Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)
und drängte ihn weiterzumachen. Wer hätte je gedacht, dass mich der Druck von Lippen, die Spitze eines Zahns, die Berührung einer Zunge auf der Oberschenkelarterie fast zum Höhepunkt bringen könnten?
Er bewegte sich Zentimeter für Zentimeter weiter nach oben, doch ich ließ mich zu Boden sinken. Ich wollte ihn noch einmal küssen, damit dieser Moment anhielt. Wenn wir fertig waren, würde er verschwinden, und wie konnte ich denn wissen, ob ich ihn nach dem morgigen Tag überhaupt jemals wiedersehen würde? Der letzte Geist, den ich heraufbeschworen hatte, war per Express in die Ewigkeit abgedampft, gleich nachdem er mir gesagt hatte, was ich wissen musste.
Einerseits wünschte ich mir das für Sawyer auch, andererseits hatte ich Angst davor. Er verdiente seinen Frieden. Auch wenn Jimmy etwas anderes behauptete, er verdiente sogar den Himmel. Aber sobald Sawyer dorthin ging, war er für mich verloren. Ich glaubte kaum, dass er am Wochenende Ausgang bekäme, um mich in einem Traum zu beglücken.
Wir knieten dicht voreinander. Da wir fast gleich groß waren, passten unsere Körper ausgezeichnet zusammen. Seine Erektion berührte sanft die dunkleren Locken zwischen meinen Schenkeln. Der Berglöwe auf seiner Brust schien zu schnurren, als ihn meine Brüste streiften. Wir waren nur ein Flüstern weit voneinander entfernt, unser Atem vermischte sich. Wir ließen die Arme hängen und sahen uns aufmerksam in die Augen.
Ich leckte mir über die Lippen und berührte dabei seine mit der Zungenspitze. Im Mittelpunkt seiner unheimlich grauen Augen schien eine Flamme aufzulodern, und er hob eine Hand, legte sie fest auf meinen Nacken und presste unsere Münder aufeinander.
Mein Herz machte einen dumpfen Schlag und fing dann an zu rasen. Sawyer verspannte sich und zog sich mit einem Ruck zurück. Seine Augen loderten erst gelb, dann orange auf. Die Pupillen vergrößerten sich, nahmen die Form eines großen fliegenden Vogels an. Für einen kurzen Moment flackerte sein Gesicht – Mann, Vogel, Mann, Vogel.
Mit einem Zischen zog er die Hand weg und schüttelte sie aus, als hätte er sich verbrannt – obwohl ich keine Anzeichen dafür erkennen konnte. Als er den Blick wieder hob, hatten seine Augen erneut ihren wie gewöhnlich hellen Grauton angenommen.
»Die Verwandlung funktioniert in beide Richtungen«, murmelte ich.
Jetzt konnte nicht mehr nur ich seine Tattoos berühren und mich dadurch in das Tier darunter verwandeln, sondern auch er vermochte, zu dem Phönix in meinem Nacken zu werden, wenn er ihn berührte. Das wäre eine faszinierende Entwicklung – wenn er nicht tot wäre.
Ich starrte in Sawyers Gesicht, und er starrte in meines.
»Wie auch immer«, sagte ich und küsste ihn wieder.
Er lachte, und die Vibration flirrte über meine Haut, von meinen Lippen bis zu meinen Zehen hinunter.
Wir küssten uns lange. Er konnte mich das Hier und Jetzt vergessen lassen. Scheiße, er konnte mich sogar meinen eigenen Namen vergessen lassen. Zu schade, dass er mich nicht die Vergangenheit vergessen lassen konnte. Zu schade, dass er sie nicht für immer aus meinem Hirn vertreiben konnte.
Sein Mund wanderte über meinen Hals zu meinen Brüsten. Sawyer mochte ja zum Teil ein wildes Tier sein, aber er war dennoch auch ein ganzer Mann. So schön das Küssen auch sein mochte, irgendwann machte er dann doch den nächsten Schritt.
Ich umfasste sein Kinn, hob sein Gesicht und lächelte über seine Verwirrung. »Leg dich hin.«
Ein Stoß gegen seine Brust, das winzige Aufflackern eines Lichts und ein leichtes Verschwimmen meiner Konturen, als ich seinen Berglöwen berührte. Und dann fiel er zu Boden.
Ich wollte meine Lippen über seinen Körper wandern lassen, meine Wange an seiner Haut reiben, mir ihre Struktur und ihren Duft einprägen, obwohl ich ja wusste, dass ich für den Rest meines Lebens bei dem Geruch des Regens in den Bäumen Sawyer riechen würde.
Ich schloss die Augen und berührte seine flatternden Lider mit dem Mund, seine fein geschnittene Nase, die Spitzen seiner Wangenknochen und seines Kinns. Die Wölbung seines Halses schmeckte wie der erste Grashalm im Frühling – süß und säuerlich, grün und erdig –, nach Schmerz und Ekstase, nach Freiheit und Qual.
»Psst«, flüsterte ich in seine Haut, dann leckte ich über sein Wolfs-Tattoo, von der Spitze seiner zur Seite geneigten Schnauze bis zum Ansatz des gerollten Schwanzes.
Sawyers tief grollendes Knurren lockte meine Lippen hin zu seiner
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