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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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legt man niemals wieder ab!«
    » Aber den hatte ich doch noch gar nicht genommen! Ich war nur ganz kurz im Kloster …« Sie rang um die richtigen Worte. » Dann bin ich weggelaufen.«
    Wie armselig ihre Verteidigung klang! Wenn sie die Oberin erweichen wollte, musste sie es anders versuchen.
    Bittend streckte Johanna die Hände aus. » Es war nicht so, wie es Euch jetzt erscheinen mag, das müsst Ihr mir glauben! Ich war blutjung, mutterseelenallein, in tiefster Not. Jene Frau aus Freiburg …«
    » Welche Frau aus Freiburg?«, fragte die Oberin kühl.
    » Ita war gar nicht bei Euch?«, entfuhr es Johanna. » Wer war es dann?«
    Die Priorin starrte auf die rostigen Flecken, die ihre Unterarme bedeckten, als bemerkte sie sie zum allerersten Mal.
    » Ein angesehener Kölner Bürger«, erwiderte sie langsam. » Kürschnermeister Hennes Arnheim. Und ich danke der allergütigsten Gottesmutter aus ganzem Herzen, dass er uns rechtzeitig die Augen geöffnet hat.«
    x
    Statuengleich saß die Weiße vor dem Lilienhaus und würdigte ihn keines Blicks. Am liebsten hätte Hennes ihr mit einem Fußtritt beigebracht, wie man ihm gegenüber zu parieren hatte, doch dann bemerkte er zu seiner Verwunderung, dass die Tür hinter der Katze nur angelehnt war.
    Seine Nackenhärchen stellten sich auf. War das die Gelegenheit, auf die er schon so lange wartete?
    Die Weiße verschwand nach drinnen, als er sich langsam näherte. Er stieß die Tür auf und überschritt die Schwelle.
    Drinnen empfing ihn Johannas zarter Rosenduft, den ein anderer, säuerlicher Geruch überlagerte.
    Etwas, das sie gerade gekocht hatte? Ihm hatte schon viel zu lange kein Weib mehr Essen zubereitet.
    » Johanna!«, rief er. » Bist du da? Ich bin es, Hennes! Die Tür stand offen …«
    Keine Antwort.
    Sie war nicht zu Hause. Das gefiel ihm.
    Aber wo steckte die Alte, die immer mehr den Verstand verlor? Ob sie gemeinsam weggegangen waren?
    Kurz entschlossen betrat Hennes die Küche. Töpfe und Pfannen glänzten an ihren Haken an der Wand. Auf dem Tisch stand eine Schüssel, zudeckt mit einem Tuch, das er neugierig wegzog: frische Sülze!
    Das Wasser schoss ihm in den Mund, und es hätte nicht viel gefehlt und er wäre gierig über die Schüssel hergefallen. Doch er zwang sich dazu, die Finger davon zu lassen und das Tuch fein säuberlich wieder darüber zu breiten. Dann fiel ihm die Vorratskammer ein, die gleich nebenan lag. Vielleicht warteten da ja andere Köstlichkeiten, von denen er sich bedienen konnte, ohne dass es gleich auffiel.
    Unschlüssig stand Hennes vor den rauen Regalbrettern.
    Säcke voll Mehl, Graupen und Grieß, zwei Töpfe mit Sauerrahm, ein paar Eier, eine Milchkanne, Eingemachtes, Zwiebeln, ein halber Laib Brot, nichts, was ihn wirklich gereizt hätte.
    Er legte den Kopf in den Nacken und schielte nach oben.
    Ganz an der Wand stand ein bauchiger Tontopf, der seine Neugierde weckte. Bewahrte sie darin das köstliche Griebenschmalz auf, das sie ihm früher manchmal kredenzt hatte?
    Er streckte sich, um den Topf herunterzuholen, als ein Schrei ihn zusammenzucken ließ.
    » Das darfst du nicht!« Sabeth rann ein Speichelfaden aus dem Mund, während sie mit erhobenen Fäusten auf ihn losging. » Verboten! Verboten! Verboten! Johanna hat gesagt …«
    » Beruhig dich nur wieder!«, sagte er und stieß sie leicht zurück. » Muss ja keiner wissen, dass ich hier war. Von mir erfährt sie es bestimmt nicht, und wenn auch du brav deinen Mund hältst, ist alles gut. Eigentlich ist das Lilienhaus ja mein rechtmäßiges Zuhause, verstehst du? Hätte diese blonde Hexe mich nicht aus dem Herzen meines Bruders vertrieben, würde ich schon längst rechtmäßig hier wohnen. Da werde ich mich ja wohl einmal in Ruhe umsehen dürfen!«
    Sabeth begann zu keuchen, verdrehte die Augen.
    Er war schon dabei, den Topf zurückzustellen, als er plötzlich innehielt.
    » Wieso regst du dich eigentlich so auf?«, fragte er.
    » Verboten, verboten«, murmelte sie und wollte ihm den Topf aus der Hand reißen. » War lange im Stall. Hat meinem guten, guten Jungen gehört.«
    Severin? Was brabbelte sie da von Severin?
    Mit einem Mal war Hennes hellwach. Wieso bewahrte Johanna etwas in ihrer Vorratskammer auf, das lange im Stall gestanden hatte? Und weshalb fielen der Alten schier die Augen aus dem Kopf, als er jetzt vorsichtig den Deckel hob, anstatt den Topf zurückzustellen?
    Der stechende Geruch, der ihm entgegenstieg, gab ihm die Antwort: Flusssäure – Segen und Fluch

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