Die Phoenix Chroniken: Blut (German Edition)
Rest flüsterte sie so leise, dass selbst unser superfeines Fledermausgehör keine Chance hatte. Und dann verlor sie die Fassung.
„Nein!“ Ihr Schrei rüttelte an den Fenstern und ließ die Wiedergänger erstarren, dann zu Boden fallen und die Hände schützend über die Köpfe schlagen. „Ich will jetzt spielen!“
Sie hob die Hand. Die erdfarbene Haut begann in einem matten Orange zu leuchten.
„Wir können spielen“, murmelte Sawyer. Er beobachtete sie aus seinen grauen Augen, wie ein Wolf einen wesentlich größeren Wolf beobachten würde. „Kein Grund, sich …“
Plötzlich schoss Feuer aus den Fingerspitzen des Phönix, traf auf die Wand und wälzte sich aufwärts, um an der Decke zu tanzen.
„… aufzuregen“, sagte Sawyer.
Sie fuhr zu Jimmy und mir herum. Ich sprang genau in dem Moment vor ihn, als er vor mich springen wollte. Wir stießen mit den Köpfen zusammen und versuchten, uns gegenseitig wegzuschieben.
Ich rechnete damit, dass das Feuer uns beide verschlingen würde. Das konnte uns zwar nicht umbringen, aber zu verbrennen ist auch ziemlich schmerzhaft. Ich kann es niemandem empfehlen.
Als nichts geschah, beendeten wir unsere Rauferei und richteten unsere Aufmerksamkeit auf meine Mutter. Sie starrte mich an, ihre Lippen waren vor Überraschung zu einem O geformt. „Du bist es“, hauchte sie und schlug die immer noch brennenden Hände vors Gesicht.
Ich wartete auf den Schrei, aber anstatt uns zu verbrennen, leuchtete nun auch ihr Gesicht in diesem orangegelben Farbton, sodass es aussah, als wären ihre dunklen Augen von einem Höllenfeuer umgeben.
„Oh ja“, brachte ich heraus, während ich mich von Jimmy entfernte.
Sie hüpfte wie ein Kind hierhin und dorthin, sang leise eine schiefe Melodie vor sich hin und blieb auf halber Strecke zwischen Sawyer und mir stehen. Zumindest leuchteten nun ihre Hände und ihr Gesicht nicht mehr. Langsam bekam ich den Eindruck, dass sie richtig schwer einen an der Mütze hatte.
„Nofretete“, flüsterte sie.
„Ich bin Elizabeth“, sagte ich langsam. „Oder Liz, wenn du das lieber magst.“
Sie schüttelte den Kopf und kam näher. Mein Körper spannte sich, weil ich schon dachte, sie wollte mich umarmen. Stattdessen schlug sie mir ins Gesicht – mit der Handfläche auf die linke Wange, dann mit dem Handrücken auf die rechte. Ich stolperte erst in die eine Richtung, dann in die andere, schaffte es aber, auf den Beinen zu bleiben. Ich bedeutete Jimmy mit einem Kopfschütteln stehenzubleiben, wandte den Blick jedoch nicht vom Phönix ab.
„Nofretete“, sagte er wieder.
„Oh-kay. Ich nehme an, du hast mir den Namen Nofretete gegeben.“
„Es bedeutet: Die Schöne ist gekommen “, übersetzte Sawyer. „Sie hat dir keinen Namen gegeben. Sie wusste überhaupt nichts von dir, bis sie von den Toten auferstanden ist.“
Meine Mutter hüpfte zu Sawyer hinüber und kuschelte sich an seine Seite. Er legte ihr in einer beiläufigen Geste, die von einer langen Verbindung zeugte, den Arm um die Schultern. Bei diesem Anblick hätte ich aus verschiedenen Gründen kotzen können.
Ich versuchte mit aller Kraft, nicht zu viel über Sawyers allumfassenden Betrug nachzudenken. Was war ich für eine Anführerin? Ich hatte das hier nicht vorhergesehen. Ich hatte keinen Schimmer davon gehabt, dass Sawyer irgendetwas anderes als loyal sein könnte.
Oh, na sicher, Jimmy hatte immer gesagt, dass Sawyer von der Föderation gekauft worden war und dass, wer sich schon von der einen Seite kaufen ließ, sich auch von der anderen abwerben ließe, wenn nur der Preis stimmte. Aber ich hatte es nicht geglaubt, und das tat ich auch jetzt noch nicht.
Für Geld hätte Sawyer nicht die Seiten gewechselt. Damit konnte er gar nichts anfangen. Aber er konnte andere Dinge brauchen, auch wenn ich noch nicht wusste, was das für Dinge waren. Offenbar gehörte meine Mutter aber dazu.
In dem Versuch, mein wild klopfendes Herz und meinen revoltierenden Magen zu beruhigen, atmete ich tief ein. Wenn ich darüber nachdachte, was geschehen könnte, wenn Sawyers Kräfte gegen uns statt für uns eingesetzt werden würden, wollte ich wirklich kotzen. Ich musste mich auf etwas anderes konzentrieren, auf irgendetwas, sonst würde ich noch den Verstand verlieren.
„Sie wusste nichts von mir?“, platzte ich heraus. „Ich bin nie schwanger gewesen“ – allen Heiligen sei Dank – „aber ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand ein Kind zur Welt bringen kann, ohne etwas davon
Weitere Kostenlose Bücher
Zehn Mal Fantastische Weihnachten. Zehn Online Lesen
von
Sandra Regnier
,
Teresa Sporrer
,
Jennifer Wolf
,
Cathy McAllister
,
Natalie Luca
,
Jennifer Jäger
,
Melanie Neupauer
,
Katjana May
,
Mara Lang
,
Lars Schütz
,
Pia Trzcinska