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Die Pestmagd

Titel: Die Pestmagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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ihn zur Seite weichen ließ und den Weg für die beiden frei machte.
    » Ich komme im Auftrag von Johanna Arnheim, Eurer Schwägerin, die schuldlos im Kerker sitzt«, sagte Vincent, worauf die Miene des Kürschners gefror.
    Wieder auf der Gasse angelangt, überkamen den Medicus allerdings Bedenken. Sein eigenes Pferd hatte er mit Not und Mühe in der Nachbarschaft unterstellen können, weil das Haus an der Marzellenstraße keinen Stall besaß, und nun musste er für ein weiteres aufkommen, das noch dazu in denkbar schlechtem Zustand war. Im Tageslicht sah man erst richtig, wie struppig und vernachlässigt die Stute war und wie scharf die Rippen unter dem Fell hervorstachen. Ihre Wunden waren beträchtlich. Hennes musste sie gezielt misshandelt haben. Außerdem schien sie leicht zu lahmen, was bedeutete, dass man nach einem Hufschmied Ausschau halten musste.
    Dabei hatte Vincent erst einen Teil von Johannas Anliegen erfüllt. Wie er die alte Dienerin finden sollte, war ihm ein Rätsel. Zudem lag der Besuch beim Glasmaler wie ein Bleilot auf seiner Seele. Der Rektor der Kronenburse, den er bereits um Hilfe gebeten hatte, war sofort einverstanden gewesen, für Johanna zu bürgen. Offenkundig war Weinsberg heimlich in sie verliebt, so geschwitzt und gestammelt wie er hatte, als er sich dazu erbot. Das hatte Johanna ihm verschwiegen. Was aber, wenn Hantsch es schlichtweg ablehnte, vor dem Grewen zu erscheinen?
    Vincent spürte, wie Rosa in seinen Nacken blies, als wollte sie ihm Mut machen. Er drehte sich zu ihr um, tätschelte ihren Hals, was sie zu mögen schien, und setzte mit ihr seinen Weg in die Hohe Straße fort.
    Unterwegs fiel ihm auf, wie verwahrlost die Stadt wirkte. Überall auf den Gassen türmte sich der Müll, die schmalen Rinnen unter den Häusern, für den Abfluss gedacht, standen voller Urin. Die Schar der Bettler schien sich innerhalb weniger Wochen verdreifacht zu haben. Überall wurden ihm schmutzige Hände flehentlich entgegengestreckt, doch anders als sonst, wo er stets gern kleine Almosen verteilte, wich er ihnen heute aus, weil er sich vor Ansteckung fürchtete. Grund dazu gab es reichlich. So viele Häuser, die bereits ein Pechkreuz auf der Tür trugen!
    Warum hatte er nicht seine Maske aufgesetzt und die Handschuhe angezogen? Wenn die Seuche weiterhin so wütete, konnte man ohne Schutz das Haus bald nicht mehr verlassen.
    Als er endlich die Apotheke an den Vierwinden betreten hatte, atmete er auf. Die Offizin war sauber ausgefegt und geräumig und an der Längsseite mit einem nahezu deckenhohen Regal ausgestattet, das unzählige Holzschübe aufwies. Eine Tür führte weiter nach hinten in die Materialkammer, wo getrocknete Kräuter ein ganz eigenes Duftpotpourri verströmten. Für einen Augenblick meinte Vincent von dort eine weibliche Stimme zu hören, die ihm bekannt vorkam, dann jedoch war sie verstummt.
    Wenzel Mechthus, der Apotheker, nickte ihm zu, während er weiter mit einem anderen Kunden verhandelte, einem großen stattlichen Mann, der seinen Judenhut abgenommen und vor sich auf die Theke gelegt hatte.
    » Seit gut drei Tagen will sie nicht mehr essen«, sagte er. » Das gefällt mir gar nicht. Meine Miriam hat immer einen guten Appetit gehabt. Jetzt aber verweigert sie alle Speisen.«
    » Fiebert sie?«, fragte Mechthus.
    » Das tut sie. Und sie klagt über Kopf- und Gliederschmerzen. Sie sagt, sie sei unendlich müde, obwohl sie auch tagsüber viele Stunden schläft. Ich erkenne sie gar nicht wieder, so munter und lebendig wie sie immer war!«
    » Dann solltet Ihr besser einen Medicus rufen. In diesen Zeiten, wo so viele krank …«
    » Einen Medicus?« Der Mann lachte bitter. » Wollt Ihr Euch über mich lustig machen? Der Einzige, den wir in der Gemeinde hatten, ist vor zwei Jahren nach Aachen gezogen. Und wer von den christlichen Ärzten würde sich unser jetzt schon annehmen, da die Pest in der Stadt wütet? Wir können ja schon froh sein, wenn man uns nicht das Haus unterm Hintern ansteckt.« Er beugte sich weiter über die Theke. » Ihr seid meine einzige Hoffnung, Apotheker. Ihr müsst meiner Miriam helfen, ich bitte Euch!«
    » Nun, dazu müsste ich noch mehr wissen«, sagte Mechthus zurückhaltend. » Gibt es weitere Veränderungen an ihr?«
    » Und ob es die gibt! Sie stöhnt und weint und kratzt sich, als wollte sie sich die Haut in Fetzen herunterreißen. Was mich am meisten beunruhigt, sind die roten Flecken und Bläschen, die ihren ganzen Körper bedecken.«
    » Rote

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