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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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fortgeführt.
    »Ih.« Megan rümpfte die Nase.
    »Genau.« Ich starrte in den strahlend blauen Himmel und rief mir in Erinnerung, wie dunkel er gewesen war und wie der Vollmond von ihm herabgeschienen hatte, als ich mich, um die Welt zu retten, in ein Monster verwandelt hatte.
    »War Sanducci damit einverstanden?«
    »Nicht direkt. Er hat die Kooperation verweigert. Also habe ich ihn  … verführt.« Das hatte er mir bis heute nicht verziehen. Ich wusste nicht, ob er es jemals tun würde, könnte oder überhaupt sollte.
    Jimmy hatte mich angefleht, nicht wie er zu werden. Er hatte gesagt, es würde Unheil bringen  – für uns beide. Aber ich war bereit gewesen, dieses Risiko einzugehen.
    »Liz«, sagte Megan leise. Ich sah auf. In ihrem Blick lag Mitgefühl. Schon immer hatte sie auch das hören können, was ich nicht auszusprechen vermochte.
    Ich war gezwungen gewesen, mich zwischen Jimmys Seele und dem Leben von Millionen von Menschen zu entscheiden, also hatte ich eigentlich keine Wahl gehabt. Jimmy war am Boden zerstört aus dieser Sache hervorgegangen. Er konnte es kaum noch ertragen, mich anzusehen. Ich musste mit meiner Entscheidung und meinen Taten leben  – und mit dem Bewusstsein, dass ich, wenn ich eine zweite Chance hätte, alles noch einmal genauso machen würde.
    »Du liebst ihn immer noch«, sagte sie. Es war keine Frage, also konnte ich mir die Antwort ruhig sparen.
    Ich hatte nicht viel von Jimmy erzählt, aber Megan kannte die Wahrheit. Ganz gleich, was er auch tat oder was ich tat oder wie viele andere wir sonst noch lieben mochten, bis zum Tage meines Todes würde ich für Jimmy Sanducci dasselbe empfinden, was ich schon mit siebzehn Jahren für ihn empfunden hatte. Ich konnte nichts dagegen tun.
    Jimmy und ich hatten eine ähnliche Kindheit gehabt, und zwar nicht erst, seit ich mit zwölf aus einer weiteren Pflegefamilie, die mich nicht haben wollte, geradewegs zu Ruthie gekommen war. Auch ich hatte eine Zeitlang auf der Straße gelebt und dieses Leben sogar zahllosen Familien, bei denen ich gelebt hatte, vorgezogen. Die Straße war zwar rau, aber sie war immerhin ehrlich.
    Bei Ruthie war Jimmy der Anführer gewesen, und der fand es nicht gerade toll, zu einem der anderen Jungs ins Zimmer ziehen zu müssen, damit ich seins bekam. Als Willkommensgruß steckte er mir eine Ringelnatter ins Bett. Ich setzte die Natter in einen Käfig, nannte sie James und verpasste Jimmy ein paar lose Zähne.
    Darauf folgten fünf Jahre, in denen wir im selben Haus wohnten und so taten, als würden wir einander hassen, während sich unsere wahren Gefühle aber in eine ganz andere Richtung entwickelten. Schon bald nachdem das Verlangen in uns erwacht war, verliebten wir uns ineinander. Jimmy hätte alles für mich getan. Erst Jahre später sollte ich herausfinden, dass er es auch wirklich getan hatte.
    »Das spielt keine Rolle.« Ich hob die Hände. »Jedes Mal, wenn er mich sieht, wird er wieder an Dinge erinnert, die er lieber vergessen würde.«
    »Das erklärt auch, warum du jetzt nicht mit Sanducci, sondern mit Luther arbeitest.«
    Eigentlich war das nicht der Grund. Jimmy und ich hatten noch nach der Sache mit der Naye’i zusammengearbeitet. Auseinandergebracht hatte uns etwas ganz anderes.
    »Jemand muss den Jungen ausbilden«, sagte ich. Und nach Sawyers Tod war dieser Jemand eben ich.
    »Dann erklär mir bitte, warum du nicht ganz Milwaukee das Blut ausgesaugt hast, um dich anschließend über Chicago herzumachen.«
    Faiths Augen waren schwer geworden. Fast war sie auf Megans Schoß eingeschlafen.
    »Ich habe ein Kontrollmittel.« Ich tippte auf das Halsband. »Es ist verzaubert. Wenn ich es trage, bin ich ich und der Dämon ist unter Verschluss.«
    Megan nickte, als bekäme sie tagtäglich Geschichten von magischen Halsketten zu hören. »Und das Tattoo?«
    Ich wünschte mir inständig längere Haare. Dafür müsste ich allerdings damit aufhören, mit jedem scharfen Gegenstand, der mir in die Finger kam, daran herumzuschnibbeln, sobald sie auch nur einen Zentimeter gewachsen waren. Sie sollten wenigstens bis über meine Schultern fallen, um das Abbild des Phönix zu verdecken, das auf meinem Nacken prangte.
    »Ist eine lange Geschichte«, sagte ich.
    Megan sah auf die Uhr. »Wir haben noch fünfzehn Minuten. Beeil dich.«
    »Meine Mutter  … «
    »Waaah! Ich dachte, die wäre tot.«
    »Sie ist auferstanden.« Und dann war sie herumgelaufen und hatte andere aus ihren Gräbern geholt. Sie hießen

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