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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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leuchteten topasfarben, und er blähte die Nasenflügel, um die Witterung der Nacht aufzunehmen. Er schüttelte den Kopf. Er glaubte ebenso wenig, dass noch jemand in der Nähe war.
    »Du auch.« Seine Nase war schief, ich würde sie richten müssen. Das würde weh tun.
    »Ich habe eine Taschenlampe.« Er wandte sich von der Tür ab, ich schob sie zu und schloss ab. Wie auch immer sie hereingekommen waren, aufgebrochen hatten sie jedenfalls nichts.
    Am liebsten hätte ich Luther gesagt, dass wir die Erste Hilfe auf den Morgen verschieben sollten. Ich bezweifelte ohnehin, dass er nur im Licht der Taschenlampe die Kugel aus meiner Schulter entfernen konnte. Dann ging mit einem dumpfen Geräusch der Strom wieder an. In der Mitte des Fernsehbildschirms blitzte ein blauer Funke auf, bevor in einer Infomercial-Sendung die hundert größten Hardrock-Lovesongs  – gab es überhaupt so viele?  – beworben wurden.
    Im Vorbeigehen ließ Luther seine Faust auf die AUS -Taste hinabsausen. Ich bezweifelte, dass dieser Fernseher jemals wieder funktionieren würde.
    Wieder starrte ich nach draußen. Der Parkplatz war jetzt so beleuchtet wie ein Festumzug. Ein Lastwagen der kommunalen Licht- und Energieversorgung stand mit laufendem Motor auf der Straße.
    Im Bad starrten Luther und ich nebeneinander in den Spiegel. Unsere Nasen waren schief und geschwollen, unsere Gesichter mit Blut bespritzt. Wären wir Menschen gewesen, hätten wir morgen blaue Augen gehabt. Da wir es aber nicht waren, gingen die Schwellungen schon wieder zurück.
    Damit unsere Wunden noch schneller heilten, mussten wir uns verwandeln, und genau das hatte ich vor, und zwar so bald wie möglich. Am nächsten Morgen würde dann niemand auf die Idee kommen, dass Luther und ich irgendetwas anderes als eine ereignislose Nacht hinter uns hatten.
    Bevor ich zu viel darüber nachdenken konnte, richtete ich mit einem Ruck meine Nase. Scharfe Splitter aus Schmerz durchzuckten mein Hirn, ich beugte mich vor und atmete durch den Mund, während mir das Wasser aus den Augen strömte. »Verdammt, tut das weh!« Aber als ich mich aufrichtete, sah mein Gesicht wieder ganz so aus, wie es sollte.
    Ich hatte mir oft genug sagen lassen, dass ich eine exotische Schönheit ausstrahle. Das lag wahrscheinlich an dem Kontrast zwischen meinen leuchtend blauen Augen und der Hautfarbe, die etwas dunkler als die eines durchschnittlichen Weißen war.
    Ich hatte hohe Wangenknochen und  – normalerweise  – eine gerade geschnittene Nase. Ich war groß und schlank und konnte auch ein ordentliches Paar Brüste vorweisen.
    Die Kerle standen auf mich, auch wenn ich in den allermeisten Fällen nicht viel mit ihnen anfangen konnte.
    Seit ich alt genug war, um von solchen Dingen zu wissen, hatte ich auch gewusst, dass Äußerlichkeiten täuschten. Unter einem schönen Äußeren verbarg sich oft genug ein hässlicher Kern. Menschen, die mich nach dem ersten Blick wegen meines Äußeren kennenlernen wollten, bekamen gar nicht erst die Chance dazu.
    »Jetzt du.« Ich streckte die Hände nach Luthers zerquetschter Nase aus.
    Mit einem lautlosen Knurren bleckte er die Zähne und rückte seine Nase selbst wieder zurecht. Die Knochen knackten vernehmlich, und plötzlich war sein Knurren überhaupt nicht mehr lautlos.
    Ich zog mein ruiniertes Gaze-Top aus und drehte mich so, dass ich meine Schulter sehen konnte. Die Haut zog sich schon wieder über dem Loch zusammen. »Die Kugel muss raus.«
    Eine Infektion würde mich zwar nicht umbringen, aber ich würde mich auch nicht gerade toll fühlen, während mein Körper gegen sie ankämpfte.
    Unsere Blicke trafen sich im Spiegel. »Ich glaube nicht, dass ich das allein hinkriegen werde.«
    In meinem Seesack schleppte ich immer einen voll ausgestatteten Verbandskasten mit mir herum. Luther sterilisierte das Skalpell mit Alkohol und presste dann ein getränktes Stück Mull auf das Loch. Ich biss die Zähne zusammen, bis das höllische Brennen endlich nachließ.
    »Setz dich lieber hin.« Luther deutete auf den Klodeckel. »Vielleicht ziehst du besser den BH aus, sonst ist der nachher hinüber.«
    »Netter Versuch, großer Junge. Der BH bleibt an.«
    Luther schnaubte und zog dann mit einem scharfen Zischen die Luft ein. Seine Nase mochte wieder normal aussehen, doch verheilt war sie nicht. Noch nicht.
    Als der Junge immer noch zögerte, sah ich auf. »Tu es einfach, Luther. Je schneller, desto besser, okay?« Er nickte. Dann tat er es. Wenn ich das Richten

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