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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Hugh. »Er war einfach unfähig zu jedweder Bosheit. Ich kannte ihn fünfzehn Jahre lang und habe in all dieser Zeit nicht ein einziges Mal erlebt, daß er zu irgendeinem Menschen unfreundlich gewesen wäre.«
    »Warum geschehen solche Dinge nur?« fragte Maisie jammervoll. Hugh zögerte. Erst vor ein paar Tagen hatte er von Tonio Silva
    erfahren, daß Micky Miranda vor Jahren Peter Middleton ermordet hatte. Er konnte sich daher der Frage nicht erwehren, ob Micky vielleicht auch in den Tod von Solly Greenbourne verwickelt war. Die Polizei suchte nach einem gutgekleideten Herrn, der sich kurz vor dem Unfall mit Solly gestritten hatte - und Micky hatte sich zweifellos irgendwo in der Nähe herumgetrieben, sonst hätte er zum ungefähren Zeitpunkt des Geschehens nicht plötzlich im Cowes Club auftauchen können.
    Aber Micky Miranda hatte kein Motiv, im Gegenteil. Solly stand kurz vor der Unterzeichnung des Vertrags über den Bau der Santamaria-Bahn, an dem Micky soviel gelegen war. Warum sollte er seinen Wohltäter umbringen? Hugh entschied sich, Maisie nichts von seinem offensichtlich unbegründeten Verdacht zu erzählen. »Es war, wie es scheint, ein tragischer Unfall«, sagte er.
    »Der Kutscher behauptet, Solly wurde auf die Straße gestoßen. Warum läuft der Zeuge davon, wenn er nichts getan hat?«
    »Er hat wahrscheinlich versucht, Solly zu berauben - das vermuten jedenfalls die Zeitungen.« Für die Presse war der Fall ein gefundenes Fressen: der furchtbare Tod des prominenten Bankiers, eines der reichsten Männer der Welt - eine echte Sensation!
    »Seit wann laufen Diebe im Abendanzug herum?«
    »Es war doch schon fast dunkel. Der Kutscher kann sich, was die Kleidung des Mannes betrifft, geirrt haben.« Maisie löste sich von Hugh und setzte sich wieder hin. »Wenn du nur noch ein bißchen gewartet hättest, könntest du anstelle von Nora jetzt mich heiraten«, sagte sie.
    Ihre Offenheit bestürzte ihn. Innerhalb von Sekunden, nachdem er von Sollys Tod erfahren hatte, war ihm der gleiche Gedanke durch den Kopf geschossen, und er hatte sich dessen sogleich geschämt. Für Maisie war es typisch, daß sie ohne langes Drumherum aussprach, was sie beide dachten. Weil er nicht wußte, wie er auf die Bemerkung reagieren sollte, versuchte er es mit einem albernen Scherz: »Ein Pilaster heiratet eine Greenbourne - das wäre wohl eher eine Fusion als eine Hochzeit.« Maisie schüttelte den Kopf. »Ich bin keine Greenbourne. Sollys Familie hat mich nie richtig akzeptiert.«
    »Aber du mußt doch einen ordentlichen Anteil an der Bank geerbt haben.«
    »Ich habe gar nichts geerbt, Hugh.«
    »Das ist doch unmöglich!«
    »Nein, es stimmt. Solly verfügte keineswegs über ein eigenes Vermögen. Sein Vater zahlte ihm zwar monatlich eine Riesensumme, überschrieb ihm aber meinetwegen nie Bankkapital. Selbst das Haus hier ist nur gemietet. Mir gehören meine Kleider, meine Möbel und mein Schmuck, weshalb ich sicher nicht am Hungertuch nagen werde. Aber weder ich noch der kleine Bertie sind Erben der Bank.«
    Hugh war gleichermaßen überrascht wie erbost. Es war für ihn unvorstellbar, wie man sich Maisie gegenüber so engherzig verhalten konnte. »Nicht einmal für deinen Sohn will der Alte Herr sorgen?« fragte er ungläubig.
    »Nein, Bertie bekommt keinen Penny. Ich habe heute morgen mit meinem Schwiegervater gesprochen.«
    Hugh empfand die schäbige Behandlung, die Ben Greenbourne Maisie angedeihen ließ, als persönlichen Affront - schließlich war er mit ihr befreundet. »Das ist ein Skandal«, sagte er. »So schlimm ist es gar nicht«, erwiderte Maisie. »Ich habe Solly fünf glückliche Jahre geschenkt und durfte dafür fünf Jahre lang in den höchsten gesellschaftlichen Kreisen verkehren. Es fällt mir nicht schwer, wieder ins normale Leben zurückzukehren. Ich werde meinen Schmuck verkaufen und das Geld anlegen. Von dem Einkommen kann ich ein geruhsames Leben führen.« Es war kaum zu fassen.
    »Wirst du wieder zu deinen Eltern ziehen?« fragte er.
    »Nach Manchester? Nein, ganz so weit kann ich wohl doch nicht zurück. Ich bleibe in London. Rachel Bodwin eröffnet in Kürze eine Klinik für ledige Mütter - ich kann mir vorstellen, daß ich ihr dabei helfen werde.«
    »Die Klinik verursacht einen ziemlich großen Wirbel. Die Leute sagen, sie sei ein Skandal ...«
    »Dann bin ich ja genau die Richtige dafür!«
    Hugh hatte seinen Ärger und seine Betroffenheit über Ben Greenbournes Verhalten gegenüber seiner

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