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Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition)

Titel: Die Phoenix Chroniken: Fluch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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vielleicht nicht gerade auf meinem Bett. Ich erfuhr allerdings auch, dass sie ihre Totems offenbar nicht in Türkise geschnitzt hatten. Türkise kamen an einem anderen Ort vor.
    Und zwar im Land der Navajo  – auch im Land der Apachen, der Zuni und Pueblo. Aber da ich es mit ein paar Navajo-Fellläufern zu tun hatte, wollte ich fürs Erste von Navajo-Schnitzereien ausgehen.
    Die Navajo schnitzten keine Totems, sondern Fetische, sie sprachen den unbelebten Objekten mystische Fähigkeiten zu. Den oberflächlichen Nachforschungen zufolge, die ich in den zehn Minuten im Netz anstellen konnte, verstärkte ein Fetisch die Kräfte seines Trägers. Diese Schnitzereien bewahrte der Schamane meist in seinem Medizinbeutel auf, um sie bei Zeremonien zu verwenden.
    Fetische aus Türkis waren besonders mächtig, da der Türkis für die Navajo ein heiliger Stein war, der die Verbindung zwischen seinem Träger und dem Übernatürlichen verstärkte.
    Ich rieb den winzigen Kojoten zwischen meinen Fingern. »Also werde ich dich ganz nah bei mir tragen.«
    Als ich das Hotel schließlich verließ, war die Sonne gerade über die lange marineblaue Horizontlinie gekrochen und überzog die Violetttöne mit flüssigem Gold. Den Fetisch verstaute ich in meiner Jeanstasche. Ich hatte keine Ahnung, warum Sawyer ihn hier zurückgelassen haben mochte, war aber sicher, dass ich es bald herausfinden würde. Eines hatte ich gelernt, seit ich Anführerin des Lichts geworden war: Alles geschah aus einem Grund. Dieser Grund gefiel mir womöglich nicht, aber es gab ihn immer.
    Ich hatte schon auf dem Zimmer einen Kaffee getrunken und damit alles wirklich Notwendige erledigt, sodass ich mir die Zeit sparen konnte, irgendwo zum Frühstück anzuhalten. Ich wollte nur noch den Alten finden und tun, was getan werden musste.
    Knapp eine Stunde später näherte ich mich dem Inyan Kara. Bereits wenige Minuten, nachdem ich Upton hinter mir gelassen hatte, konnte ich den Berg am Horizont sehen. Das war allerdings auch keine Kunst, denn das Land, das ihn umgab, war flach und nur stellenweise mit niedrigem Gras bewachsen. Hier und da standen einige Gebäude  – rot, weiß und grau  –, und die Landschaft war mit Rindern gesprenkelt, kleine schwarze Punkte, die wie Fliegen aussahen.
    Der Berg war von Privatgrund umgeben, und wie der Hotelangestellte angedeutet hatte, brauchte ich eine Erlaubnis, um dieses Gelände zu betreten. Also folgte ich dem Pfeil auf einem handgemalten Schild und erreichte am Ende eines trockenen, staubigen Weges ein Haus. Dort klopfte ich an die Tür und bat die ältere Dame, die mir öffnete, höflich um ihre Genehmigung.
    Sie schürzte die Lippen und musterte mich von Kopf bis Fuß. »Sie wissen, dass der Inyan Kara über 3000 Hektar groß ist?«
    »Ja.« Das stimmte zwar nicht, machte aber nichts. Ich hatte ja nicht vor, jeden Zentimeter des Berges so genau unter die Lupe zu nehmen, wie sie es gerade mit mir tat. Ich wollte nur Sani finden.
    Sie trat auf die Veranda, wobei die zu einem dünnen grauen Zopf geflochtenen Haare hinter ihrem Rücken hin und her schwangen. Dann deutete sie mit ihrer von Altersflecken und blau hervortretenden Venen gemaserten Hand auf den Gipfel. »Der Kamm hat die Form eines Hufeisens, und in dessen Mitte liegt die Spitze. Er ist wirklich sehr steil. Die Spitze ist über tausend Meter hoch, dort wachsen weder Bäume noch Gras, es ist furchtbar glatt. Dazwischen liegt eine riesige, alte Schlucht. Seien Sie also lieber vorsichtig.«
    »Jawohl.«
    »Und kommen Sie am besten noch vor der Dunkelheit zurück.« Sie musterte meine nackten Arme. »Nach Sonnenuntergang wird es auf dem Inyan Kara nämlich kalt.«
    Da ich nicht vorhatte, länger als bis zum Einbruch der Dunkelheit zu bleiben, fiel es mir nicht schwer zuzustimmen.
    »Was woll’n Sie denn da oben eigentlich?«, fragte sie.
    Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Für einen Augenblick wusste ich nicht, ob ich ihr die Wahrheit sagen oder lieber eine Lüge auftischen sollte. Dann konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, welche Lügen ich wem in letzter Zeit erzählt hatte  – das alte Problem bei Lügen. Ich entschied mich also dafür, so nahe wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben.
    »Ich habe gehört, es soll dort schwarze Kojoten geben.«
    »Dann gehören Sie also auch zu diesen Kryptozoologen? Erst letzte Woche war einer hier, der nach einer neuen Spezies suchte.«
    »Genau«, sagte ich.
    »Nur damit Sie’s wissen: Keiner von denen hat

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