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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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halten und nach Hause gehen - aber er ist einfach noch zu jung, um zu wissen, was sich in einer solchen Situation schickt.
    Josephs Erregung steigerte sich. »Mit Sicherheit haben wir den Ungarnvertrag verloren. Außerdem werden wir nie wieder zu einer königlichen Gesellschaft eingeladen.«
    »Das ist mir klar«, erwiderte Hugh. »Ich wollte lediglich wissen, warum du meinst, daß ich der Familie Schaden zugefügt habe.«
    »Weil du eine Frau in die Familie gebracht hast, die sich nicht zu benehmen weiß!«
    Das wird ja immer besser, dachte Augusta mit hämischer Freude. Hugh glühte vor Zorn, doch in seinen Worten kam zum Ausdruck, daß er seine Wut noch unter Kontrolle hielt. »Das heißt also mit anderen Worten: Um ja nicht irgendwelche Geschäfte oder Verträge zu gefährden, muß sich die Ehefrau eines Pilaster auf Tanzveranstaltungen jede Beleidigung und Demütigung gefallen lassen. Ist das die Philosophie des Hauses?«
    Nun war auch Joseph aufs höchste erbost. »Du unverschämter junger Wicht!« fuhr er Hugh an. »Ich will dir genau sagen, was ich meine: Du hast unter deinem Stand geheiratet und dich damit ein für allemal für die Position eines Teilhabers des Bankhauses Pilaster disqualifiziert!«
    Er hat es ausgesprochen! dachte Augusta voller Freude. Er hat es ausgesprochen!
    Hugh hatte es die Sprache verschlagen. Anders als Augusta hatte er die möglichen Konsequenzen des Zwischenfalls nicht im voraus bedacht. Erst jetzt wurde er sich allmählich der wahren Bedeutung des Geschehenen bewußt. Augusta sah, wie sich sein Gesichtsausdruck wandelte: Wut wich Betroffenheit, Betroffenheit Erkenntnis und Erkenntnis Verzweiflung.
    Es kostete sie Überwindung, ein triumphierendes Lächeln zu unterdrücken. Sie hatte erreicht, was sie wollte. Joseph mochte seine Entscheidung später bedauern, aber es war kaum damit zu rechnen, daß er sie zurücknehmen würde - dazu war er zu stolz. »So ist das also!« sagte Hugh schließlich, und sein Blick war nicht auf Joseph, sondern auf Augusta gerichtet. Zu ihrer Überraschung erkannte sie, daß er den Tränen nahe war. »Sehr schön, Augusta. Du hast gewonnen. Ich weiß zwar nicht, wie du es angestellt hast, aber daran, daß du hinter diesem Vorfall steckst, besteht für mich nicht der geringste Zweifel.« Er wandte sich an Joseph: »Du solltest einmal darüber nachdenken, Onkel Joseph. Du solltest dir einmal die Frage stellen, wem hier tatsächlich am Wohl der Bank gelegen ist ...« Er sah wieder Augusta an und kam zum Schluß: »... und wer ihre wahren Feinde sind.«
     
     
    Innerhalb von Stunden verbreitete sich die Nachricht von Hughs Sturz in der ganzen City.
    Schon am folgenden Nachmittag trafen die ersten Absagen ein: Leute, die sich zuvor die Hacken abgelaufen hatten, um einen Termin bei Hugh Pilaster zu bekommen, die mit ihm über geldträchtige Eisenbahnprojekte, Stahlwerke, Werften und Wohnbauvorhaben an der Londoner Peripherie hatten verhandeln wollen, sagten ihre Termine ab. In der Bank behandelten ihn Angestellte, die ihm zuvor mit höchster Ehrerbietung begegnet waren, wie irgendeinen leitenden Angestellten. Und in einem Kaffeehaus in der Nähe der Bank of England machte er die Erfahrung, daß ihn nicht mehr, wie bisher üblich, binnen kurzem ein Schwarm von Leuten umgab, die seine Ansichten über die Great Trunk Railroad, den Preis der Louisiana-Anleihen und die Staatsverschuldung der USA hören wollten.
    Im Direktionszimmer kam es zu einer heftigen Auseinandersetzung. Onkel Samuel reagierte mit Empörung auf Josephs Ankündigung, daß Hugh nicht zum Teilhaber ernannt werden könne. Da sich aber der junge William auf die Seite seines Bruders Joseph schlug und Major Hartshorn seinem Beispiel folgte, wurde Samuel überstimmt.
    Was zwischen den Partnern vorgefallen war, erfuhr Hugh von Jonas Mulberry, dem kahlköpfigen, sauertöpfischen Prokuristen.
    »Ich muß Ihnen sagen, daß ich diese Entscheidung bedaure, Mr. Hugh«, erklärte er, und es war ihm anzumerken, daß er es ernst meinte. »Als Sie als Banklehrling unter mir anfingen, haben Sie - im Gegensatz zu anderen Familienmitgliedern, mit denen ich in der Vergangenheit zu tun hatte - nie versucht, Ihre Fehler mir in die Schuhe zu schieben.«
    »Das hätte ich nie gewagt, Mr. Mulberry«, erwiderte Hugh lächelnd.
    Nora weinte eine ganze Woche lang. Hugh lehnte es ab, sie für die Ereignisse verantwortlich zu machen. Niemand hatte ihn gezwungen, sie zu heiraten - die Verantwortung für seine Entschlüsse

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