Die Pferde vom Friesenhof 02 - Wilde Jagd am Meer
Schnell wurden die Pferde in den Stall gebracht.
Mit klopfendem Herzen liefen die Mädchen zum Friesenhaus. Was würde Meike Eichhorn zu ihren Haaren sagen?
In der Haustür verließ sie plötzlich der Mut, ihrer Gastmutter mit »Tropennacht« auf dem Kopf zu begegnen. Sie rannten am Essraum vorbei zum Friesenzimmer, um Kriegsrat zu halten.
Eilig besorgte Lea fünf Kopftücher für die Gefärbten. »Ihr sagt, die tragt ihr wegen einer verlorenen Wette«, bestimmte sie, während die Mädchen ihre schwarzen Haare unter dem Stoff verschwinden ließen.
Lea schob eine vorwitzige Haarsträhne von Charlotte unter das Kopftuch. »Es reicht, wenn meine Eltern euch sehen, nachdem die Haare abgeschnitten sind. Sonst müssen wir ihre Schreie zweimal ertragen. Und nun ab in die Küche!«
Das Essen konnte niemand so recht genießen. Dabei gab es knusprige Pommes frites, ein Lieblingsgericht. Aber im Moment platzten die Mädchen, die morgens auf dem Friesenhof geblieben waren, vor Neugier. Kopftücher verdeckten die Tarnhaare.
Vanessa und Amber wurden fast verrückt, dass sie keine Antworten bekamen. Jedes Mal, wenn sie eine Frage flüsterten, erschien Frau Eichhorn und verteilte frische Pommes Frites.
Vanessa aß vor Aufregung zunächst gar nichts, dann stopfte sie sich eine ganze Hand voll Fritten in den Mund und verschluckte sich.
Hustend und prustend rannte sie hinaus, wo Meike Eichhorn ihr auf den Rücken klopfte, bis Vanessa die quer sitzenden Fritten aushustete.
Normalerweise maulten alle: »Oh, schade«, wenn die knusprigen Fritten verputzt waren, aber heute konnten sie nicht schnell genug aus dem Essraum kommen. Treffpunkt war das Friesenzimmer. Die Mädchen drängten sich in dem kleinen Raum zusammen. Lea ging zur Terrassentür und spähte hinaus. Am Zaun der Shettyweide arbeitete ihr Vater.
Sie schmunzelte. Wahrscheinlich hatte Muli wieder einen Pfosten zerlegt. Sie zog die Vorhänge zu, damit niemand ins Zimmer guckte.
»Eins, zwei, drei«, zählte Lea und warf den gefärbten Mädchen aufmunternde Blick zu. Bei »drei« rissen Charlotte und Marie, Katharina, Lisa und Paula ihre Kopftücher herunter und schüttelten die Frisuren zurecht. Pechschwarzes Haar fiel über ihre Schultern.
Die Zuschauerinnen schrien auf und zeigten lachend mit den Fingern auf die fünf. Vanessa und Amber sprangen quiekend auf den Matratzen herum und hielten sich den Bauch vor Vergnügen.
»Seid still, oder wollt ihr meine Mutter anlocken?«, zischte Klara und tippte Charlotte auf die Schulter. »Stell dich mal neben die anderen Schwarzhaarigen.«
Klara wandte sich an die Ferienmädchen. »Findet ihr, dass die fünf sich ähnlich genug sehen? Oder sollen wir die Haare lieber kurz schneiden?«
»Schneiden!«, kreischte Vanessa begeistert und hopste auf Charlottes Bett herum. »Alles abschneiden, sonst erkennt man sie.«
Lea fand auch, dass die Mädchen noch zu unterschiedlich aussahen, aber bei Vanessa hatte sie den Verdacht, dass sie für jede Aktion zu haben war, die Abwechslung versprach.
Doch als auch Amber und Anna und drei weitere meinten, ein Verbrecher würde sich durch die schwarzen Haare nicht täuschen lassen, stand fest: Abends musste es weitergehen mit der Tarnung. Charlotte, Lisa und Katharina sollten einen Kurzhaarschnitt verpasst bekommen.
Stehmähne mal drei
Als Meike Eichhorn nach dem Mittagessen in ihre Tierarztpraxis zurückkehrte, stutzte sie. Der leere Akku-Anschluss fiel ihr auf, an dem sonst die Schermaschine für Hunde steckte. Das Gerät fehlte. Frau Eichhorn sah sich um. Sie brauchte die Schermaschine zwar nicht oft, nur bei Operationen, wenn das Fell abrasiert werden musste. Für diese Notfälle musste sie jedoch griffbereit sein. Frau Eichhorn kniete vor ihren Schreibtisch nieder und räumte in den Schubladen herum, dann suchte sie in den Fächern der Schrankwand. Keine Spur von der Schermaschine.
Die Tierärztin wischte sich über die Stirn und seufzte. Erst kürzlich hatte sie den Knipser für Hamsterkrallen nicht gefunden. Jetzt die Schermaschine. War sie so schusselig, dass sie alles verlegte? Oder war sie nur abgelenkt, weil ihr ständig die Angst um Charlotte Lech im Nacken saß?
Vor ihrer Familie gab Meike Eichhorn es nicht zu - aber seit dem Artikel im »Star-Magazin« war sie beunruhigt. Wie konnte man Charlotte bewachen, ohne dass der gesamte Ferienkursus darunter litt? Alle Ausritte streichen? Nein, das ging nicht. Schließlich hatten die anderen Mädchen für schöne Reiterferien
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