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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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zurück.
    »Ist vielleicht auch besser so. Hier in der Stadt kannst du es noch nicht tragen.«
    Noch nicht?
    Er lächelte. »Hier ist es kalt und nass. Ich möchte nicht, dass ihr beide«, er deutete auf ihren Unterleib, »euch noch etwas holt.«
    »Ist dieser Schatz der Grund, warum du Schwester Elsbeth und ihre Nonnen unterstützt?«
    Meffridus lächelte noch breiter. »Ich sagte doch, du bist zu klug.«
    »Du hast die Stadt in der Hand«, sagte sie. »Und du bist reicher als ein König. Und doch kannst du deinen Reichtum nicht offen zeigen, weil er so immens ist, dass er weit über unseren Landstrich hinaus für Gerede sorgen würde, und da du nicht versucht hast, mir einzureden, dass die Ketzer dir all das geschenkt haben, würde es wahrscheinlich eine Menge Leute geben, die Fragen stellen. Ich weiß nicht, wie weit deine Macht außerhalb der Mauern Wizinstens reicht, aber warum solltest du das Wagnis eingehen, sie auf die Probe zu stellen? Du hast einfach abgewartet. Was wird sich irgendwann in den nächsten paar Jahren ergeben? Bei den Bauarbeiten wird auf einmal ein Schatz zutage gefördert werden! Zufälligerweise werden es deine Knechte sein, die ihn finden, weil du sie hilfsbereiterweise gratis als Arbeiter für die Grabungen abgestellt hast. Du wirst ein paar Messen lesen lassen, und du wirst, von Großzügigkeit und Gottesfurcht überwältigt, die Hälfte davon als Stiftung den Zisterzienserinnen geben. Damit können sie ein Kloster bauen, das das ganze Tal ausfüllt, und sie werden immer noch Geld übrig haben. Dich wird wegen deiner edlen Tat aber niemand mehr fragen, woher der Schatz gekommen ist, von dem du bescheidenerweise nur die andere Hälfte behalten hast – oder jedenfalls die Hälfte von dem, was du als den gesamten Fund ausgegeben hast. Irre ich mich?«
    »Nur in einer Beziehung. Du hast vergessen, ›wir‹ zu sagen.«
    »Was … was meinst du damit?«
    »Weil dies nicht mehr allein mein Geheimnis ist. Jetzt ist es unseres. Meines, deines und das Federicas.«
    Ja, dachte sie ernüchtert, unser Geheimnis. Und was ist mit den Rätseln, die du nicht gelöst hast? Was ist in dem kleinen Kästchen, und was ist mit der Mauer, die so frisch ist, dass der Mörtel noch nicht einmal hell geworden ist? Was verbirgt sich dahinter? Sie dachte an die kleine weiße Knochenkrabbe und erschauerte. Du hast gewusst, dass du mich eines Tages hierherbringen würdest , fuhr sie in Gedanken fort. Du hast nur gewartet, bis ich dir mit Haut und Haaren gehöre, und du bist überzeugt, dass dies nun der Fall ist, da ich dein Kind in mir trage. Du hast die Tür einbauen lassen, damit sich niemand von den Nonnen hier herunter verirrt, und du hast die Mauer hochziehen lassen, damit ich etwas nicht sehe, was dir all die Jahre, in denen du dir hier unten die Mittel geholt hast, um das Gewissen der ganzen Stadt zu kaufen, nichts ausgemacht hat. Was ist es, Meffridus?
    Aber welche Rolle spielte es, was sich dahinter verbarg? Plötzlich fiel ihr die einzige Geschichte ein, die zu erzählen die Fantasie ihres Vaters jemals gereicht hatte, die Geschichte eines Kriegers, den ein König zu Hilfe gerufen hatte, um einen Drachen zu töten, und der dem Ungeheuer in seine Höhle gefolgt war, wo es einen riesigen Schatz bewachte und sich in all das Gold und die Münzen hineingewühlt hatte, weil es keinen härteren Panzer gab. Es war der Panzer, der den Unterschied ausmachte zwischen einem Drachen und einem lediglich sehr großen Wurm.
    Dies hier war Meffridus’ Drachenhort, sein Panzer, die Quelle seiner Macht. Wenn er ihn verlor, würde er nur noch ein Wurm sein. Alle ihre ziellosen Versuche, ihm zu schaden, indem sie den Zisterzienserinnen schadete, waren nur Kinderkram gewesen. Hier war seine wahre verwundbare Stelle. Sie würde nicht zögern, sie zu nutzen. Sie hatte auch damals nicht gezögert, vor sieben Jahren.
    Am Abend spielte Meffridus mit Ursi, und Constantia sah ihm voll angeekelter Faszination dabei zu, wie er das Kind ebenso in seinen Bann zog wie alle anderen. Selbst die personifizierte Unschuld war nicht vor seinen Manipulationen gefeit. Seit dem Besuch seiner geheimen Schatzkammer war Constantias Angst vor dem Notar deutlich geringer geworden, und Hass hatte die entstandene Lücke gefüllt und trieb ihre Gedanken ein weiteres Mal zu der Knochenhand, die sie vor Meffridus’ Hort gefunden hatte, und von da zu einer Frage, die sie wieder beschäftigt hatte, seit sie der Tatsache ihrer Schwangerschaft ins Auge hatte

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