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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Joseph Pilaster waren nicht eingeladen. Das war nicht weiter überraschend, denn zur Creme de la creme der Londoner Gesellschaft gehörten sie nicht. Da Augusta aber großen Wert auf die Teilnahme legte, beschloß sie, sich eine Einladung zu verschaffen.
    Kaum hatte sie von dem Ball erfahren, erwähnte sie ihn gegenüber Harriet Morte, die ihr Ansinnen jedoch nur mit einem peinlich berührten Blick quittierte und mit keinem Wort darauf einging. Als Kammerfrau der Königin verfügte Lady Morte über großen gesellschaftlichen Einfluß.
    Augusta überprüfte daraufhin das Konto Lord Mortes beim Bankhaus Pilaster und erfuhr, daß es um tausend Pfund überzogen war.
    Am nächsten Tag erhielt Morte einen Brief von der Bank, in dem ihm die Frage gestellt wurde, wann er das Konto auszugleichen gedenke.
    Noch am selben Tag stattete Augusta Lady Morte einen Besuch ab. Sie entschuldigte sich für den Brief; es habe sich um einen Irrtum gehandelt, und der verantwortliche Angestellte sei auf der Stelle entlassen worden. Dann kam sie wieder auf den Ball zu sprechen.
    Blanker Haß beseelte vorübergehend Lady Mortes gewöhnlich leidenschaftslose Miene, als sie begriff, welcher Handel ihr hier angeboten wurde.
    Augusta blieb völlig ungerührt. An Lady Mortes Sympathie lag ihr nichts; die Dame diente ihr nur als Werkzeug. Und die Wahl, vor die Augusta sie stellte, war einfach: Entweder sie ließ ihre Beziehungen spielen und verschaffte Augusta eine Einladung, oder sie bemühte sich, tausend Pfund aufzutreiben und das Konto auszugleichen. Lady Morte wählte den leichteren Weg, und schon am nächsten Tag hielt Augusta die Einladungskarten in der Hand.
    Verärgert hatte Augusta registriert, daß Lady Morte ihre Hilfe alles andere als bereitwillig angeboten hatte. Es war eine Zumutung, daß man sie erst unter Druck hatte setzen müssen. Also brachte Augusta sie aus reiner Gehässigkeit dazu, auch Edward eine Einladung zu verschaffen.
    Augusta ging als Königin Elisabeth und Joseph als Graf Leicester. Am Abend vor dem Ball speisten sie zunächst zu Hause und zogen sich dann um. Augusta beeilte sich und ging ins Zimmer ihres Gatten, um ihm beim Anlegen seines Kostüms zu helfen. Außerdem wollte sie mit ihm über seinen Neffen Hugh reden. Daß Hugh gleichzeitig mit Edward zum Teilhaber ernannt werden sollte, erboste sie zutiefst. Schlimmer noch - es war ein offenes Geheimnis, daß Edward nur deshalb zum Teilhaber avancierte, weil er geheiratet und einen Anteil von einer viertel Million Pfund an der Bank bekommen hatte, während Hugh seine Beförderung einem spektakulären, äußerst profitablen Geschäft mit der New Yorker Bank Madler & Bell verdankte. Es gab Gerüchte, die Hugh schon jetzt als potentiellen Seniorpartner handelten. Augusta knirschte mit den Zähnen bei dieser Vorstellung. Die Beförderung der beiden sollte Ende April bei der alljährlich fälligen formalen Erneuerung des Teilhabervertrags stattfinden. Doch zu Beginn des Monats hatte Hugh zu Augustas Entzücken den unglaublich törichten Fehler begangen, ein dickliches kleines Arbeitermädchen aus Camden Town zu heiraten. Schon an der Affäre mit Maisie vor nunmehr sechs Jahren war zu erkennen gewesen, daß Hugh eine Schwäche für Gossenschwalben besaß. Dennoch hatte Augusta nie zu hoffen gewagt, daß er tatsächlich so eine heiraten würde. Die Tat war in aller Stille geschehen, in Folkestone. Nur seine Mutter, seine Schwester und der Brautvater waren dabeigewesen. Den Rest der Familie hatte er vor vollendete Tatsachen gestellt.
    Augusta rückte Josephs elisabethanische Halskrause zurecht und sagte: »Nachdem Hugh jetzt mit einem Hausmädchen verheiratet ist, wirst du wohl noch einmal über seine Ernennung zum Teilhaber nachdenken müssen.«
    »Sie ist kein Hausmädchen, sondern eine Korsettmacherin. Oder war es zumindest. Jetzt ist sie Mrs. Pilaster.«
    »Sei's drum - ein Teilhaber des Bankhauses Pilaster kann doch wohl kaum eine Ladenhilfe zur Frau haben.«
    »Von mir aus kann er heiraten, wen er will.« Diese Reaktion hatte Augusta befürchtet. »Wäre sie häßlich, knochendürr und sauertöpfisch, würdest du das nicht sagen«, bemerkte sie spitz. »Du bist nur deshalb so tolerant, weil sie hübsch und gefallsüchtig ist.«
    »Ich sehe ganz einfach kein Problem darin.«
    »Ein Teilhaber muß mit Ministern, Diplomaten und bedeutenden Unternehmern verkehren. Diese Frau wird sich nicht zu benehmen wissen. Er muß ständig damit rechnen, daß sie ihn unsterblich

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