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Die Pfeiler der Macht

Die Pfeiler der Macht

Titel: Die Pfeiler der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Alters, genauso eitel wie vor zwanzig Jahren. Er lebte noch immer mit Stephen Caine, seinem »Sekretär«, zusammen. Hugh war der einzige Pilaster, der die beiden gelegentlich besuchte. Sie wohnten mit zahlreichen Katzen im Stadtteil der Boheme, Chelsea, in einem Haus, dessen Interieur dem Zeitgeschmack entsprach. Nach dem Genuß einer halben Flasche Portwein hatte Stephen einmal gesagt, er wäre die einzige Ehefrau in der Familie Pilaster, die keine alte Hexe sei. Als Samuel eintraf, saß Hugh in der Bibliothek, in die er sich nach dem Abendessen zurückzuziehen pflegte. Er hielt ein Buch auf dem Schoß, las jedoch nicht, sondern starrte ins Kaminfeuer und grübelte über seine Zukunft nach. Er besaß genug Geld - so viel, daß er für den Rest seines Lebens bequem davon leben konnte. Aber seinen Traum, eines Tages Seniorpartner zu werden, konnte er jetzt vergessen.
    Onkel Samuel wirkte müde und traurig. »Mit mein e m verstorbenen Vetter Joseph hatte ich meist Krach«, sagte er. »Ich bedaure es sehr, daß wir nicht besser miteinander ausgekommen sind.«
    Hugh fragte ihn, ob er etwas trinken wolle, und Samuel bat um ein Glas Portwein. Hugh rief den Butler und ließ eine Flasche dekantieren.
    »Wie siehst du denn nun die Lage?« fragte Samuel. »Anfangs war ich wütend, jetzt bin ich nur noch verzweifelt«, erwiderte Hugh.
    »Edward ist hoffnungslos ungeeignet für den Posten des Seniorpartners. Aber es läßt sich nichts dagegen unternehmen. Was meinst du?«
    »Mir geht es genauso wie dir. Ich werde ebenfalls zurücktreten. Mein Kapital werde ich nicht aus der Bank herausnehmen - jedenfalls nicht sofort -, aber am Jahresende ist für mich Schluß. Ich habe es nach deinem dramatischen Abgang offiziell bekanntgegeben. Kann sein, daß ich meine Meinung früher hätte sagen sollen, aber geändert hätte das auch nichts.«
    »Was haben die anderen sonst noch gesagt?«
    »Damit, mein lieber Junge, komme ich zum eigentlichen Anlaß meines Besuchs. Ich bin, wie ich zu meinem Bedauern gestehen muß, eine Art Gesandter des Feindes. Man hat mich gebeten, dich zu einem Widerruf deines Rücktritts zu überreden ...«
    »Diese Idioten!«
    »Mit diesem Urteil liegst du nicht falsch. Es gibt allerdings noch einen anderen Faktor zu berücksichtigen: Wenn du Knall auf Fall aussteigst, weiß die ganze City sofort, warum. Die Leute werden sagen, wenn Hugh Pilaster glaubt, daß Edward die Bank nicht leiten kann, dann hat er wahrscheinlich recht. Es könnte zu einem Vertrauensverlust kommen.«
    »Na und? Wenn die Bank schlecht geführt wird, ist es nur recht und billig, daß die Leute ihr Vertrauen verlieren. Tun sie's nicht, verlieren sie ihr Geld.«
    »Und wenn dein Rücktritt eine Finanzkrise auslöst?« Daran hatte Hugh noch nicht gedacht. »Wäre das möglich?«
    »Ich glaube, ja.«
    »Das möchte ich natürlich nicht.« Eine Krise konnte auch andere, grundsolide Unternehmen in den Bankrott treiben - so wie im Jahre 1866 der Zusammenbruch von Overend & Gurney die Firma seines Vaters.
    »Vielleicht solltest du, so wie ich, bis zum Ende des Finanzjahres auf deinem Posten bleiben«, schlug Samuel vor. »Das sind ja nur noch ein paar Monate. Wenn Edward schon eine Weile im Amt ist, so daß die Leute sich an ihn gewöhnt haben, wirbelt dein Rücktritt nicht mehr soviel Staub auf.«
    Der Butler kam mit dem Portwein und schenkte ihnen ein. Hugh nippte nachdenklich an seinem Glas. Obwohl ihm der Vorschlag Samuels alles andere als angenehm war, konnte er ihn kaum ablehnen. Nachdem er seinen Widersachern einen Vortrag über ihre Pflichten gegenüber den Bankkunden und der Finanzwelt gehalten hatte, war er jetzt der Gefangene seiner eigenen Worte. Wenn ich wegen persönlicher Ressentiments zulasse, daß die Bank Schaden nimmt, bin ich nicht besser als Augusta, dachte er und tröstete sich damit, daß ihm die Verschiebung seines Rücktritts auch mehr Zeit zum Nachdenken über seine Zukunft gab. »Na gut«, sagte er schließlich und seufzte. »Ich bleibe bis Ende des Jahres.«
    Samuel nickte. »Ich dachte es mir. Es ist das einzig Richtige in dieser Situation - und bisher hast du dich noch immer für den richtigen Weg entschieden.«
     
    Bevor Maisie Greenbourne sich vor mittlerweile elf Jahren aus der High Society verabschiedet hatte, war sie reihum zu allen ihren Freunden gegangen - von denen es recht viele und unter ihnen eine nicht geringe Zahl sehr betuchter Leute gab - und hatte sie zu einer Geldspende für Rachels Geburtsklinik in

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