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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Atem und seine Berührung. Erschöpfung lauerte dort, meine Augen waren so schwer  – und ebenso meine Glieder.
    »Ich will nicht einschlafen«, flüsterte ich und schob mich zur Seite, sodass sich sein Haar über mich ergoss und mich von der Welt abschirmte.
    Wenn ich jetzt einschlief, würde ich drüben wieder aufwachen. Das wusste ich, ebenso wie ich um den Geschmack seiner Haut wusste. Wenn ich aber wach blieb, würde ich dann für immer hierbleiben  – wo auch immer dieses hier sein mochte?
    Was war mit der anderen Seite des Spiegels? Die Welt, die zu retten ich versprochen hatte. Der andere Mann, den ich liebte. Das Kind, das zu beschützen ich geschworen hatte. Beide Orte zerrten an mir, und meine Erschöpfung wurde immer größer.
    Ich widerstand ihr, solange ich konnte. Ich lauschte auf Sawyers Atem, konzentrierte mich auf das gleichmäßige Ein- und Ausströmen der Luft, hörte dem leisen Klopfen seines Herzens zu  – eines Herzens, von dem ich wusste, dass es jetzt ebenso reglos war wie Sawyer selbst  – unter meinem eigenen. Ich wollte bleiben und musste doch gehen.
    Irgendwann schwanden mir die Sinne, obwohl ich mit aller Macht dagegen angekämpft hatte. Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich mit dem Gesicht nach unten auf dem leeren, einsamen, kalten Motelbett  – mit dem Kopf am Fuß- und den Füßen am Kopfende. Mit den Händen hielt ich das Laken umklammert, mein Gesicht war heiß und schweißüberströmt, mein Körper bebte noch immer von dem Orgasmus, zu dem mich nur Sawyer hatte bringen können.
    »Scheiße«, murmelte ich und drehte mich um, den Blick auf den Spiegel gerichtet.
    War ich nun hier, oder bin ich doch dort gewesen?
    Aber der Spiegel zeigte genau dieses Zimmer, die schwindende Dunkelheit hinter den Vorhängen, den nahenden Morgen. Ich hätte das alles für einen Traum gehalten, hätte auch gar nicht geglaubt, dass ich überhaupt durch den Spiegel gegangen wäre. Aber dann  …
    Zu meinen Füßen stand ein Wolf in allen Schattierungen von Mitternachtsblau, Schwarz und Violett  – mit Augen, die so hellgrau waren, dass sie wie silberne Sterne zu leuchten schienen. Ein nicht vorhandener Wind bauschte sein Fell und wehte den Duft von Wasser, Bäumen und Erde durch den ganzen Raum.
    Er wirkte so real wie ich selbst. Ich konnte nicht durch ihn hindurchsehen, seine Pfoten hinterließen kleine Dellen in der Steppdecke, sein Gewicht drückte das Bett unter ihm nieder.
    Ich hielt den Atem an, wagte nicht zu glauben, dass er noch immer da sein würde, wenn ich den Blick vom Spiegel löste und mich umdrehte.
    Dennoch tat ich es.
    Der Wolf blieb, wo er war  – unfassbar glatt und fest. Ich streckte die Hand nach ihm aus und fühlte die seidige Bewegung seines Fells. Doch meine Finger drangen durch ihn hindurch.
    Und in diesem Augenblick verwandelte sich sein Körper in Rauch und verschwand.

19
    I ch hätte geschworen, ihn noch immer riechen zu können  – in den Laken und auf meiner Haut. Ich strich mit der Hand über die Stelle, an der er gestanden hatte, wollte seine Wärme spüren, wo er eben noch gelegen hatte, auch wenn sich das leicht mit meiner eigenen Körperwärme erklären ließ. Was sich aber nicht erklären ließ, war das winzige Zeichen, das ich dort fand.
    Ich knipste die Nachttischlampe an und hielt meine Hand in den Lichtschein. In der Mitte meiner Handfläche lag ein Kojote, eingeritzt in einen Türkis  – ein Totem, Fetisch, Amulett oder Talisman, wer weiß? Aber es war vorher noch nicht hier gewesen, und ich hatte es auch nicht mitgebracht.
    Mein Blick fiel auf meinen Laptop, und im gleichen Atemzug sprintete ich schon quer durch den Raum und schaltete ihn ein. Ein paar Tasten- und Mausklicks später surfte ich im Internet nach der Antwort.
    Mir waren auch vorher schon Amulette untergekommen, sie beschützten ihren Träger vor Gefahren. Talismane brachten Glück. Über Totems und Fetische wusste ich jedoch kaum etwas.
    Ich überflog ein paar Websites. Totems wachten über eine bestimmte Personengruppe  – normalerweise über eine Familie, einen Clan oder einen Stamm  –, die Schnitzerei stellte den mit ihnen verbundenen Tiergeist dar. Totems wurden meistens von den Ojibwe verwendet, kamen jedoch auch in europäischen, afrikanischen und australischen Kulturen vor.
    Ich fand heraus, dass die Ojibwe früher den nördlichen Teil des Mittleren Westens dominiert hatten und leicht etwas in dieser Art hier zurückgelassen haben könnten  – wenn auch

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