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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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dringend ein paar Dinge zu klären.“
    „Oh nein, das wirst du nicht tun“, sagte ich. „Du wirst Xander Whitelaw nicht umbringen.“
    „Wer spricht denn von Umbringen?“
    Er brauchte auch gar nicht davon zu sprechen. In seinen Augen stand es deutlich genug geschrieben. Tat es aber meistens.
    „Du wirst ihn nicht anrühren“, sagte ich, dann fiel mir aber ein, wie Carlas Tür aufgesprungen war, nachdem Saywer nur die Hand erhoben hatte. „Du wirst ihm auf keinerlei Weise Schaden zufügen.“
    Er antwortete nicht.
    „Mir ist es ernst, Saywer. Wir werden uns anhören, was dieser Mann zu sagen hat.“
    „Genau das werden wir.“
    „Und dann werden wir gehen. Wir werden ihn im gleichen Zustand verlassen, wie wir ihn vorgefunden haben. Er könnte uns in der Zukunft noch nützlich sein. Wer weiß, was er alles draufhat.“
    „Wer weiß“, stimmte er mir zu.
    „Du wirst ihm nicht wehtun“, drängte ich.
    „Nein.“
    Gelinde gesagt war ich überrascht, dass er einwilligte, bis mir einfiel, dass Saywer eben log. Und wie.
    Ich überlegte, ob ich ihn aus dem Wagen werfen sollte, aber dann würde er sich nur verwandeln und den Rest des Weges neben mir herhopsen. Da war es schon besser, ihn hier neben mir zu haben, wenigstens hatte ich ihn dann im Blick.
    Noch bevor wir die erste Meile zurückgelegt hatten, zündete er sich eine Zigarette an. Gerade wollte ich ihm sagen, dass Summer vom Zigarettenrauch in ihrem Wagen bestimmt nicht begeistert wäre. Aber … wenn sie Erinnerungen wegzaubern konnte, sollte sie das auch bei ein bisschen Zigarettengestank fertigbringen. Außerdem hatte Summer so viel Angst vor Saywer wie alle, die nur ein wenig Grips im Kopf hatten.
    An der nächsten Tankstelle hielt ich an und kaufte eine Karte von Indiana. Nach und nach wuchs meine Sammlung. Währenddessen versuchte ich Summer zu erreichen. Sie ging natürlich nicht ans Telefon. War ja klar.
    Bislang hatte ich noch keinen neuen hysterischen Anruf von Megan erhalten, also schien die übernatürliche Telefonkette zu funktionieren. Es sei denn, ein Nephilim hatte sich Megan geschnappt und ihr ein für alle Mal jede Möglichkeit genommen, mich jemals wieder anzurufen. Mit zitternden Händen drückte ich die Kurzwahltaste.
    „Ich hoffe, es ist wichtig, ich krieg nämlich gleich zu viel vor Freude“, knurrte Megan. Im Hintergrund hörte ich Wasserrauschen.
    Ich schaute auf die Uhr und verzog schmerzlich das Gesicht. Acht Uhr morgens. Sie war gerade beim Duschen.
    „Tut mir leid“, sagte ich. „Du lebst. Muss los.“
    „Leg auf und stirb langsam“, giftete sie mich an.
    Megan würde eine vortreffliche Dämonenjägerin abgeben – wenn sie doch bloß keine Mutter, sondern eine Halbdämonin wäre.
    „Tut mir leid“, sagte ich noch einmal. „Wollte nur hören, wie’s dir geht.“
    „Meinst du nicht, dass ich mich gemeldet hätte, wenn es was zu berichten gegeben hätte?“
    „Außer du könntest es nicht mehr.“
    „Ah, daher dieser Kommentar … Du lebst .“
    „Genau.“
    „Alles beim Alten hier.“ Ein Quietschen, und das Geräusch von fließendem Wasser verebbte. „Nur, dass der neue Barmann von der Frühschicht ein kompletter Trottel ist. Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich schwören, der baut mit Absicht Scheiße.“
    Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr sie mir fehlte. Jetzt, da es mir klar wurde, fehlte sie mir nur umso mehr.
    „Tut mir leid“, sagte ich schon wieder.
    „Sag das noch einmal und ich werde …“ Sie stockte.
    „Und du wirst was?“
    „Keine Ahnung. Jede meiner Drohungen nimmt sich wahrscheinlich harmlos aus, im Gegensatz zu dem, was dich jetzt bedroht. Hast du dieser göttlichen Schlampe schon die Gurgel umgedreht?“
    „Bin noch dabei.“
    „Streng dich mal ein bisschen an.“
    „Mensch, warum bin ich nicht selbst draufgekommen?“
    Megan kicherte. „Sag mal im Ernst, wie läuft’s?“
    „Ich glaube, wir haben eine Spur.“
    „Wer ist wir?“, fragte Megan beiläufig.
    „Niemand, nur so allgemein“, log ich und betrachtete dabei Saywer durch die Glasscheibe.
    Er stand am Wagen, der heiße Wind blies ihm durchs lange Haar. In Shorts, Rippenhemd und Sandalen sah er so albern aus, als hätte man einem Pitbullterrier einen dämlichen Hut aufgesetzt. Kein Outfit der Welt könnte jemals sein wildes Wesen verschleiern. Selbst in dieser Form konnte noch jeder, der Augen im Kopf hatte, sehen, wie gefährlich Saywer war. Auf keinen Fall wollte ich Megan in seiner Nähe wissen.

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