Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
würde ohnmächtig werden. Das wäre mir nur recht gewesen. Dann hätte ich nämlich nicht darüber nachdenken müssen, was Jimmy gerade getan hatte.
    Er hatte meine einzige Hoffnung zerstört, Sawyer jemals wieder zum Leben zu erwecken.

30
    I ch hätte einen Dolch in der Hand halten müssen, doch das tat ich nicht. Ich sah mich um, konnte ihn aber nirgendwo finden. Ich überprüfte die Gesäßtaschen meiner Jeans. Nichts. Die Vordertaschen. Nichts.
    Oh.
    Punkte tanzten vor meinen Augen. Weiße. Schwarze. Rote. Sie jagten hintereinander her wie Amöben unter dem Mikroskop. Wenn ich ihnen dabei zusah, wurde mir nur noch schwindliger, also wandte ich meine Aufmerksamkeit erneut Mait zu, der in diesem Augenblick einen Wutschrei ausstieß und auf Jimmy zurannte.
    »Nein«, flüsterte ich. Ich schien in meiner Stimme oder meinen Gliedern keine Kraft mehr zu haben. Dabei hatte ich doch schon härtere Schläge eingesteckt. Was war nur los mit mir?
    Die beiden Männer trafen wie Hirsche während der Brunftzeit aufeinander. Nur stießen sie statt mit den Geweihen mit den Brüsten zusammen, dann schlangen sie die Arme umeinander und packten zu.
    Mait war um Haaresbreite größer und ein bisschen breiter als Jimmy, und er mochte stark sein und unfair kämpfen, doch Jimmy kämpfte noch unfairer und hatte das von klein auf getan. Mait hingegen hatte sich zu lange allein auf seine Magie verlassen, wie sich herausstellte.
    Jimmy rang ihn zu Boden und versuchte, seinen Arm um Maits Hals zu legen. Nicht, dass es ihm etwas gebracht hätte. Jimmy hatte keine Waffe, oder zumindest keine, die funktioniert hätte.
    »Lizzy!«, schrie Jimmy. »Der Dolch!«
    Ich schüttelte den Kopf so kräftig, dass mir fast das Hirn rausflog. Schon wieder. Vor Schmerz beinahe wieder klar im Kopf fing ich an, auf allen vieren nach dem verschwundenen Messer zu suchen und zu tasten. Ich konnte es aber nicht finden.
    »Lizzy!«
    Schwer zu sagen, wer gewinnen würde. Die beiden waren wie eine Zweimannbrezel ineinander verschlungen und suchten mit schwellenden Armmuskeln und rotierenden Beinen nach besserem Halt für ihre Hände.
    »Er ist weg«, sagte ich.
    Jimmy sah kurz zu mir herüber, und Mait rammte ihm den Ellbogen in die Nase. Das Knacken hallte durch die verlassene Kirche. Blut spritzte. Jimmy verlor den Halt. Mait sprang auf die Füße und rannte los.
    Bei dem Versuch, ihn zu fassen zu kriegen, landete ich mit dem Gesicht im Dreck. Ich schlug mit der Handfläche auf das Phönix-Tattoo. Wenn ich mich verwandelte, würde ich heilen, und dann würde ich ihn auch kriegen. Wäre überhaupt kein Problem.
    Nur leider blockierte das Gris-Gris noch immer meine Zauberkraft.
    »Verdammt«, murmelte ich. Ich zog das Ding aus meiner Tasche und warf es so weit weg, wie ich nur konnte.
    Jimmy fluchte und blutete. Ich kroch zu ihm hinüber und tastete seine Taschen ab, bis ich sein Gris-Gris fand, dann warf ich auch das weg.
    Gerade hob ich erneut meine Hand, da ergriff Jimmy sie, bevor ich das Tattoo erreichte. »Lass mal gut sein«, sagte er, seine Stimme klang von den Schmerzen und dem Blut etwas belegt.
    »Ich kann ihn kriegen.«
    Er schüttelte den Kopf, dann zuckte er zusammen und fluchte. »Sobald er weit genug vom Gris-Gris entfernt war, wird er seine Magie zurückerhalten haben.« Er hievte sich auf die Füße und half anschließend auch mir auf. Irgendwie schaffte ich es, nicht wieder hinzufallen. »Er ist längst weg.«
    »Ich dachte, er wäre an diesen Ort gebunden?«
    »Um das Buch zu beschützen, ja.« Jimmy sah mir in die Augen.
    »Aber du hast es verbrannt  – und ihn damit freigelassen.« Ich konnte nicht anders, ich schlug Jimmy in sein blutendes Gesicht. »Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht?«
    Der Schlag hallte in der plötzlichen Stille, die auf ihn folgte, nach. Der Abdruck meiner Hand zeichnete sich ab: dunkle Flecken in seinem bereits dunklen und fleckigen Gesicht. Der Anblick machte mich einerseits fertig, und trotzdem wollte ich ihm am liebsten noch eine verpassen.
    »Ich habe mir gedacht«, sagte Jimmy langsam, »dass das Buch Ärger bedeutet. Nichts Gutes würde daraus entstehen.« Er sah mich mit bohrendem Blick an. »Nichts, Lizzy.«
    Ich war mir da nicht so sicher.
    »Du hast darauf bestanden, dass wir unsere Vampire hinter den Mond verbannen, damit wir nicht in Versuchung geraten, das Buch Samyaza zu stehlen. Aber wir hätten diese Dämonen gebrauchen können, um Mait zu töten.«
    »Ich werde Mait töten. Mach dir darum keine

Weitere Kostenlose Bücher