Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
Vom Netzwerk:
...«
    »Können Sie dafür sorgen?«
    Hobbes begann sich für den Vorschlag zu erwärmen. »Ich sehe schon alles vor mir!« rief er erregt. »›Blasphemie im Oberhaus‹. Das ist genau das, was wir einen Hintergrund nennen, Mrs. Pilaster. Sie sind ja genial! Sie sollten selber Journalistin sein!«
    »Sie schmeicheln mir«, sagte sie, ohne daß ihm ihr Sarkasmus aufgefallen wäre.
    Unvermittelt schien Hobbes wieder Bedenken zu haben. »Mr. Greenbourne ist ein sehr mächtiger Mann«, sagte er. »Mr. Pilaster ebenfalls.«
    »Gewiß, gewiß.«
    »Dann kann ich mich also auf Sie verlassen?« In aller Eile überschlug Hobbes seine Risiken, entschloß sich, den Pilasters die Stange zu halten, und sagte: »Überlassen Sie nur alles mir.«
    Augusta nickte. Allmählich ging es ihr wieder besser. Lady Morte würde die Königin gegen Greenbourne einnehmen, Hobbes die Sache in die Presse bringen und Fortescue nur auf den richtigen Augenblick warten, um dem Premierminister den Namen einer Alternative ohne Fehl und Tadel ins Ohr zu flüstern - den Namen Joseph Pilaster. Ihre Chancen waren wieder gestiegen.
    Sie erhob sich und wollte sich zum Gehen wenden, doch Hobbes hatte noch etwas zu sagen. »Darf ich es wagen, Ihnen noch in einer ganz anderen Angelegenheit eine Frage zu stellen?«
    »Aber selbstverständlich.«
    »Man hat mir recht günstig eine Druckmaschine angeboten. Gegenwärtig drucken wir außer Haus, wie Sie wissen. Wenn wir unsere eigene Druckmaschine hätten, könnten wir sowohl unsere Kosten reduzieren als auch durch die Übernahme von Fremdaufträgen noch ein bißchen dazuverdienen.«
    »Das liegt auf der Hand«, sagte Augusta ungeduldig. »Ich frage mich, ob sich das Bankhaus Pilaster zu einem Warenkredit überreden ließe ...«
    Das war der Preis für seine fortgesetzte Unterstützung. »Wieviel?« fragte sie.
    »Hundertsechzig Pfund.«
    Ein Klacks, nicht mehr. Und wenn Hobbes mit der gleichen Energie und der gleichen Giftigkeit gegen die Peerswürde für Juden vom Leder zog, die auch seine Kampagne für mehr Bankiers im Adelsstand ausgezeichnet hatte, dann war das Geld gut angelegt.
    »Eine sehr günstige Gelegenheit, diese Maschine«, sagte Hobbes,
    »das kann ich Ihnen versichern.«
    »Ich werde mit Mr. Pilaster darüber reden.« An Josephs Zustimmung hegte sie nicht den geringsten Zweifel, wollte es Hobbes aber nicht zu leicht machen. Eine nur zögerlich gewährte Vergünstigung würde er höher zu schätzen wissen.
    »Vielen Dank. Es ist mir stets ein Vergnügen, Sie zu sehen, Mrs. Pilaster.«
    »Gewiß«, sagte sie und ging.
     

4. Kapitel
    Juni 1879
     
    Es war still geworden in der Botschaft Cordobas. Die Büros im Erdgeschoß waren leer; die drei dort beschäftigten Angestellten hatten bereits vor einigen Stunden den Heimweg angetreten. Micky und Rachel hatten im ersten Stock eine kleine Dinnerparty für ausgewählte Gäste gegeben - für Sir Peter Mountjoy, Unterstaatssekretär im Außenministerium, und seine Gattin, für den dänischen Gesandten und Cavaliere Michele von der italienischen Botschaft. Inzwischen waren die Gäste längst wieder fort, und auch das Hauspersonal hatte sich empfohlen. Micky machte sich ausgehfertig.
    Der erste Reiz des Ehelebens war verflogen. Vergeblich hatte Micky versucht, seine sexuell unerfahrene Frau zu schockieren und abzustoßen. Es war enervierend: Alle Perversitäten, zu denen er sich verstieg, stießen bei ihr auf bereitwilliges Entgegenkommen. Rachel hatte beschlossen, daß er mit ihr machen konnte, was er wollte, und wie immer, wenn sie eine solche Entscheidung getroffen hatte, ließ sie sich durch nichts und niemanden davon abbringen. Nie zuvor war Micky Miranda einer so gnadenlos konsequenten Frau begegnet.
    Im Bett erfüllte sie ihm jeden Wunsch, was jedoch ihrer festen Überzeugung, daß sich eine Frau außerhalb des Schlafzimmers von ihrem Mann nicht versklaven lassen dürfe, keinerlei Abbruch tat. Und da sie sich rigoros an beide Grundsätze hielt, kam es in Haushaltsangelegenheiten immer wieder zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen den Eheleuten. Manchmal gelang es Micky immerhin, die eine Szenerie in die andere zu verwandeln. Mitten in einem hitzigen Streit über Geld oder das Hauspersonal befahl er ihr: »Los, zieh dein Kleid hoch, und leg dich auf den Boden!«, worauf der Krach in einer leidenschaftlichen Umarmung endete. Aber inzwischen funktionierte auch diese Methode nicht mehr hundertprozentig, und es kam durchaus vor, daß Rachel den Streit

Weitere Kostenlose Bücher