Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
Jimmy die Hose wieder an. Oder er versuchte es jedenfalls.
    Jimmy wandte sich ab und zog die Schulter zurück, um sie dann nach vorn zu rammen. Er traf Sawyer an der Brust und hätte ihn fast zu Boden gerissen, wenn ich nicht an ihm drangehangen hätte. So musste ich ein paar schnelle Schritte hinlegen, um nicht mitgerissen zu werden.
    „Fass mich nicht an.“ Jimmys Stimme klang leise und gefährlich.
    Draußen frischte der Wind auf, wehte durch die Tür ins Haus und zeichnete Muster in den Staub. Ich konnte nicht sagen, ob das rhythmische Trommeln von einsetzendem Regen oder von dem Wind in den Bäumen stammte. Oder ob es nur mein wild klopfendes Herz war.
    Sawyers graue Augen verfinsterten sich zu Rauch, und mit bebenden Nasenflügeln rang er darum, sich unter Kontrolle zu halten. Die Luft schien vor Wut und Energie zu knistern. Wären die beiden Hunde gewesen, hätten ihnen die Haare zu Berge gestanden. Meine taten es jedenfalls.
    Dann wanderte Sawyers Blick weiter nach unten, und er grinste. „Ein Cock-Ring? Der Dagda gefällt mir. Genau mein Typ Mann.“
    „Da er überhaupt kein Mann ist“, schnappte Jimmy, „ist die Ähnlichkeit nicht zu übersehen.“
    „Glashaus“, sagte Sawyer.
    „Hört zu“, unterbrach ich sie. „Wir haben jetzt keine Zeit für euer Wer hat den größeren Schwanz? -Spielchen.“
    „Ich natürlich“, sagte Sawyer und sah mich an. „Oder etwa nicht?“
    Ich hatte so was von nicht vor, mich darauf einzulassen.
    „Wir müssen …“, begann ich schon, hielt dann aber inne, als von draußen eine säuselnde Stimme rief: „Saaaaaw-yerrrr!“
    Er ließ meinen Arm los und sah zur Tür. Ich sah Jimmy stirnrunzelnd an, aber er starrte ebenfalls auf die Tür. Aus dem entfernten Trommeln waren kräftige, dumpfe Schläge geworden.
    Wiedergänger marschierten ein. Allem Anschein nach brandneu. Leise rieselten kleine Bröckchen Erde auf den Boden und vermischten sich mit den Überresten ihrer Vorgänger.
    „Wir haben wohl richtig geraten“, raunte Jimmy. „Mami hat alle Toten geweckt, die sie auftreiben konnte.“
    Mir schnürte sich die Brust zu, ich bekam kaum noch Luft. Den Blick starr auf die Eingangstür gerichtet, wartete ich darauf, meine Mutter zum ersten Mal wirklich zu Gesicht zu bekommen.
    Da kam sie hereingeflogen – nicht wörtlich, obwohl ich glaubte, dass sie es gekonnt hätte – und schob die Wiedergänger einfach so beiseite – wie die Plagegeister, die sie ja auch waren. Sie wanden sich unter ihrer Berührung, drängten sich so weit wie möglich von ihr weg, ohne jedoch der Tür zu nahe zu kommen.
    Im gelblichen Licht des Kronleuchters glänzte ihre Haut wie Gold. Ihr lockiges schwarzes Haar leuchtete. Sie hatte bessere Kleidung gefunden, einen leuchtend roten Mantel und gelbe Sandalen. Und sie trug türkisfarbene Bommel an den Ohren, den Handgelenken und dem Hals.
    Ich starrte sie an und fühlte nichts dabei, erinnerte mich auch an nichts. Wie war das möglich? Diese Frau – wenn man sie so nennen konnte – hatte mich zur Welt gebracht. Müsste es da nicht irgendeine Verbindung geben? Aber als ich sie sah, fühlte es sich einfach nur bizarr an. Dass jemand mir so sehr ähneln konnte und mir doch überhaupt nicht ähnlich war. Dass in unseren Adern das gleiche Blut floss. Aber wenn die äußerliche Ähnlichkeit nicht gewesen wäre, hätte sie ebenso gut jedes beliebige Wesen auf diesem Planeten sein können.
    „Liebes“, schnurrte sie. Ihre Stimme war tiefer als meine und hatte einen starken Akzent, der mich an Dünen und an die Pyramiden von Gizeh denken ließ. „Was hast du getan?“
    Ich öffnete den Mund, um zu antworten – wen hätte sie sonst mit Liebes gemeint haben können? Aber Jimmy stieß mir den Ellbogen in die Rippen. Sie sah nicht mich an, sie hatte anscheinend nicht einmal bemerkt, dass ich da war, was mich wirklich beunruhigte.
    Hey! Deine verlorene Tochter ist wieder da.
    Ich sagte nichts, und sie legte Sawyer die Handfläche auf die staubbedeckte Brust. Als sie sie wieder zurückzog, hinterließ sie einen Abdruck im Staub, der wie ein Brandzeichen aussah.
    „Sie haben nicht gehorcht“, sagte er nur.
    „Also hast du sie alle umgebracht.“ Sie leckte sich über die Lippen. „Du bist so wunderbar bösartig.“
    Ich blinzelte. Eben noch hatte ich selbst Sawyer mit ähnlich widersprüchlichen Ausdrücken beschrieben. Hatte ich diese Eigenart von ihr geerbt? Oder konnte sie meine Gedanken lesen, ohne mich zu berühren? Wenn ja, dann waren wir

Weitere Kostenlose Bücher