Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
richtig.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Was ist, wenn Sie den Sosye erstechen, und er nicht stirbt?«
»Ja«, sagte ich, »was dann?«
»Dann ist er eine Hexe«, sagte Bram. »Verbrennen Sie ihn lieber.«
Also tat ich, was er gesagt hatte. Papier. Rechteck. Mait tot in die Mitte schreiben. Mit meinem silbernen Messer schnitt ich es in winzig kleine Stücke und sprach die Worte: »Mögen all meine Unternehmungen erfolgreich sein.«
Als ich nach dem letzten Schnitt das Messer hob, fuhr ein nach Regen duftender Wind ins Zimmer und verteilte die Stücke überall wie Konfetti. Für einen Augenblick glühte die Klinge rot auf, doch das Leuchten erlosch so schnell wieder, dass ich nicht sicher war, ob es auch wirklich passiert sein mochte.
Drei Uhr nachts. Ich musste loslegen. Meiner Einschätzung nach konnte Mait schon auf dem Weg zum Friedhof sein.
Ich verbarg das verzauberte Messer in meiner uncoolen Gürteltasche. Ich sollte mir stattdessen wirklich … was zulegen? Ein Waffentragekörbchen? Ein Louis-Vuitton-Dolch-Etui? Ja, das wäre wirklich mein Stil.
Ich ging die Bourbon Street hinunter in Richtung St. Louis Number One. Wenn ich das Glück hatte, Mait in einem der Stripclubs zu sehen, konnte ich ihm bis an einen dunklen, einsamen Ort folgen und dort tun, was getan werden musste.
Natürlich war dieses Szenario viel, viel zu einfach. So einfach, dass ich nur mit halbem Auge nach ihm suchte, während ich an den offenen Hauseingängen vorbeiging. Als ich ihn dann tatsächlich sah, war ich schon ein paar Schritte weitergegangen, bevor es mir bewusst wurde.
Eine Frau tanzte auf seinem Schoß, okay, und er war beschäftigt genug, um nicht zu bemerken, wie ich durch die Tür schlüpfte, um mir das aus der Nähe anzusehen, und dann wieder hinausschlüpfte. Ich ging auf die gegenüberliegende Straßenseite, wo ich mir einen alkoholfreien Margarita in einem Becher zum Mitnehmen bestellte und dann so tat, als würde ich mir die Schaufenster ansehen, während ich wartete. Ich hatte erst einen Schluck getrunken, da klingelte mein Handy.
Ich warf einen Blick auf die Rufnummernanzeige. Luther. Mein Herz führte einen kleinen, panischen Tanz auf, als ich das Handy aufklappte. »Hey, Junge … «
»Du musst kommen, Liz. Schnell.« Seine Stimme klang erstickt, entweder von Tränen oder weil ihn jemand würgte. Beide Möglichkeiten gefielen mir nicht.
»Was ist los?«
»Faith«, begann er und rang dann nach Luft, entweder vor Schmerzen oder weil er weinte.
»Luther!« Die Angst in seinem letzten Wort machte es mir fast unmöglich, überhaupt zu sprechen. »Ist … ist jemand bei dir?«
»Ja.« Meine Finger krampften sich um das Telefon, bis das Plastik knackte. Ich zwang mich dazu, den Griff zu lockern. »Summer«, sagte er. »Summer ist hier.«
»Sonst niemand? Niemand … Böses?«
»Nicht mehr.«
O Gott. Erst als mich jemand beschimpfte, bemerkte ich, dass ich die Margarita über den Gehweg verschüttet hatte.
»Wo ist Faith?«, schrie ich. Dass mich selbst hier auf der Bourbon Street die Leute anstarrten, ignorierte ich jetzt einfach.
»Sie haben sie mitgenommen.«
33
J immy«, brachte ich mühsam hervor.
»Er ist hinter ihr her.«
Ach, verflucht! Der Traum. Ich konnte wohl davon ausgehen, dass es doch eine Vision gewesen war.
»Wer war es?«
»Ich weiß es nicht. Ich konnte nichts sehen.«
»Verdammt!« Ich hatte meinen Dämon hinter den Mond verbannt, deshalb war Ruthie zu mir zurückgekehrt und hatte Luther allein gelassen. Ich war nicht einmal auf die Idee gekommen, dem Jungen Bescheid zu sagen. Mich traf ebenso die Schuld an dieser Sache wie alle anderen.
Ich schob mich in den schmalen Spalt zwischen der Bar und einem T-Shirt-Laden, von wo aus ich zwar weiterhin die Vordertür des Striplokals beobachten konnte, aber nicht länger im Weg stand. »Was zur Hölle ist denn bloß passiert, Luther?«
Im Telefon donnerte und knackte es. »Schrei ihn nicht an!«
Summer.
»Ich habe nicht geschrien.« Andererseits wäre jetzt, da ich sie in der Leitung hatte, ein guter Zeitpunkt dafür. »Was ist passiert?«, fragte ich wieder.
»Keine Ahnung.«
»Du bist doch eine Fee!«
Jetzt schrie ich wirklich und erntete dafür einige böse Blicke sowie ein Knurren von einem Passanten, das ziemlich übel klang.
»Du wohnst auf einer verzauberten Burg«, sagte ich ruhiger.
»Landhaus«, verbesserte sie mich.
»Ist mir scheißegal. Es hätte da niemand reinkommen dürfen.«
»Überraschung«, sagte
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