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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ein müdes Kätzchen gähnte. Ihre Augen waren verschwollen.
    Hatte sie geweint? Konnte die Krähe Bela zum Weinen bringen?
    » Hätte ich denn Anlass dazu?«, fragte er, während er seinen Mantel über den einzigen Stuhl legte und die besudelten Stiefel vorsichtig abstreifte. » Pelze und Silber besitzt du bereits und weißt es nicht zu schätzen. Kleider brauchst du höchstens zum Ausziehen. Wenn du also scharf auf Gold bist, musst du mir schon etwas anderes bieten als diese öde Gleichgültigkeit der vergangenen Wochen.«
    » Es ist kalt«, sagte sie anklagend. » Und das Essen wird immer scheußlicher. Nachts laufen Ratten über meine Füße. Es tropft von der Decke. Wir dürfen nur noch alle zwei Wochen baden. Wenn dir wirklich etwas an mir läge, wie du immer behauptest, hättest du mich schon längst von hier weggebracht.«
    Das konnte nicht von ihr stammen! Die Krähe musste ihr solchen Unsinn eingehämmert haben. Hatte etwa er vor, mit Bela das Weite zu suchen?
    Ein Grund mehr, ihr und ihm zu demonstrieren, wer das Sagen hatte.
    » Wer stopft deinen hübschen Kopf nur mit solch dummen Gedanken voll?« Rutger entledigte sich seiner Hose und schlüpfte zu Bela unter die Decke. » Ich kann dich auch hier nach Strich und Faden verwöhnen, wenn du mir endlich wieder die Bela zeigst, die mich ganz verrückt gemacht hat.«
    Er wollte sie enger an sich ziehen, doch sie stieß ihn zurück.
    » Einmal Hure – immer Hure?«, fragte sie mit dieser neuen spröden Stimme, die er gar nicht mochte. Wo war ihr Gurren geblieben, dieses tiefe, aufreizende Locken, von dem er nicht genug bekommen konnte? » Du machst es dir ganz schön einfach, Rheinmeister! Glaubst du vielleicht, ich will in dieser Bruchbude versauern, bis ich Warzen im Gesicht habe, meine Brüste bis zum Nabel hängen und ich einen Buckel mit mir herumschleppen muss?«
    Mit einem langen Kuss wollte Rutger sie zum Schweigen bringen, doch sie drehte den Kopf blitzschnell zur Seite.
    Seine Küsse verweigerte sie, die der Krähe dagegen genoss sie offenbar – und noch vieles mehr, das nur ihm zustand. Wand sie sich unter dem jungen Mann? Schlang sie ihre Schenkel um ihn, um ihn noch tiefer in sich zu spüren? Warf sie die blonden Locken nach hinten und schrie?
    Es gelang ihm nicht mehr, diese verstörenden Bilder aus dem Kopf zu bekommen, die ihn zu lähmen drohten. Bislang hatte es ihm nichts ausgemacht, Bela mit anderen Männern zu teilen. Doch dies hatte nur gegolten, solange er sicher sein konnte, bei ihr an oberster Stelle zu rangieren.
    Plötzlich empfand er ihren Geruch als abstoßend.
    Hatte er die ganze Zeit über in süßen Träumen geschwelgt – und sie war niemals etwas anderes gewesen als eine durchschnittliche Hübschlerin? Dann würde er sie ab jetzt auch so behandeln.
    Gereizt begrub er sie unter seinem massigen Körper und zwängte ihr mit dem Knie die Schenkel auseinander. Als er in sie drang, war sie trocken, ganz und gar nicht das einladende Paradies, nach dem er gedürstet hatte, was ihn noch wütender machte. Es gefiel ihm nicht, dass Bela wie eine Tote unter ihm lag, während er immer wütender in sie stieß. Noch weniger gefiel ihm, dass sie zur Decke stierte, als er schließlich von ihr wegrollte.
    Seine Lust, wenn man überhaupt von einer solchen reden konnte, war jämmerlich gewesen, keineswegs der aufregende Weg in steile Höhen, der seinen Körper zum Vibrieren brachte, sondern lediglich das Ablassen eines Drucks, den er jetzt wieder herbeisehnte, so leer fühlte er sich innerlich. Genauso gut hätte er daheim sein kaltes Weib besteigen können – und das, ohne einen Haufen Münzen dafür bezahlen zu müssen.
    Er fröstelte, als er aus dem Bett stieg, und war froh, als er wieder in seiner Hose steckte. Den Kotstiefeln versetzte er einen wütenden Tritt. Doch wenn er nicht barfuß nach Hause laufen wollte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sie wieder anzuziehen.
    Rutger Neuhaus nahm seinen Mantel und warf eine Handvoll Münzen auf den Stuhl – Kupfermünzen, keine aus Silber.
    » Du bist dein Geld nicht mehr wert, Bela«, sagte er. » So gehen Huren zugrunde, und das schneller, als du dir vorstellen kannst. Besinn dich eines Besseren! Dann könnte ich es mir vielleicht noch einmal überlegen. An verbrauchtem Fleisch habe ich keinerlei Interesse.«
    Sein Groll wuchs, nachdem er Conrat Wolter mit ein paar scharfen Sätzen weggebissen hatte. Und er wuchs weiter, als er vor dem Hurenhaus den Kürschnermeister heranschleichen sah,

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