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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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Rattenfalle. Eine von Dutzenden, die ich aufstellen musste. Diesen Sommer gibt es eine solche Menge von ihnen wie niemals zuvor. Das werdet Ihr sicherlich auch anderswo gehört haben.«
    Er gab ein Brummen von sich, das sie nicht zu deuten wusste. Seine Schweinsäuglein irrten weiterhin suchend umher.
    Ahnte er, dass die Fässer nahezu leer waren? Oder wonach sonst schaute er aus?
    Johanna beschlich ein beklemmendes Gefühl.
    Die letzte Nacht hatte sie kaum geschlafen, obwohl ihre Füße wund gelaufen waren von all den Bittgängen, die sie mittlerweile unternommen hatte. In keinem der Klöster, in denen sie vorgesprochen hatte, war sie erfolgreich gewesen. Niemand wollte ihr Wein verkaufen, und auch, sich auf Severin zu berufen, hatte nichts daran geändert. Jetzt blieb als letzte aller Möglichkeiten nur noch der Konvent der Weißen Frauen, den sie dieses Mal in tiefschwarzer Witwentracht aufsuchen würde, um die Herzen der frommen Augustinerinnen zu rühren. Schlug allerdings auch dieser Versuch fehl, musste sie sich auf den Weg machen, um im weiteren Umkreis von Köln neue Quellen aufzutun.
    Allein der Gedanke daran ließ blanke Verzweiflung in ihr aufsteigen. Die Hitze hatte weiter zugenommen. Stadt und Land ächzten unter der drückenden Schwüle. Der Magistrat hatte Verordnungen erlassen, die die Abgabe von Wasser aus den öffentlichen Pützen reglementierten. Seit Menschengedenken war der Rheinpegel nicht mehr so tief gestanden. Und die Weinlese rückte mit jedem Tag näher. Wie sollte sie sich da auf den Weg ins Ungewisse machen und Sabeth und das Lilienhaus für unbestimmte Zeit zurücklassen?
    Johanna nahm all ihre Kräfte zusammen und schenkte dem Visierer ein strahlendes Lächeln, das er allerdings geflissentlich ignorierte.
    » Ihr besitzt ein Pferd, wie ich doch annehmen darf?«, sagte Strosch unvermittelt.
    » Ein Pferd? Nein, ich habe leider kein Pferd.«
    » Das allerdings könnte in der Tat prekär werden.«
    Sie starrte ihn verständnislos an. » Was wollt Ihr damit sagen?«
    » Nun, die Weinschule hat einhellig beschlossen, den Eintritt in die Bruderschaft vom Besitz eines Pferdes abhängig zu machen.« Seine Stimme troff vor Selbstzufriedenheit. » Eine Maßnahme, um das Eindringen niederer Elemente zu verhindern, wenn Ihr versteht.«
    Sie spürte, wie ihre Resignation in Zorn umzuschlagen drohte. Was bildete sich dieses wandelnde Fass auf zwei Beinen eigentlich ein, so mit ihr zu reden!
    Johanna reckte sich. Ihre Augen sprühten Blitze.
    » Dann ist es ja gut, dass ich nicht unter diese Verordnung falle«, sagte sie. » Denn mein Gatte Severin Arnheim gehörte bereits seit vielen Jahren zur Bruderschaft.«
    Seine groben Hände begannen aufgeregt zu wedeln.
    » Genau da liegt der Hase im Pfeffer«, sagte er. » Denn Euer Mann ist tot, wenn ich richtig verstanden habe.«
    Sie hätte ihn umbringen können – mit bloßen Händen.
    » Das habt Ihr.« Ihre Stimme klang kalt. » Aber ich bin seine Witwe und …«
    » Eben für Witwen wie Euch gelten diese neuen Bestimmungen. Wir müssen uns davor schützen, Bedürftige in Positionen zu hieven, denen sie auf Dauer nicht gerecht zu werden vermögen. Wir können uns kein Bettlerpack in unseren Reihen leisten, wie Ihr sicherlich verstehen werdet.« Sein feister Körper schien vor Erregung zu vibrieren. » Deshalb kann ich die Schankgenehmigung heute leider nicht verlängern. Präsentiert mir ein passables Pferd – dann könnte ich alles noch einmal in aller Ruhe neu überdenken.«
    Die Wut, die in ihr aufstieg, ergriff immer mehr Besitz von Johanna. Sie wollten sie also kleinmachen, dazu bringen, aufzugeben!
    Ob Hennes hinter alldem steckte? Er gierte nach dem Haus. Und er wollte sie haben. Aber wäre er zu solchen Schritten imstande?
    Johanna überlief es kalt.
    Was wusste sie schon von ihrem Schwager? All die Jahre hatte sie sich von Hennes ferngehalten, weil er ihr von Anfang an unangenehm gewesen war. Sie hatte ja Severin gehabt, der sie geschützt und geliebt hatte. Doch jetzt stand sie ganz ohne männlichen Schutz da, in schwierigen, unübersichtlichen Zeiten, die sie ohne Hilfe und Beistand überstehen musste.
    Wie lange lief eigentlich die offizielle Einspruchsfrist gegen den neuen Eintrag in den Schreinsbüchern? Einen Monat? Oder waren es sogar zwei? Nach Severins Tod war sie mit so vielem beschäftigt gewesen, dass sie nicht gleich die Kraft besessen hatte, die amtliche Änderung vornehmen zu lassen. Ihr Kopf war wie leer. Aber musste sie

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