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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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sie vielsagend. » Nichts anderes hab ich befürchtet. Und dein Schlaf? Wie sieht es damit aus?«
    Alle paar Stunden wurde er wach, lag lange mit brennenden Augen in der Dunkelheit, voller Angst, der Geist von Johanna würde über ihn kommen und sich an ihm rächen.
    Sie nickte abermals, während er noch immer stumm geblieben war.
    » Die Glieder?«, fuhr sie fort. » Sie schmerzen und sind schwer, habe ich recht? Und es brennt beim Wasserlassen? Dazu kommt ein Pfeifen im Kopf, das schlimmer wird, je mehr du dich dagegen zu wehren versuchst? Und das Gefühl, als würden unsichtbare Hände deinen Schädel zusammendrücken?«
    Woher wusste sie das? Es war ja beinahe, als könnte sie in ihn hineinschauen wie in einen gläsernen Menschen!
    » Dagegen müssen wir vorgehen«, sagte Ita. » Zumal du solch gefährlichen Umgang pflegst. Deshalb bin ich hier.«
    » Ich weiß nicht, wovon du redest«, entfuhr es Hennes, während eine neue unbestimmte Angst in ihm aufstieg.
    » Ich glaube, das weißt du ganz genau.«
    Geschäftig begann sie zu kramen, öffnete das eine Töpfchen, schnupperte daran, schloss es wieder, um beim nächsten und übernächsten auf die gleiche Weise zu verfahren. Dabei wackelte sie mit dem Kopf und gab leise Schnalzlaute von sich.
    » Was tust du da eigentlich?« Am liebsten hätte er sie gepackt und mit all ihrem seltsamen Krimskrams hochkant hinausgeworfen, doch etwas hielt ihn davon ab.
    » Nach deiner Heilung suchen, was sonst?«, erwiderte Ita, als sei es das Selbstverständlichste auf der Welt.
    » Aber ich bin doch gar nicht krank!«
    » Dann soll es dabei bleiben, meinst du nicht auch?« Endlich schien sie das Richtige gefunden zu haben: zwei länglich gedrehte Pillen, die sie ihm reichte. » Hinunter damit!«, befahl sie. » Auf einen Streich!«
    » Ich will nicht wieder dieses Zeug«, spreizte er sich.
    » Das ist nicht zum Fliegen«, sagte Ita. » Sondern wirkt gegen das Gift, das die kleine Blonde dir als Andenken hinterlassen hat.«
    » Bela?«, stammelte er. » Aber Bela würde doch nie ….«
    » Wie einfältig ihr Kerle doch seid!«, sagte Ita verächtlich, während sie ihm einen Becher reichte, den sie mit dem Inhalt einer Tonflasche gefüllt hatte, die ebenfalls aus ihrem Bestand stammte. » Ein hübscher Hintern, zwei feste Brüstchen, eine freche, flinke Zunge – und schon wähnt ihr euch im Paradies. Dabei habt ihr soeben Bekanntschaft mit dem Höllenschlund gemacht.«
    » Bela ist keine …«
    » Die halbe Stadt dürfte ihr schon beigewohnt haben, wenn das überhaupt ausreicht«, unterbrach sie ihn harsch. » Wolter strapaziert sie bis zum Letzten. Was glaubst du, was all diese Männer ihr hinterlassen haben – Nektar und Ambrosia? Sicherlich nichts, was du im Paradies wiederfinden möchtest.«
    Die Angst breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Hennes griff nach dem Becher und schluckte die riesigen Pillen.
    » Austrinken!«, kommandierte Ita. » Komplett!«
    Er gehorchte. Es schmeckte so bitter, dass es ihm den ganzen Mund zusammenzog.
    » Widerlich!«, klagte er. » Willst du mich vergiften?«
    » Nur was wehtut, hilft«, sagte sie ungerührt. » Ohne Opfer kein Gewinn. Dieses uralte Gesetz wirst auch du nicht außer Kraft setzen.«
    Schweiß stand auf seiner Stirn, was ihr nicht entging.
    » Du solltest dich besser hinlegen«, sagte sie. » Nur so kann die innere Reinigung ungestört ihren Lauf nehmen. Ich bringe dich hinauf.«
    » In die Bettstatt?«, versuchte er sich zu wehren. » Jetzt, am helllichten Tag?«
    » Hat dich das jemals im Hurenhaus abgehalten? Und bist du inzwischen nicht alt genug, um zu wissen, was dir guttut?« Ihre Stimme hatte die Härte verloren, klang auf einmal sanft, beinahe lieblich. » Du brauchst wahrlich jemanden, der sich deiner annimmt, Kürschnermeister, sonst wärst du hoffnungslos verloren.«
    Seine Beine sackten ein, als er sich erheben wollte, was ihn zum eigenen Erstaunen nicht einmal sonderlich erschreckte.
    » Ich kann nicht mehr gehen«, lallte Hennes.
    » Dafür hast du ja mich!« Mit erstaunlicher Geschicklichkeit zog sie ihn hoch und schob ihn weiter zur Treppe, die sie mit vereinten Kräften bewältigten.
    In der Schlafkammer angekommen, bugsierte sie ihn aufs Bett. Dann begann sie ihn auszuziehen.
    » Will nicht«, versuchte er sich zu wehren, doch weder Arme noch Beine wollten ihm noch gehorchen.
    » Wirst du wohl brav sein?«, sagte sie in dem launig-strengen Ton, in dem eine Mutter mit ihrem unartigen Kind redet, während

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