seinem Anteil von dreißig Prozent anrichten konnte. Bevor er Robin Ingram getroffen und beschlossen hatte, dass er sie wollte, hatte er sich schon darauf gefreut, Ingram Publishing in die Knie zu zwingen. Dann war ihm klar geworden, dass sich da eine viel befriedigendere Art der Rache bot – er würde Robin Ingram auf die Knie zwingen und auch noch sein eigenes Vergnügen dabei haben.
„Aber ich will Sie nicht heiraten!“, begehrte Robin hilflos auf.
Cesare zuckte achtlos mit den breiten Schultern. „Dann nehme ich eben meinen Platz im Vorstand von Ingram Publishing ein.“
„Warum tun Sie das?“, wollte Robin wissen. „Sie können mich doch nicht wirklich heiraten wollen, genauso wenig wie ich Sie. Warum also?“
Tränen der Verzweiflung standen jetzt in den intensivblauen Augen – Tränen, gegen die Cesare sich sofort wappnete. Ihn interessierte nur eine einzige Emotion bei dieser Frau. „Meine Wünsche sind hier völlig unerheblich. Marco braucht eine Mutter“, erinnerte er sie nüchtern.
„So weit es Sie betrifft, bin ich doch angeblich Ihre schlimmste Feindin!“, fuhr Robin auf. „Sie nehmen das Ganze zu persönlich, Robin.“
„Wie viel persönlicher könnte es denn noch sein?“, verlangte sie fassungslos zu wissen.
„Oh, da gibt es noch ausreichend Spielraum.“ Er wusste, dass sie seine Anspielung genau verstanden hatte. „Doch im Moment tragen Sie den Namen der verfeindeten Familie – Ingram. Und als Sizilianer …“
„Als eiskalter, rachsüchtiger Sizilianer!“
Abwartend schaute er sie an, dann legte er den Kopf leicht schief.
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