Die Pflanzenmalerin
Zuflucht. Das Wasser plätscherte vorüber und rauschte dann in eine in den Berg geschlagene Zisterne. In ihre Arbeit vertieft, hörte sie Maddox nicht kommen und bemerkte ihn erst, als er dicht hinter ihr war.
»Ich gestehe, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen«, sagte er und trat aus dem Schatten in die Sonne. »Ich war geneigt, Ihrer Aussage, Sie seien Zeichner, keinen Glauben zu schenken. So viele bilden sich nur ein, sie könnten zeichnen, und ich dachte, Sie seien einer von ihnen. Ich kann zwar nicht behaupten, ich sei Experte, aber jetzt sehe ich, dass Sie wirklich ein Künstler sind. Vielleicht haben Sie ja tatsächlich vor, mit Banks zu reisen.«
Wieder spürte sie, wie ihr in seiner Gegenwart das Blut in die Wangen stieg.
»Wie ich Ihnen schon sagte, Sir...«
»Oh, ich gebe nicht allzu viel auf das, was Sie mir sagten.«
Er warf sich neben ihr ins Gras, so nahe, dass sie zurückwich.
»Hier verbringen Sie also Ihre Zeit. Offen gestanden, habe ich den Burschen bestochen, damit er mir den Weg zeigt. Ich finde, Sie sind ein hochinteressanter Charakter, Mr. Burnett.«
Scheinbar auf ihre Arbeit konzentriert, reagierte sie nicht.
»Es wird heiß, finden Sie nicht?«, fuhr Maddox fort. »Ist Ihnen nicht warm in Ihrer Jacke?«
»Ich fühle mich sehr wohl, danke.«
»Wirklich?« Er überlegte. »Ich weiß...« Er zeigte auf die Zisterne, die grün und kühl im Schatten lag. »Schwimmen Sie?«
Sie arbeitete weiter. »Nein. Ich habe es nie gelernt.«
»Kommen Sie!« Er fasste sie am Ellenbogen. »Diese Zisternen sind nicht tief, und man kann sich wunderbar darin abkühlen. Es sind auch keine Bauernmädchen in der Nähe, die wir schockieren könnten.«
Sie schüttelte ihn ab. »Nein, im Ernst, Mr. Maddox. Ich möchte nicht baden.«
Er lächelte belustigt.
»Sie überraschen mich. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich ohne Sie ins Wasser gehe?«
Sie sah ihn gerade an, nicht gewillt, auch nur zu zwinkern. »Weshalb sollte ich etwas dagegen haben? Tun Sie, was Ihnen beliebt.«
Er sprang auf, stellte sich vor sie hin und begann sein Hemd aufzuknöpfen. »Es stört Sie wirklich nicht?«
Sie hielt seinem Blick stand. »Natürlich nicht. Wieso sollte es?«
Er fuhr fort, an seinen Knöpfen zu nesteln, ließ dann sein Hemd zu Boden fallen und begann, seine Stiefel aufzuschnüren. »Sie haben irgendetwas an sich«, sagte er, während er seine Kleider ablegte. »Etwas Faszinierendes. Ich dachte mir schon, dass Sie davor zurückscheuen würden, sich mir anzuschließen. Möglicherweise finden Sie die Vorstellung solch körperlicher Betätigung... unangenehm?«
Sie sah ihn scharf an. »Nein, nicht unangenehm. Aber wenig anregend.«
Er zog die Brauen hoch und fuhr fort, sich auszuziehen. Als er nackt war, wandte er sich ab, ging langsam zu der Zisterne und tauchte ins Wasser. Während er badete, kehrte sie zu ihrer Arbeit zurück, beunruhigt, aber entschlossen, es sich nicht anmerken zu lassen. Nachdem Maddox aus dem Wasser gestiegen war, hob er seine Kleider auf, um sich in diskreter Entfernung abzutrocknen und anzuziehen. Dann nahm er seinen Platz neben ihr am Ufer wieder ein. Sie zeichnete weiter, als sei er nicht da, und eine Zeit lang herrschte Stille zwischen ihnen. Als er sprach, war sein spöttischer Ton verschwunden.
»Wer sind Sie?«, fragte er leise.
»Mein Name ist Burnett.«
»Ich dachte, Sie würden schreiend weglaufen«, sagte er lächelnd und fast wie zu sich selbst. »Sie haben mich eines Besseren belehrt.«
»Wieso sollte ich weglaufen?«
Er musterte sie. »Ich hielt Sie für eine Dame.«
Seine Worte ließen sie innerlich erzittern, doch da sie es längst geahnt hatte, gelang es ihr, mit leiser, gleichmütiger Stimme zu sprechen.
»Nun, da haben Sie sich geirrt. Offensichtlich bin ich das nicht.«
Wieder zog er die Brauen hoch. »Nein, Sie sind eine ganz andere Art Frau. Das finde ich, offen gestanden, noch faszinierender. Wenn Sie keine Dame sind, dann sind Sie in meinen Augen … dieses andere. Ich halte es für sehr erregend, dass Sie keine Dame sind.«
Sie hätte ihn am liebsten geschlagen, ihn mit aller Kraft ins Gesicht geschlagen, wie er es verdiente. Doch tief im Innern war sie jetzt vollkommen ruhig. Sie würde nicht klein beigeben, würde nicht fliehen.
»Ich denke, Sir, es ist besser, wenn Sie jetzt gehen. Ich habe zu tun.«
Zu ihrer Überraschung erhob er sich. »Sehr wohl, Mr. Burnett.« Er schickte sich zum Gehen an, hielt aber noch einmal inne. »Mrs. Drake weiß es.
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