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Die Pforten der Ewigkeit

Die Pforten der Ewigkeit

Titel: Die Pforten der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Ankunft der neuen Herrin vorzubereiten. Sie stand mit klopfendem Herzen gleich hinter der Eingangstür. Die ersten Stufen der schmalen Holztreppe hinauf ins Obergeschoss waren sichtbar, verliefen sich aber in die Dunkelheit. Ein scharfes Knacken ging durch das Fachwerk, als missbillige das Haus ihr Eintreten. Die Tür schloss sich hinter ihr. Finsternis war plötzlich um sie herum. Sie bekam keine Luft mehr und ließ den Brautkranz zu Boden fallen. Von oben drang nun Kerzenschein und schimmerte die Treppe herunter. Es hätte vermutlich einladend wirken sollen. Constantia war, als sehe sie von weitem die Feuer flackern, die aus dem geöffneten Tor der Hölle schienen.
    Das war Unsinn! Dies war nun ihr Haus. Oben wartete ihr Mann. Es war ihr Leben. Sie musste es leben, und sie würde es leben, so wie es der einzigen Tochter von Johannes und Guda Wilt zukam: entschlossen und mit hoch erhobenem Kopf. Sie hatte schon Schlimmeres erlebt.
    Sie hatte genau das erlebt, was oben auf sie wartete.
    Mit dem Unterschied, dass sie Rudeger würde sagen müssen, dass sie es schon einmal erlebt hatte. Und dass sie ihm nicht würde die Wahrheit sagen können, was wirklich geschehen war, weil sie es nicht einmal dem Pfarrer und Gott hatte sagen können.
    Das Haus besaß keinen Keller; der poröse, kalkhaltige Boden, auf dem die Stadt stand, ermutigte nicht unbedingt, in ihn hineinzugraben. Das unterirdisch fließende Wasser nahm oft seltsame Wege, und einen Keller trocken zu bekommen hieß, ihn stärker auszumauern als den Bergfried einer Burg. Die Vorratsräume befanden sich wie die Werkstatt im Erdgeschoss. Im Gegensatz zu ihrem Elternhaus gab es hier jedoch keinen Werkstattbetrieb. Rudeger hatte das Arbeiten mit dem Leder schon lange aufgegeben; er kaufte und verkaufte nur noch. Wenn es etwas zu gerben gab, erledigten dies ein paar von den armen Familien, die außerhalb der Mauern direkt am Stadtgraben lebten. Andere Arbeiten fanden in der Werkstatt von Johannes Wilt statt. Plötzlich kam das Haus Constantia wie eine Lüge vor – es gab vor, das Heim eines Handwerksmeisters zu sein, dabei war es nur eine Hülle über einem leeren Herzen. Ich passe hierher , dachte sie mit noch größerer Kälte in der Seele als zuvor.
    »Constantia? Mein Weib? Hier wartet jemand auf dich …«
    Rudegers Stimme kam von oben, begleitet von einem neuen Knacken des Fachwerks. Sie wusste, er hatte es lockend klingen lassen wollen, aber irgendetwas im Haus machte, dass es sich nörgelig und ungeduldig anhörte. Zum ersten Mal, seit sie über die Schwelle getreten war, wurde ihr bewusst, dass die Gäste noch draußen waren. Sie würden erst gehen, wenn das Kerzenlicht hinter dem Fensterladen des Schlafzimmers erloschen war. Der Musiker spielte ein Stück mit einem eindeutigen Rhythmus. Jemand lachte, ein paar Spaßvögel klatschten den Rhythmus mit. Constantia wusste, dass sie das Klatschen mit eindeutigen Bewegungen des Beckens begleiteten.
    »Ich komme«, sagte sie. Ihre Stimme klang dünn. Sie räusperte sich, aber ihr fiel nichts ein, was sie hätte hinterherschicken können. Sie hob den Brautkranz auf, raffte mit der anderen Hand den Rock und kletterte die Treppe empor.
    Eine halbe Stunde später richtete Rudeger sich auf.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Ich glaube, es stört mich, dass draußen noch immer so viel Lärm ist«, murmelte Constantia.
    »Sie wollen eben wissen, welche Fortschritte wir machen.«
    »Ich bin keine Kuh, der man den Bullen zuführt und dann dabeibleibt, um sicherzustellen, dass er den Weg hineinfindet!«
    »In deinem Fall bräuchte der Bulle tatsächlich Hilfe, so wie du die Beine zusammenkneifst.«
    Constantia schluckte. Sie fühlte Rudegers Zärtlichkeiten nach. Seine Küsse waren noch nie besonders raffiniert gewesen – heute aber spürte sie seine Zunge wie einen zuckenden Lederlappen in ihrem Mund. Seine Liebkosungen hatte sie sich auch vor der Hochzeit schon gefallen lassen, nur dass er heute ihre Brüste zu kneifen statt zu kneten schien, und aus dem probenden Finger, der früher vorsichtig an ihren Schenkeln entlanggeglitten war, bis sie ihm spielerisch einen Klaps gegeben hatte, schien eine Faust geworden zu sein, die sich zu ihrem Schoß vorarbeiten wollte wie ein Rammbock.
    »Kannst du ihnen nicht sagen, dass sie weggehen sollen?«, flüsterte sie.
    Rudeger seufzte. Schließlich stand er auf und tappte auf die Fensteröffnung zu, sein Hemd ein vager Schimmer in der Düsternis der Schlafkammer. Er öffnete den

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