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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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drückt er eine nackte, glänzende Frau unter Wasser. Aus den tiefen Wunden, die er ihr mit seinen Krallen zufügt, strömt Blut und fließt zwischen ihren dunklen Haaren hindurch.
    Sie starrt ihn an, ihre Verwirrung, der Schmerz und das Elend sind so real – als wüsste sie nicht, warum er ihr das antut – , dass er sie beinahe loslässt. Für eine Sekunde denkt er: Ich hätte sie fragen sollen . Und dann plötzlich …
    Sie hört zu kämpfen auf. Ein Schleier legt sich über ihre Augen, und das Leben entweicht aus ihrem Körper: wie die Luft aus einem Reifen. In der Ferne donnert es, und irgendwo zuckt auch ein Blitz. Aber der Himmel ist makellos klar.
    Sawyer verwandelt sich von dem Adler zurück in einen Mann und zieht Maria ans Ufer des Sees. Auf ihrem Gesicht bleibt für immer der Ausdruck: Warum?
    Das fragt er sich allmählich auch.
    Bei dem Versuch, sie zu berühren, zittert seine Hand. Er zieht sie zurück. Wut durchströmt ihn, Donner erschüttert die Erde. Er wirft den Kopf zurück, Sturmwolken rasen auf ihn zu, als hätte er sie gerufen. So gleißend hell wie der Blitz, der in der Nähe einschlägt, durchfährt ihn die Erkenntnis – und er versteht, was er gerade getan hat.

 
    30
    D u hast sie geliebt“, flüsterte ich, während sich in meiner Stimme Ehrfurcht und Entsetzen mischten.
    Sawyer presste seine Stirn und seinen Körper noch immer gegen mich, aber er hatte inzwischen aufgehört, meine Hände zu quetschen. „Sieht so aus.“
    „Du wusstest es nicht.“
    „Nein?“ Er rollte sich von mir herunter, setzte sich auf die Bettkante und rubbelte sich durch die Haare, als wäre er gerade aufgewacht.
    „Sawyer.“ Ich legte ihm die Hand auf die Schulter, zog sie aber gleich wieder zurück, da ich den Hai unter der Haut spürte.
    „Vielleicht wusste ich es. Vielleicht wünschte ich mir auch die Kraft, die ich für das Töten meiner Liebe erhalten würde. Meine Mutter hatte es getan. Warum also nicht auch ich?“
    „Du bist aber nicht wie sie. Du bist überhaupt nicht wie sie.“
    Er stand auf, ging zum Fenster und starrte in die Nacht hinaus. „Schon bald wirst du anders darüber denken, Elizabeth.“
    Ich setzte mich auf, sein Tonfall und seine Worte ließen meine Haut prickeln. „Wovon sprichst du?“
    Aus dem Nichts zog er eine Zigarette – wörtlich, denn schließlich war er nackt. Dann zauberte er auf die gleiche Weise ein Streichholz hervor. „Das wirst du schon sehen.“ Er nahm einen Zug und ließ den Rauch in einem langsamen, gekräuselten Strom durch die Nase ausströmen. „Wir werden uns alle entscheiden müssen.“
    „Das habe ich bereits getan.“
    „Nein.“ Noch ein Zug. „Aber das wirst du. Geh sicher, dass es die richtige Entscheidung ist.“
    „Wirres Zeug“, murmelte ich. „Ich brauche Hilfe, Antworten, einfach irgendwas – und er redet nur wirres Zeug.“
    Sawyer sah über die Schulter. „Du kannst mir nicht vertrauen. Damit hat Sanducci schon recht.“
    „Du bist hier heute Nacht hergekommen, um …“ Verwirrt brach ich ab. „Warum bist du hergekommen?“
    Er ließ seinen Blick über mich wandern, angefangen bei meinen kurzen, dunklen Haaren bis zu meinen rapide auskühlenden Zehen. Dann zog er eine Augenbraue hoch.
    „Igitt. Du hast es gerade mit meiner Mutter getrieben.“
    Er zuckte die Achseln.
    „Da gibt es etwas, das du mir verschweigst.“
    Ruhig wandte sich Sawyer wieder dem Fenster zu und antwortete nicht.
    Ich knetete meine Hände. Mich reizte der Gedanke, es geradezu aus ihm herauszuprügeln. Nicht, dass das möglich gewesen wäre, aber der Versuch schien mir gerade sehr verlockend.
    „Manche Dinge musst du selbst herausfinden“, fuhr er fort. „Manche Entscheidungen müssen aus dem …“ – er nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und warf sie aus dem Fenster – „Herzen kommen.“
    „Alles wirres Zeug“, brummte ich wieder.
    „Mehr hab ich eben nicht zu bieten.“
    Er versuchte, mir etwas zu sagen. Aber warum sagte er es mir dann nicht so einfach wie möglich? Vielleicht konnte er nicht.
    Ich ging auf ihn zu. „Was ist nach ihrem Tod passiert?“
    Er antwortete nicht, also legte ich meine Hand auf seinen Rücken, dabei achtete ich sorgfältig darauf, keine Beine, Köpfe oder Schwänze zu berühren, und – Wunder o Wunder! – er ließ mich noch mehr sehen.
    Blitze zucken um die beiden herum und schlagen in den Boden ein, hinterlassen verbrannte Erde und den Geruch von Ozon. Regen strömt herab und durchnässt sie, obwohl sie

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