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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Gabriel leise. »Und ich habe dir das nie vergessen.«
    Die Männer schwiegen wieder eine Weile. Die Flammen tanzten auf den verheizbaren Dingen, die Gabriel im Saal zusammengetragen hatte, während er auf Meffridus wartete: ein hölzernes Pferd mit einer Anzahl kunstvoll geschnitzter Ritter, eine kleine Herde Kühe und Schafe mit einem Hirten, eine Kinderwiege und eine hölzerne Burg – Kinderspielzeug.
    »Bist du danach noch mal zurückgekehrt?«
    »Ein, zwei Tage später – um festzustellen, ob sich jemand um sie kümmerte. Tat aber keiner; der Tod von zwei armen Tagelöhnern hat damals so wenig Aufhebens gemacht, wie er es heute tun würde.«
    »Du wolltest wissen, warum ich gekommen bin«, sagte Meffridus. »Was hätte es für einen Sinn ergeben, es nicht zu tun? Deine Botschaft machte mir klar, dass du nicht geglaubt hast, ich wäre damals umgekommen, und da du herausgefunden hattest, wo ich lebte, konnte ich dir genauso gut vor Augen treten.«
    »Ich habe nie geglaubt, dass du der verbrannte Körper unter den Trümmern warst. Wer war es?«
    Meffridus lächelte. »Bruder Jophiel.«
    »Von ihm glaubt Graf Rudolf bis heute, dass er ihn hintergangen hat und sich irgendwo bei den Katharern versteckt hält.«
    »Es war immer Jophiels Unglück, dass er so wenig vertrauenswürdig aussah.«
    »Dabei war er Graf Rudolf treu ergeben.«
    »Waren wir das nicht alle fünf?«, fragte Meffridus.
    »Jophiel verbrannt in Carcazona, Uriel in Apulien am Fieber gestorben, Azrael aufgehängt und verscharrt … ist dir klar, wie kostbar wir zwei Überlebenden sind?« Gabriel musterte Meffridus. »Ich bin Graf Rudolf immer noch treu. Was hat dich bewogen, ihm die Loyalität aufzukündigen?«
    Meffridus zuckte mit den Schultern. »Ich hatte es satt, Befehlsempfänger zu sein.« Es war so offensichtlich eine Lüge, dass es gar keinen Sinn ergab, darauf hinzuweisen.
    »Was hast du dagegen eingetauscht? Bist du zufrieden?«
    Meffridus nickte langsam.
    »Hast du eine Frau? Kinder?«
    Meffridus warf Gabriel einen Seitenblick zu. »Ich habe eine, die sich ficken lässt, wenn mir danach ist.«
    Nun nickte Gabriel so langsam wie Meffridus. Auch diesmal war die Indifferenz in den Worten Meffridus’ aufgesetzt gewesen. Gabriel bohrte so wenig nach wie vorher.
    Nach einer erneuten langen Pause fragte Meffridus: »Wenn du es die ganze Zeit über gewusst hast – warum jetzt?«
    »Warum ich dich jetzt aufgesucht habe?«
    »Mhm.«
    »Graf Rudolf ist immer noch hinter ihnen her.«
    »Den Ketzern? Ich dachte, er hat sich auf die Seite von Kaiser Federico geschlagen? Hat er wieder damit angefangen, seit der Kaiser tot ist?«
    Nun zuckte Gabriel mit den Schultern. »Er hat nie damit aufgehört.«
    »Dann warst du in den Jahren, in denen er offiziell ein Verbündeter des Kaisers war und damit Frieden mit den Ketzern halten musste …?«
    »… viel unterwegs«, sagte Gabriel.
    »So ganz ist mir nie klar geworden, warum er die Katharer mit solchem Hass verfolgt.«
    »Er hat seine Gründe.«
    Meffridus stand auf und nahm ein weiteres Stück Brennholz vom Boden auf – die grob zugeschnitzte Gestalt eines Hundes mit einem Fell aus angedeuteten Furchen im Holz. Der Körper des Tiers war vielleicht unterarmlang. Der Kopf war mit einem kurzen Strick am Körper befestigt, so dass er wackeln konnte und nickte, wenn man ihn streichelte. Meffridus fuhr mit der Hand über den geschnitzten Hundekopf, und das Spielzeug nickte. Er starrte es an, dann warf er es auf die kleiner gewordenen Flammen. »Hier hat einer vieles beherrscht, aber Schnitzen gehörte nicht dazu«, sagte er verächtlich. Er setzte sich wieder und streckte die Beine aus. »Was willst du von mir, Gabriel?«
    »Hast du gewusst, dass Trencavel noch am Leben ist?«
    Meffridus machte eine wegwerfende Handbewegung.
    »Er ist am Leben«, sagte Gabriel. »Er und seine Familie und der letzte seiner Söhne. Keiner weiß, wo der Alte, die Frau und die Tochter sich versteckt halten. Aber Graf Rudolf hat die Spur zum jungen Trencavel aufgenommen, zu Rogers.«
    »Wenn der junge Bursche Rogers heißt, dann heißt er nicht Trencavel«, brummte Meffridus. »Das hast du dir damals schon nicht merken können. Und was heißt: die Spur aufgenommen?«
    »Er hätte ihn beinahe gekriegt.«
    »Wer hat ihn sich durch die Finger schlüpfen lassen?«
    »Ich«, sagte Gabriel und blickte Meffridus gleichmütig in die Augen.
    Meffridus erwiderte den Blick, ohne das Gesicht zu verziehen. Schließlich seufzte er. »Was

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