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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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wäre ein super Schulpferd für den Friesenhof. Sie haben erst kürzlich gesagt, ein zierliches Reitpferd könnten Sie noch gebrauchen.«
    Dr. Eichhorn blieb stehen und drehte sich nach Kim um: »Du steckst auch mit drin? Sind denn in diesem Stall alle verrückt geworden?«
    Plötzlich ging ihm das ganze Ausmaß der Geschichte auf. Stöhnend fasste er sich an den Kopf. Die Mädchen mussten den Traber bei Nacht und Nebel von der Rennbahn geholt haben. Erst jetzt begriff Dr. Eichhorn, dass die beiden ihn in Teufels Küche bringen konnten.
    »Heißt das - ihr habt den Traber gestohlen?«
    Die Stimmung im Stall war geladen. Ein Streichholz hätte genügt, um die Luft zum Explodieren zu bringen.
    »Das ist doch kein Stehlen, wenn man jemand vor dem sicheren Tod rettet«, sagte Kim mit bebender Stimme. Klara versuchte ihren Vater mit Kreidestimme einzuwickeln. »Du kannst doch nicht zulassen, dass Tipo auf der Rennbahn zuschanden trainiert wird.«
    »Aber ich kann zulassen, dass meine Tochter zum Pferdedieb wird?« Herr Eichhorn war sehr aufgebracht. Was für Scherereien er bekommen würde! Nicht auszudenken. »Selbstverständlich bringe ich Tipo sofort zurück. Und zwar in eurer Begleitung.« Er angelte einen Anbindestrick für den Hänger vom Haken über der Tür. Allmählich beruhigte sich Markus Eichhorn. Er drehte sich zu den Mädchen um und schilderte ihnen, wie kompliziert es ist, ein Pferd zu beschlagnahmen. »Vorher sind
    Gutachten nötig, Überprüfungen, Gerichtstermine. Ich bekomme Riesenärger mit der Polizei, wenn ich Tipo hier behalte. Versteht das doch.«
    Mit hängenden Köpfen standen Klara und Kim vor Tipos Box. Auch Tipo ließ den Kopf hängen, als ob er verstanden hätte, dass alles vergebens gewesen war.
    Klara folgte ihrem Vater in die Box, dann brach sie in Schluchzen aus. »In Hamburg hast du gegen Doping beim Pferderennen gekämpft, Papa«, stieß sie unter Tränen hervor. »Wie kannst du bloß so tun, als ob dich die Vorfälle auf der Trabrennbahn kalt lassen?«
    Markus Eichhorn nahm seine Tochter in den Arm. Es war eine Sache, grundsätzlich gegen Doping zu kämpfen, und eine andere, persönlich in einen Fall verwickelt zu werden.
    »Ach, Klara, du ahnst nicht, wie kompliziert solche Nachweise sind.« Sein erster Ärger war verflogen. »Ich bin sehr stolz auf dich, dass du dich so für ein Tier einsetzt, das kannst du mir glauben. Aber es gibt Gesetze. Und die sagen, dass man Pferde nicht stehlen darf.«
    Er nahm Tipo am Halfter und führte ihn aus der Box. »Auch wenn es für einige besser wäre«, murmelte er und ging zum Ausgang.
    Mit brennenden Augen starrte Klara ihm nach. Sie ver- gass sogar, ihm Thiessens Arzneitütchen zu zeigen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass ihr Vater Tipo zurückbringen würde.
    Draußen hörte man Schritte, die sich in großer Hast entfernten. Die Reitermädchen hatten an der Tür gehorcht. Jetzt zogen sie es vor, sich zu verdrücken. Herrn Eichhorn in dieser Minute unter die Augen zu kommen, schien ihnen nicht ratsam.
    Muli schickte ein heiseres Wiehern hinter Tipo her, als dieser aus dem Stall gebracht wurde. Tipo ließ sich problemlos auf den Hänger führen. Schweigend öffnete Markus Eichhorn seinen Geländewagen. Klara und Kim rutschten auf die Rückbank.
    Während der kurzen Fahrt nach Seestedt sprach zunächst keiner. Die Gedanken von Klara und Kim kreisten nur um eine Frage: Was würde mit Tipo geschehen, wenn er zurück auf die Rennbahn kam? Keins der Mädchen hatte Augen für die blühende Küstenlandschaft, durch die sie fuhren. Obwohl beide aus dem Fenster sahen, nahm keine von ihnen den roten Mohn am Weg wahr oder die weißen Margeritenfelder.
    Markus Eichhorn richtete seinen Rückspiegel und sah darin Klaras tränenverschleierten Blick. Ihm war die Sache mit dem Traber auch nahe gegangen. Viel näher, als er vor den Mädchen zugeben wollte. Aber als Erwachsener konnte er sich unmöglich zum Komplizen eines Diebstahls machen. Außerdem musste er an seinen Reiterhof denken. Vielen Pferden ging es schlecht. Er konnte doch aus dem Friesenhof kein Tierheim machen. Dann war er ruck, zuck pleite und seine Familie saß auf der Straße.
    Dr. Eichhorn seufzte. Damit durfte er Klara im Moment nicht kommen, sonst geriet sie völlig aus der Fassung. So sagte er lediglich: »Ich muss genau wissen, was auf der Rennbahn passiert ist. Damit ich euch verteidigen kann, wenn die mir dort die Hölle heiß machen.«
    Kim knuffte ihre Freundin. Gab es eine Hoffnung?

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