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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Premierminister einen von diesen Leuten adeln will ...«
    »Ich kann es versuchen. Aber ich bin nicht sicher, daß es den erwünschten Erfolg haben wird.«
    Augusta überlegte angestrengt. »Können wir noch irgend etwas tun, damit Ihrer Majestät die weitreichende Bedeutung dieses Falles bewußt wird?«
    »Wenn es öffentliche Proteste gäbe - Anfragen im Parlament zum
    Beispiel oder Presseartikel ...«
    »Die Presse«, sagte Augusta und dachte an Arnold Hobbes. »Ja, ich glaube, da ließe sich etwas machen.«
     
    Hobbes war ganz aus dem Häuschen, als Augusta ihn in seinem kleinen, engen, tintenfleckigen Büro aufsuchte. Da er sich nicht entscheiden konnte, ob er aufräumen, sich um sie kümmern oder sie hinauskomplimentieren sollte, tat er alles auf einmal in schier hysterischer Konfusion: Er wuchtete Papierstapel und Korrekturfahnen vom Boden auf den Tisch und wieder zurück; er holte für sie einen Stuhl, ein Glas Sherry und einen Teller mit Gebäck und schlug ihr im gleichen Atemzug vor, in ein anderes Zimmer zu gehen, wo man ungestört miteinander sprechen könne. Sie ließ ihn ein paar Minuten lang zappeln und sagte dann: »Bitte, Mr. Hobbes, setzen Sie sich, und hören Sie mir zu.«
    »Gewiß, gewiß«, sagte er, ließ sich auf einen Stuhl fallen und starrte sie durch seine ungeputzten Brillengläser an. Mit wenigen knappen Sätzen unterrichtete Augusta ihn über die bevorstehende Ehrung Ben Greenbournes.
    »Höchst bedauernswert, wirklich höchst bedauernswert«, brabbelte Hobbes nervös. »Doch glaube ich kaum, daß man dem Forum in dieser auf Ihre freundliche Anregung zurückgehenden Angelegenheit fehlendes Engagement vorwerfen kann.« Wofür man dir zwei lukrative Aufsichtsratsposten in den Unternehmen meines Mannes zugeschanzt hat, dachte Augusta. »Ich weiß, daß es nicht Ihre Schuld ist«, sagte sie pikiert. »Die Frage ist nur, was Sie jetzt noch tun könnten, um der neuen Entwicklung entgegenzuwirken?«
    »Meine Zeitschrift befindet sich in einer schwierigen Lage«, erwiderte Hobbes betrübt. »Nachdem wir uns so lautstark dafür eingesetzt haben, daß endlich ein Bankier mit der Peerswürde ausgezeichnet wird, können wir, sollte es nun tatsächlich dazu kommen, nicht urplötzlich eine Kehrtwende vollziehen und dagegen protestieren.«
    »Aber es lag doch nie in Ihrer Absicht, einem Juden diese Ehre zukommen zu lassen.«
    »Nein, nein - obgleich sehr viele Bankiers Juden sind.«
    »Können Sie nicht einfach schreiben, daß es genügend christliche Bankiers gibt, unter denen der Premierminister seine Auswahl treffen kann?«
    Er sträubte sich nach wie vor. »Wir könnten ...«
    »Dann tun Sie's doch!«
    »Entschuldigen Sie, Mrs. Pilaster, aber das reicht einfach nicht aus.«
    »Ich versteh' Sie nicht«, entgegnete Augusta ungeduldig. »Es handelt sich um eine professionelle Erwägung. Wir brauchen einfach einen Hintergrund. Wir könnten zum Beispiel Disraeli - oder Lord Beaconsfield, wie er jetzt heißt - beschuldigen, die Angehörigen seiner eigenen Rasse einseitig zu bevorzugen. Das wäre so ein Hintergrund. Das Problem liegt allerdings darin, daß er allgemein in dem Rufe steht, ein sehr aufrichtiger Mann zu sein. Das könnte einen solchen Vorwurf wirkungslos verpuffen lassen.«
    Augusta haßte das zögerliche Hin und Her, zügelte jedoch ihre Ungeduld, weil sie erkannte, daß hier ein echtes Problem vorlag. Nach kurzem Überlegen kam ihr eine Idee. »Was war das für eine Zeremonie, als Disraeli ins Oberhaus aufgenommen wurde. War sie - normal?«
    »Ja, in jeder Hinsicht, soweit ich mich entsinne.«
    »Er schwor den Treueeid also auf eine christliche Bibel?«
    »Allerdings.«
    »Altes und Neues Testament?«
    »Mir dämmert langsam, worauf Sie hinauswollen, Mrs. Pilaster. Ob Ben Greenbourne auf eine christliche Bibel schwören wird? Wie ich ihn kenne, ist das eher unwahrscheinlich.« Augusta schüttelte zweifelnd den Kopf. »Es kann sein, daß er's trotzdem tut, solange nicht zuviel Aufhebens darum gemacht wird. Er geht nicht gern auf Konfrontationskurs, kann aber sehr halsstarrig sein, wenn er sich herausgefordert fühlt. Angenommen, in der Öffentlichkeit würde lautstark die Forderung erhoben, er solle den Eid nach genau dem gleichen Ritus ablegen wie alle anderen auch - kann sein, daß er dann dagegen aufbegehrt. Er wird sich nicht nachsagen lassen wollen, daß man ihm Vorschriften machen kann.«
    »Eine lautstarke Forderung in der Öffentlichkeit«, sagte Hobbes nachdenklich. »Ja

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