Die Pforte

Titel: Die Pforte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Lee

Vom Netzwerk:

sagte dieser.
    Die Stimme des älteren Mannes klang ausgebrannt und so gut wie tot. «In der vordersten Bordtoilette – dem WC –, gleich hinter dem Cockpit. Entfernen Sie die Abdeckung des Lüftungsventilators an der Decke, greifen Sie hinein und tasten Sie dann nach rechts. Dort befindet er sich.»
    Der Schnurrbärtige kehrte Travis den Rücken zu, docher konnte sich lebhaft vorstellen, wie seine Augen sich gerade verengten, während er überlegte. Dann wandte er sich um und richtete in seiner Sprache das Wort an zwei der Männer am Feuer. Die beiden standen auf und liefen sofort zu den Quads, die am Rand des Lagers abgestellt waren. Bewaffnet mit ihren Gewehren, die ihnen um die Schultern hingen, stiegen sie auf zwei der vier Fahrzeuge und rasten durchs Tal davon, auf das abgestürzte Flugzeug zu.
    Der Mann mit dem Bärtchen sah ihnen kurz nach und wandte sich dann wieder dem Vater zu, der weiter im Flüsterton auf die festgeschnallte junge Frau einredete.
    «Hoffentlich stimmen, was Sie mir sagen», sagte der Kerl in seinem gebrochenen Englisch. «Ich weitermachen, bis ganz feststeht.»
    Worauf er das Gerät in seiner Hand wieder anschaltete. Die Frau und der Vater schrien wie aus einem Munde los.
    Die beiden, die noch am Feuer saßen, wandten den Blick ab. Die beiden anderen, die Zuschauer, grinsten. Travis merkte gerade, wie er selbst von einem Zorn gepackt wurde, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellte, als automatisches Gewehrfeuer die Stille über dem Lager zerriss.
    Der Mann mit dem Bärtchen ließ sein Gerät fallen und warf sich flach auf die Erde – ein Gewehr hatte er nirgends in Reichweite. Die anderen vier reagierten genau so, wie von Travis erhofft: Sie gingen in Deckung, allerdings zur ganz falschen Seite hin. Im Schutz des Dauerfeuers des M16 oben auf dem Felsvorsprung spurtete Travis zwischen den Kiefern hervor. Fünfzehn Meter bis zum Lager, jetzt noch zwölf, noch acht. Die vier bewaffnetenFeinde kauerten hinter ihren Bäumen und schauten in die entgegengesetzte Richtung, boten ihm ihre Rücken wie Zielscheiben dar.
    Der Mann mit dem Bärtchen lag weiterhin am Boden, ohne jede Deckung und ohne Waffe – tatsächlich hielt er sich mit beiden Händen die Ohren zu.
    Noch sechs Meter. Travis stoppte im Lauf ab, rutschte dabei ein wenig über die lockere Erde und hob sein Gewehr an die Schulter. Er kippte den Hebel auf Einzelfeuer – für eine Dauersalve waren seine Ziele zu weit auseinander – und zielte dann auf den Bewaffneten ganz außen links.
    Im selben Augenblick verstummte das Gewehr oben auf dem Felsvorsprung. Das Magazin war aufgebraucht. Die plötzliche Stille war noch unheimlicher als das Dauerfeuer gerade.
    Travis drückte ab. Sein Schuss traf den ersten Feind mitten in den Rücken. Die Austrittswunde in der Brust des Mannes konnte er zwar nicht sehen, aber es war geradezu absurd, wie viel Blut gegen den Baum spritzte. Als hätte der Typ eine Handgranate verschluckt.
    Die anderen drehten sich bereits um. Und zwar schnell. Travis zielte auf den zweiten Mann und drückte ab, erwischte ihn seitlich am Brustkorb, aus dem beim Austritt der Kugel ein Großteil des Inhalts herausgequollen kam. Dem seitlichen Drall des Gewehrs folgend, gab Travis eine Viertelsekunde später den nächsten Schuss ab, der den dritten Mann aber lediglich an der Schulter streifte.
    Inzwischen hatten sich beide Feinde zu ihm umgedreht und brachten schnörkellos ihre Waffen in Anschlag.
    Travis reagierte wie auf Autopilot, anders konnte er das nicht erklären. Das hatte er schon öfter erlebt, wennsein Überleben auf Messers Schneide stand und es auf jede Sekunde oder sogar halbe Sekunde ankam. Sein Körper übernahm ganz allein die Regie.
    Er ließ sich blitzschnell auf die Knie fallen, während die Männer das Feuer auf ihn eröffneten. Im selben Moment, als er den versengten Geruch der Kugeln wahrnahm, die an seinem Gesicht vorbeipfiffen, kippte sein Daumen den Hebel wieder auf Automatik, und dann feuerte er los.
    Die Salve warf die Männer zwar nicht zurück – das gab es offenbar nur in Filmen –, pustete ihnen aber glatt das Leben aus dem Leib. Mit durchsiebten Oberkörpern fielen sie einfach um, wobei der Linke so säuberlich vornüberkippte, dass sein Kopf noch mit voller Wucht gegen das eigene Knie knallte, ehe er zur Seite wegsackte.
    Travis merkte, wie das Magazin zur Neige ging, als ihm der Mann mit dem Bärtchen wieder einfiel. Er schnellte herum, ließ das Gewehr fallen und griff