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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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jener, dass Sawyer über mehr Kräfte, Weisheit und Kenntnisse verfügte als ich oder irgendjemand sonst. Ich glaubte nicht, dass wir ohne ihn gewinnen konnten. Und dabei hatte ich noch nicht mal meinen Traum von einem gekreuzigten Jimmy und einem verschwundenen kleinen Mädchen berücksichtigt.
    »Das spielt jetzt alles keine Rolle mehr«, sagte ich. »Das Buch ist weg.«
    Und mit ihm all seine Geheimnisse.
    Wir suchten noch eine Weile nach dem Dolch, hatten jedoch kein Glück. Es gab so viele Löcher im Boden, so viele Haufen aus altem Holz und Steinen. Die Waffe hätte überall sein können.
    »Bist du sicher, dass du ihn dabeihattest?«, fragte Jimmy.
    »Ich mach das hier nicht zum ersten Mal, weißt du?«, schnauzte ich. Ich hatte ihn in der Hand gehalten. Nur leider hatte ich ihn nicht benutzt.
    Der Schwindel ging vorüber. Inzwischen schob ich ihn eher auf die Trauer darüber, Sawyer verloren zu haben, und darauf, was das für uns alle bedeuten würde, als auf den liebevollen kleinen Klaps, den mir Mait verpasst hatte. Der Schmerz war bereits abgeklungen, und laut Jimmy verblasste auch das blaue Auge schon wieder.
    Als wir den Wagen erreichten, waren wir verschwitzt und außer Atem. Die Klimaanlage fühlte sich himmlisch an, und ich ließ mir auf dem ganzen Weg zum Hotel kühle Luft ins Gesicht pusten.
    Dort angekommen ging ich direkt ins Badezimmer und schloss die Tür ab. Natürlich konnte eine Tür Sanducci nicht daran hindern, hereinzukommen. Das Geräusch, wie ich die Tür abschloss, hingegen schon. Jimmy würde niemals einen Raum betreten, wenn er nicht erwünscht war.
    Ich ließ lauwarmes Wasser über meinen Kopf laufen und das rasende Pochen meines Herzens beruhigen. Ich war wütend und hatte Angst. Wir mussten ohne Sawyer auskommen, doch ich wusste nicht, wie.
    Ich schlug die Handfläche gegen die Wand. Etwas knirschte. Ich öffnete ein Auge und sah, dass ich einen Riss in die Fliese geschlagen hatte. »Stell dich nicht so an«, sagte ich halblaut zu mir selbst. »Hast du etwa geglaubt, diese Sache mit der Apokalypse werde einfach werden?«
    Nein. Aber ich hatte geglaubt, dass ich dabei mehr Hilfe bekommen würde.
    Ich ging fast davon aus, dass Jimmy verschwunden sein würde, wenn ich aus dem Bad kam  – um sich einen neuen Dolch zu erbetteln, zu leihen oder zu stehlen, und sich auf die Jagd nach Mait zu machen.
    Doch er war noch da.
    Als ich zur Kommode hinüberging und mir erst Ruthies Kreuz und dann Sawyers Türkis über den Kopf zog, sah ich aus den Augenwinkeln mein Bild im Spiegel. Für einen Moment bekam ich Panik, weil ich dachte, ich hätte mein Halsband verloren.
    Ich wappnete mich gegen das Böse, das über mich hereinbrechen würde, begleitet von dem unstillbaren Verlangen, alles zu töten, was ich sah. Aber das Wappnen würde nichts nützen. Wenn das Böse frei war, konnte ich nichts mehr dagegen tun. Und wenn das Böse von mir Besitz ergriffen hatte, wollte ich das auch gar nicht mehr.
    Direkt auf die Panik folgte Erleichterung. Der Dämon war fort, jedenfalls bis zum nächsten Vollmond.
    »Muss das sein?«, fragte Jimmy.
    »Was denn?« Ich drehte mich um.
    »Dass du diesen Türkis reibst, als würdest du  … « Jimmy verstummte, ging zum Balkon hinüber und starrte in die untergehende Sonne.
    Ich sah an mir herab. Ich hatte den Türkis tatsächlich so gerieben, als würde ich  … etwas anderes reiben.
    »Sawyer«, flüsterte ich und schloss die Hand um den Stein. Ich lauschte, da ich auf irgendeine Antwort hoffte, doch es kam nichts, kein Wort. Würde da jemals wieder eine Antwort kommen?
    Heiße Wut flammte in mir auf, und weil Wut immer besser ist als Schmerz, ließ ich mich darauf ein und lief quer durchs Zimmer, bis ich genau in der Balkontür stand.
    »Sanducci.« Er sah mich mit angespanntem Gesichtsausdruck und zusammengepressten Lippen an. »Du solltest dir das Buch schnappen und einfach abhauen.« Ich stieß ihn vor die Brust.
    »Und du solltest Mait töten.« Er stieß mich ebenfalls.
    »Warum hast du es nicht getan?«, fragte ich.
    »Warum hast du es nicht getan?«
    Wir standen jetzt Nase an Nase, genauso wie damals, als wir Kinder waren. Wenn ich jetzt nicht aufpasste, würde er mir vors Schienbein treten und mir den letzten Keks wegnehmen.
    Ich wandte mich ab. »Wir hatten doch einen Plan. Du hättest ihn befolgen sollen.«
    »Hast du wirklich geglaubt, ich würde zulassen, dass du das Buch in die Hände bekommst, Lizzy?«
    Das hatte ich. Mein Fehler.
    »Warum hast du

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