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Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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längst durchnässt sind. Voller Schmerz und Wut hebt Sawyer die Hände zum Himmel, und der Blitz …
    Trifft ihn.
    Seine Umrisse flackern neonweiß und -blau. Er wechselt die Gestalt: Der aufrecht stehende Mann mit den erhobenen Händen beugt sich vor, krümmt sich zu einer riesigen Tarantel. Als das Licht erlischt, zeichnet sich auf seinem Unterarm ein neues Tattoo ab. Wieder streckt er die Arme aus, und wieder antwortet der Blitz. Nachdem er sich in einen Hai verwandelt hat, bleibt dessen Abbild auf Sawyers Schulter zurück. Noch mehrmals zuckt der Blitz, und wenn er verblasst, ist ein neues Tattoo entstanden.
    Endlich lässt er die Hände sinken und fällt auf dem inzwischen schlammigen Boden auf die Knie. Nun sind auf seiner Haut alle Tattoos eingezeichnet, die er hatte, als ich ihn kennenlernte. Und er ist zu dem Zauberer geworden, der er nie hatte sein wollen.
    Sawyer verliert das Bewusstsein, der Sturm flaut ab, der Donner erstirbt. Der Regen wird zu einem Nieseln, bevor er ganz aufhört und von der zurückkehrenden Sonne getrocknet wird. Zurück bleiben zwei leblose Körper am schlammigen Ufer des Bergsees – der eine atmet, der andere nicht.
    Als Sawyer aufwacht, wendet er sich ab, unfähig, ihren Anblick zu ertragen. Er hat von ihrem Tod geträumt, davon, wie er sie unter Wasser drückt, bis das Leben aus ihr entweicht, während ihn mehr Macht durchströmt, als er sich jemals hätte vorstellen können. Heimgesucht von dem glitzernden Schimmer seiner Magie, in Versuchung geführt von all den Möglichkeiten, die ihm nun offenstehen. Er will diese Kräfte zwar gar nicht haben, doch er kann sie nicht zurückgeben.
    Er verwandelt sich in einen Wolf und läuft los. Dann läuft er und läuft und läuft. Er jagt, er tötet. Über Monate kehrt er nicht zurück. Danach ist ihre Leiche verschwunden. Er versucht, nie wieder an sie zu denken, doch es gelingt ihm nicht. Jemand erinnert ihn immer wieder an sie, und dieser Jemand …
    Sawyer drehte sich um, griff nach meiner Hand und hielt sie von seinem Körper weg. „Das reicht“, sagte er.
    Ich starrte ihn an. Hatte er immer an sie gedacht, wenn er mich gesehen hatte? Hatte er jedes Mal ihre Haut gespürt, wenn er mich berührte?
    Sawyer hatte Maria Phoenix geliebt. Tat er das immer noch, obwohl die Frau, die aus dem Grab auferstanden ist, kaum noch etwas mit der Person zu tun hatte, die zuvor hineingelegt worden war? Welche Seite wollte er wirklich unterwandern? Ihre oder unsere? Womöglich würde ich es nie erfahren. Er würde es mir jedenfalls bestimmt nicht sagen.
    „Du hast mich nicht gebraucht, um den Sturm heraufzubeschwören, oder?“ Ich versuchte meine Hand zurückzuziehen, doch er ließ sie nicht los. „Du konntest das immer ganz allein.“
    „Nicht immer“, murmelte er und ließ mich los.
    „Wie kam es, dass sie in Cairo begraben wurde?“
    „Da kann ich auch nur raten, genauso wie du.“ Sawyer ging zum Bett hinüber und suchte seine Hose.
    „Du warst gut, sie ist böse geworden“, sagte ich. „Du kannst nichts dafür.“
    Er stand da und hielt seine Hose in der Hand, als wüsste er nicht genau, was er damit anfangen sollte.
    „Jimmy glaubt, du hättest dich bei uns herumgetrieben und gerade genug für uns getan, damit wir dich für einen von uns hielten, nur um dich ihr anzuschließen, sobald sie aufersteht.“
    „Sanducci denkt eine Menge Sachen.“ Sawyer hob eine Schulter, die Muskeln spielten unter der Haut. „Und oft hat er ja auch recht.“
    „Du musstest es tun“, sagte ich. „Sie hat versucht, Ruthie zu töten.“
    „Hat sie?“
    „Was?“ Zu laut und zu hoch platzte das Wort aus mir heraus.
    „Vielleicht brauchte Ruthie nur einen Zauberer – und zwar schnell.“
    „Du glaubst, sie hat dir was vorgemacht?“
    „Ist ihr durchaus zuzutrauen. Ruthie hat uns allen was vorgemacht, auch dir.“
    „Es ist ein himmelweiter Unterschied, ob sie mich glauben lässt, dass mich Sanducci nicht liebt, oder ob sie dich dazu bringt, jemanden zu töten.“
    „So groß ist der Unterschied gar nicht.“
    „Deine Moral hat Schlagseite.“
    „Esel. Schlappohr“, murmelte er.
    Ich ließ das durchgehen. „Ruthie hatte die Feder.“
    „Und?“
    „Und eine Wunde.“
    Er schnaubte.
    „Glaubst du denn im Ernst, dass sie sich selbst das Messer in den Arm gerammt und dir dann eine Lüge aufgetischt hat? Dass sie dir befohlen hat, die Frau zu töten, die du liebtest, nur damit du zu dem großen, mächtigen Sawyer werden konntest?“
    Er atmete

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