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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wussten, wie man einen Fellläufer tötete, waren selbst Fellläufer. Und in Bezug auf dieses Thema waren sie verständlicherweise recht schweigsam.
    »Sie wussten, wie sie uns schnell außer Gefecht setzen konnten, ohne uns zu töten.« Luther legte die Stirn in Falten.
    »Ich frage mich, wer ihnen das gesagt hat.«
    »Und ich frage mich, wie lange ich brauchen werde, um sie zu finden und zu töten.« Auf mein Stirnrunzeln hin ballte Luther die Hände zu Fäusten. »Wir können diese Typen doch nicht einfach da draußen herumlaufen lassen. Sie wissen viel zu viel.«
    Hinter seiner Coolness verbarg sich Angst. Kreuzungen konnte man nur schwer töten, aber sie waren nicht unbesiegbar. Zum ersten Mal zeichnete sich dieses Wissen auf Luthers Gesicht ab. Armer Junge.
    »Zuerst müssen wir noch andere Dinge erledigen«, sagte ich, um ihn abzulenken.
    »Dazu brauchst du mich nicht.«
    Ich ahmte das Mööp-Geräusch aus Quizsendungen nach und drückte einen imaginären Buzzer in der Luft. »Falsche Antwort. Möchten Sie es noch einmal versuchen, Mr Vincent?«
    »Liz, es ist doch nur logisch, dass ich sie verfolge, den Namen ihres Auftraggebers aus ihnen herausprügele und  … «
    »Was?«, unterbrach ich ihn. »Dass du vier Menschen umbringst? Das riecht mir stark nach Mord, Luther.«
    »Aber sie sind  … «
    »Menschen.«
    »Arschlöcher sind das«, murmelte er.
    »Wenn wir jedes Arschloch auf der Erde umbringen wollten, hätten wir keine Zeit mehr für die Nephilim.«
    Er musste grinsen, wurde aber sofort wieder ernst. »Das sind Killer. Du kannst mir nicht erzählen, dies hier wäre ihr erster Auftrag gewesen. Dafür waren sie zu gut.«
    »Wir sind aber nicht die Polizei.« Ich hob die Hand, um seinem Widerspruch zuvorzukommen. »Und wir sind auch keine Bürgerwehr. Wir haben unsere Kräfte bekommen, um Nephilim zu töten. So einfach ist das.«
    Luther ließ den Kopf hängen. Die Haare fielen ihm ins Gesicht, und die Schulterknochen, die sich deutlich unter dem T-Shirt abzeichneten, ließen ihn unvorstellbar jung aussehen. Wieder kamen Schuldgefühle in mir auf. Er gehörte einfach nicht hierher.
    »Und wenn sie zurückkommen?«, flüsterte er.
    Er hatte wirklich Angst gehabt. Gefesselt, ohne die Möglichkeit, Zugang zur Quelle seiner eigentlichen Möglichkeiten zu finden, war er hilflos gewesen  – und das hatte zweifelsfrei Erinnerungen an Zeiten wachgerufen, in denen er ebenfalls hilflos gewesen war und die Stärkeren das auf furchtbare Weise ausgenutzt hatten.
    Bei vielen Kreuzungen erwachte die Magie erst relativ spät  – so auch bei Luther. Aus diesem Grund hatte er in seiner Kindheit viele ähnliche Erfahrungen gemacht wie Jimmy und ich  – noch zwei Spätentwickler.
    »Hey«, ich legte Luther die Hand auf den Arm, wurde mit Bildern überflutet, die ich nicht sehen wollte, und zog sie wieder zurück.
    Luther hatte nicht nur Angst, er schämte sich auch. Er war überrumpelt worden und hatte weder mich noch das Baby beschützen können. Diese Scham, die ihn jetzt antrieb, machte ihn wütend und rachsüchtig.
    Sollten sich die Kerle in der nächsten Zeit noch einmal hier blicken lassen, würden sie jedenfalls bald Hackfleisch sein.
    Der Gedanke an ihren Tod war zwar reizvoll  – schließlich hatten sie versucht, das Baby zu erschießen, verdammt noch mal!  – , aber damit würden sie zu leicht davonkommen. Außerdem wollte ich Luther da nicht mit hineinziehen.
    »Wenn sie zurückkommen, mache ich sie fertig«, sagte ich. »Das werden sie bitter bereuen.«
    Er sah mich prüfend an. »Aber ich  … «
    »Du wirst dich da raushalten. Das ist mein Ernst, Luther. Menschen stehen nicht in deiner Stellenbeschreibung.«
    »Aber in deiner?«
    Ich sah Faith an. »Jetzt schon.«
    Wir beschlossen, noch ein paar Stunden zu schlafen. Es hatte eine Menge Energie gekostet, gefangen genommen, bedroht und verwundet zu werden und sich dann per Gestaltwandlung zu heilen.
    Außerdem wollten wir Wache halten. Ich glaubte zwar nicht, dass die angeheuerten Killer zurückkommen würden, aber vielleicht irgendetwas anderes.
    Luther bestand darauf, die erste Schicht zu übernehmen, weil ich schlimmer verletzt gewesen war als er und deshalb auch mehr Energie auf die Heilung verwenden musste. Da er recht hatte, ließ ich ihn.
    Ich fiel ins Bett, in den Schlaf und dann in einen Traum.
    Ich bin auf dem Mount Taylor, auf einem der vier heiligen Berge, die die Grenzen des Navajo-Landes markieren. Sie nennen ihn den Heiligen Berg des

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