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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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ihr, daß er es anders nie gekonnt hat?«
    Lily runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht, daß es auf bestimmte Einzelheiten ankommt - darauf, wie viele Mädchen dabei sind oder so. Wenn Micky dabei ist, klappt es, und wenn Micky fehlt, klappt es nicht.«
    »Das ist ja fast, als ob er im Grunde nur Micky liebte«, sagte Maisie nachdenklich.
    »Mir kommt das alles vor wie in einem Traum«, flüsterte Emily und nahm einen großen Schluck Gin. »Das kann doch alles gar nicht wahr sein, oder? Gibt es denn solche Sachen überhaupt?«
    »Wenn Sie wüßten!« sagte Lily. »Verglichen mit manchen anderen Kunden, sind Edward und Micky geradezu harmlos.« Das war selbst für Maisie starker Tobak. Edward und Micky gemeinsam mit einer Frau im Bett - diese Vorstellung war dermaßen aberwitzig, daß sie am liebsten laut gelacht hätte. Es kostete sie einige Mühe, ein Kichern zu unterdrücken. Dabei fiel ihr die Nacht ein, als Edward sie und Hugh beim Liebesspiel überrascht hatte. Edward hatte die Szene so erregt, daß er jegliche Selbstbeherrschung verlor. Damals hatte sie intuitiv gespürt, daß der besondere Reiz für ihn darin lag, sich unmittelbar nach Hugh über sie herzumachen. »Ein geschmiertes Brötchen!« entfuhr es ihr. Ein paar Frauen kicherten. »Genau!« sagte April und lachte. Emily lächelte verwirrt. »Ich verstehe nicht ...«
    »Es gibt Männer, die geschmierte Brötchen mögen«, erklärte April, und die Huren lachten noch lauter als zuvor. »Darunter versteht man Frauen, die kurz vorher von einem anderen gevögelt worden sind.«
    Nun fing auch Emily an zu kichern, und einen Augenblick später lachten sie alle wie hysterisch. Der Gin, die eigenartige Szenerie und das Gespräch über männliche Sexualphantasien zeigen Wirkung, dachte Maisie, und die Zote hat das Faß zum Überlaufen gebracht ... Jedesmal, wenn das Gelächter verebbte, rief eine der Frauen: »Ein geschmiertes Brötchen!«, und sofort ging die Kicherei wieder von vorn los. Schließlich waren sie alle so erschöpft, daß das Lachen wie von selbst erstarb. Nachdem sie sich beruhigt hatten, sagte Maisie:
    »Aber was ergibt sich daraus für Emily? Sie möchte so gern ein Kind haben - aber sie kann doch kaum Micky Miranda zu sich und Edward ins Ehebett bitten ...«
    Emily wirkte auf einmal wieder sehr betrübt.
    April sah ihr in die Augen. »Wie ernst ist Ihnen die Angelegenheit, Emily?«
    »Ich bin zu allem bereit«, erwiderte diese. »Wirklich zu allem.«
    »Nun gut ...« sagte April leise. »Wenn dem so ist, dann gibt es da etwas, das wir probieren könnten.«
     
    Joseph Pilaster vertilgte die letzten Bissen einer großen Portion Rührei mit gegrillten Lammnierchen und begann, eine Scheibe Toast mit Butter zu bestreichen.
    Augusta fragte sich, ob bei Männern mittleren Alters wohl ein Zusammenhang bestand zwischen ihrer schlechten Laune und der riesigen Fleischmenge, die sie täglich verzehrten. Nierchen zum Frühstück! Ihr wurde allein schon beim Gedanken daran übel.
    »Sidney Madler ist in London«, sagte Joseph. »Ich treffe mich heute vormittag mit ihm.«
    »Madler?« Im ersten Moment wußte Augusta nichts mit dem Namen anzufangen.
    »Ja, Sidney Madler aus New York. Er ist wütend, weil Hugh die
    Teilhaberschaft versagt wurde.«
    »Was geht den das an?« Fragte seine Gattin. »Eine Unverschämtheit!« Ihre Stimme klang herablassend; in Wirklichkeit war Augusta jedoch sehr beunruhigt.
    »Ich weiß genau, was er sagen wird«, fuhr Joseph fort. »Als wir mit Madler und Bell fusionierten, bestand die stillschweigende Übereinkunft, daß der Londoner Part des Unternehmens von Hugh geleitet werden sollte. Und nun hat Hugh gekündigt, wie du weißt.«
    »Du hast ihn nicht darum gebeten.«
    »Nein, aber ich könnte ihn wahrscheinlich halten. Ich müßte ihm nur eine Teilhaberschaft offerieren.«
    Es bestand die Gefahr, daß Joseph schwach wurde; Augusta sah es ihm an und bekam es auf einmal mit der Angst zu tun. Ich muß ihm das Rückgrat stärken, dachte sie und sagte: »Ich darf doch wohl annehmen, daß du die Entscheidung, wer im Bankhaus Pilaster Teilhaber wird und wer nicht, nicht irgendwelchen Außenstehenden überläßt.«
    »Ja, natürlich, das ist unsere Sache.«
    Eine Idee schoß Augusta durch den Kopf. »Kann Mr. Madler die Fusion aufkündigen?«
    »Er könnte es, ja. Aber bisher hat er nicht damit gedroht.«
    »Ist sie viel Geld wert?«
    »Sie war es. Aber wenn Hugh zu Greenbourne geht, wird er wahrscheinlich die meisten seiner

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