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Die Pfeiler des Glaubens

Die Pfeiler des Glaubens

Titel: Die Pfeiler des Glaubens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildefonso Falcones
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Neuchrist.«
    »Ich weiß, dass Euer Herz rein und großzügig ist«, behauptete Rafaela unbeirrt. »Miguel hat es mir erzählt.«
    »Dein Vater … wird nicht zulassen, dass …«, stammelte Hernando.
    »Miguel hat eine Lösung.«
    Da wandte er den Kopf Miguel zu. Er lächelte! Dabei ließ er seine Zahnlücken sehen, die sich so sehr von Rafaelas ebenmäßigen Zahnreihen unterschieden. Hernando sah zwischen den beiden hin und her. Was sollte das für eine Lösung sein?
    »Aber es ist doch nichts Gesetzwidriges?«
    »Nein.«
    »Und nichts, das gegen das Kirchenrecht verstößt?«
    »Auch nicht.«
    Wieso sollte der Jurado der Heirat seiner Tochter mit einem Morisken zustimmen, dessen Mutter zudem von der Inquisition verurteilt worden war? Es war einfach unvorstellbar. Ihr Vater würde die Hochzeit sicherlich um jeden Preis verhindern. Hernando konnte sich also unbesorgt auf Miguels Plan einlassen, dann würde immerhin nicht er dessen hehre Absichten zunichtemachen.
    »Ich bin müde«, gab er vor. »Lass uns morgen weiterreden, Miguel. Gute Nacht, Rafaela.«
    »Warte noch, Señor«, bat Miguel, als Hernando an ihm vorbeigehen wollte.
    »Was willst du noch, Miguel?«, fragte er mit matter Stimme.
    »Du musst es dir selbst ansehen. Ich stehle dir nur noch ein klein wenig von deiner Zeit.« Hernando seufzte und nickte. »Komm mit, dafür müssen wir nach oben gehen.«
    »Was ist mit Rafaela?«, protestierte Hernando, als Miguel gerade den Stall verlassen wollte. »Sie kann nicht mit zu uns kommen. Schließlich ist sie unverheiratet. Mädchen, geh wieder zu deiner Familie«, forderte Hernando sie auf.
    »Aber sie kann jetzt noch nicht nach Hause gehen«, hörte er Miguel hinter sich sagen. »Jetzt ist es zu gefährlich.«
    »Was heißt das?«
    »Sie muss hier auf uns warten, bei den Pferden.«
    Miguel war schon im Patio.
    Hernando sah zu Rafaela, die ihm als Antwort ein Lächeln schenkte. Dann eilte er hinter dem jungen Mann her. Warum konnte das Mädchen nicht nach Hause gehen? Was sollte daran gefährlich sein? Miguel klammerte sich an das Treppengeländer und zog sich mühselig zum Obergeschoss hinauf. Hernando holte ihn auf den letzten Stufen ein.
    »Was ist los, Miguel?«
    »Pst. Sei still«, bat ihn der Junge. »Niemand darf uns hören. Du wirst gleich sehen.«
    Oben auf der Galerie eilten sie bis zu der Stelle, von der aus man auf die Gasse blicken konnte, die zum Stall führte.
    »Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, Señor. Es ist immer um diese Zeit«, flüsterte Miguel. »Und ich gratuliere dir, Señor. Du bekommst die beste Frau von ganz Córdoba. Ach was, von Córdoba? Die beste Frau von ganz Spanien!«
    Hernando schüttelte nur den Kopf.
    »Miguel …«
    »Da sind sie!«, unterbrach ihn der Junge. »Sei ruhig.«
    Hernando reckte den Kopf vor und sah in der Dunkelheit, wie zwei Gestalten vor der kleinen Tür haltmachten, durch die Rafaela immer huschte. Hernando begriff, warum das Mädchen den Stall jetzt nicht verlassen konnte. Ein Mann öffnete vom Patio des Nachbarhauses aus die kleine Tür und beleuchtete mit einer Laterne die Gesichter von zwei Frauen, die auf den Mann zugingen, in dem Hernando Don Martín Ulloa erkannte. Die Frauen überreichten dem Jurado etwas und wurden sogleich wieder von der Dunkelheit verschluckt. Don Martín verschloss die Tür, und damit verschwand auch der Schein der Laterne.
    Hernando sah seinen Freund fragend an.
    »Und? War das alles?«
    »Vor zwei Wochen«, erwiderte Miguel, »als du gerade in Granada warst, wären wir beinahe diesen Frauen und Rafaelas Vater begegnet. Seither habe ich Abend für Abend nachsehen müssen, ob die Luft rein ist, bevor Rafaela wieder nach Hause gehen konnte.«
    »Was hat das alles zu bedeuten, Miguel?«
    »Diese Frauen sind Bettlerinnen, es sind aber nur zwei von vielen, die hierherkommen. Eines Abends habe ich eine von ihnen erkannt: Angustias. Ich habe mich auf den Straßen umgehört und mich dann … unter meine Leute gemischt. Ich habe übrigens keine einzige Münze erbetteln können, nicht einmal Falschgeld.« Miguel schmunzelte in die Dunkelheit. »Ich bin einfach aus der Übung …«
    »Jetzt mach es kurz, Miguel«, unterbrach ihn Hernando.
    »Ich habe mich also umgehört, und die beiden Frauen, die du heute Abend gesehen hast, heißen María und Lorenza. Lorenza ist die kleinere der beiden und …«
    »Miguel!«
    »Sie leihen sich Kinder zum Betteln.« Es herrschte einen Moment lang Schweigen, bevor Hernando die Sprache

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