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Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel

Titel: Die Pferde vom Friesenhof 03 - Flucht bei Nacht und Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Berger
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erkennen, aber Muli gab ein heiseres Wiehern von sich, als die Gruppe sich näherte.
    Wie vom Donner gerührt blieb Tipo stehen, als er den seltsamen Artgenossen witterte. Er reckte den Kopf und stieß dunkle, schnorchelnde Laute aus. Mit aller Macht stemmte er die Beine ins Gras, dann tänzelte er aufgeregt auf der Stelle. Mit seinem schwarzen Fell war Tipo in der Dunkelheit kaum auszumachen, nur sein weißer Stern auf der Stirn leuchtete. Er schien gar nicht erfreut über das Maultier.
    Plötzlich stieg der Traber, blitzartig stand er auf den Hinterbeinen. Erregt ruderte er mit den Hufen und drehte sich Richtung Rennbahn.
    »Pass auf, Klara!«, rief Niels und riss das Mädchen zur
    Seite. Um ein Haar hätten Tipos Hufe Klara am Handgelenk getroffen. Den Strick ließ sie dennoch nicht los. »Das fängt ja gut an«, stöhnte Kim. »Wie sollen wir den bis zum Friesenhof kriegen?«
    »Tipo müsste doch heilfroh sein, hier wegzukommen«, sagte Klara.
    Insgeheim war sie enttäuscht über den Beginn der Rettungsaktion. Sie hatte sich ausgemalt, dass Tipo ihr freudig schnaubend folgen würde. Offenbar wollte er aber am liebsten zurück in seinen alten Stall.
    »Verstehe einer die Pferde«, sagte Niels und berührte Klaras Arm. »Wenn du mich fragen würdest, ob ich mit dir gehen will, würde ich sofort Ja sagen.«
    Kim kicherte und Klara errötete bis unter ihre blonden Locken. Gut, dass es Nacht war und dass es niemand sehen konnte.
    Muli wieherte und kratzte, er wollte losgebunden werden. Kim löste den Strick vom Pfosten und führte Muli zu Tipo. »Vielleicht beruhigt er sich mit einem anderen Vierbeiner an der Seite.«
    Aber nein! Kaum näherte sich Muli, stürzte sich Tipo auf ihn und biss ihm in den Hals. Jaulend sprang das kleine Eselspferd weg.
    »Ich dachte, ihr befreit einen armen, geschundenen Traber«, sagte Niels kopfschüttelnd. »Dabei benimmt er sich wie ein Kampfhund.«
    Klara und Kim mussten sich nicht verständigen, um zu wissen, was die andere dachte: Ein Pferd, das sich so aufführt, ist als Schulpferd nicht zu gebrauchen. Aber keine sprach es aus.
    Jetzt erst recht, dachte Klara trotzig. Laut sagte sie: »Tipo kennt Pferde nur als Konkurrenz. Auf der Rennbahn muss er alle anderen Pferde besiegen, sonst ist er nichts wert. Logisch, dass er Artgenossen wegbeißt.«
    »Ich bezweifele, dass dein Vater das auch so sieht«, murmelte Niels und hob sein Fahrrad aus dem Graben.
    Der Rückweg wurde ein einziger Kampf. Mal wollte Tipo zurück, mal stürmte er ohne Ankündigung vorwärts und zog Klara hinter sich her. Ein paarmal schlug er nach Muli, der aber immer ausweichen konnte. Am schlimmsten wurde das lange Stück durch Feld, Wald und Wiesen. Leichter Bodennebel lag über den dunklen Wiesen, und dort, wo er dichter waberte, vermuteten sie Wasserlöcher.
    Trotz der morgendlichen Kühle brach Klara der Schweiß aus. Immer wieder wischte sie sich mit einem Zipfel ihres roten Halstuchs die Stirn ab. Wenn Tipo sich nun losriss und geradewegs in eine der Wehlen jagte? Bloß nicht daran denken.
    Entfernt hörten sie die Kirchturmuhr von St. Peter-Ording fünfmal schlagen, als sie endlich den Deich von Westerbüll vor sich sahen. Höchste Zeit für die Rückkehr. Ab sechs Uhr erschien Markus Eichhorn im Stall und mistete aus. Bis dahin sollte Tipo wie selbstverständlich zwischen den anderen stehen.
    Im Osten dämmerte der Morgen. Zwischen schmalen
    Wolkenbänken schob sich mächtig und gelb die Sonne am Himmel empor.
    »Sieh mal, Tipo«, flüsterte Klara. »Für dich geht jetzt die Sonne auf.«
    Als sie das sagte, war Klara so glücklich und erschöpft zugleich, dass sie anfing zu weinen.

 

Das Geheimnis des roten Schals
    Dr. Markus Eichhorn war ziemlich gut gelaunt. Nicht extrem gut, aber auch nicht schlecht. Eben ziemlich gut. Richtig unbeschwert konnte man nie sein, wenn man einen Reiterhof besaß. Das Futter wurde immer teurer, die Pacht für die Wiesen auch. Wenn er ein Seminar besuchen wollte, brauchte er einen Aushilfsreitlehrer, der bezahlt werden musste.
    Aber seine Ferienkinder waren ein Lichtblick. Meistens hatte er klasse Mädchen in seinen Kursen, so wie in dieser Woche. Ein Grund für ziemlich gute Laune.
    Um diese frühe Zeit genoss Markus Eichhorn die Ruhe im Stall. Bis zum Frühstück um acht arbeitete er hier allein. Er mochte diese stillen Stunden.
    Der Reitlehrer fing an, Heu zu verteilen. Die Ferienmädchen lagen noch tief schlafend in ihren Betten, sie schwatzten die halbe Nacht hindurch

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