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Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition)

Titel: Die Phoenix-Chroniken: Glut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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größten und lautesten Burschen. Der würde wohl den ersten Schlag austeilen. So war das meistens.
    Schon wieder danebengelegen. Oder vielleicht doch nicht. Der massige Bursche beschimpfte ihn höhnisch mit dem N-Wort – ein schmerzhafterer Schlag als ein Faustschlag –, und der magere Junge versetzte ihm einen Hieb ins Gesicht.
    Blut spritzte. „Du hast mir die Nase gebrochen.“
    Eine Brise kam auf, bewegte meine Haare, nicht jedoch die Blätter.
    Marbas , flüsterte Ruthie.
    Meinte sie damit nun den dunkelhäutigen Jungen, den Weißen oder beide? Ich wusste bloß, dass es sich um eine Kreuzung handelte, ansonsten hatte ich keinen blassen Schimmer, was ein Marbas war.
    „Schnappt ihn euch“, stieß der Anführer wütend hervor, und drei klobige Jungen traten wie die schwerfälligen Riesen eines Dark-House-Comics hervor.
    Ich machte gleichfalls einen Schritt nach vorn, doch Saywer hielt mich am Arm fest. „Warte“, hauchte er. „Sieh dir das an.“
    Fast hätte ich ihn einfach ignoriert. Ich konnte doch nicht tatenlos dabei zusehen, wie dieser Junge hier eine Abreibung bekam. Vielleicht war er so groß wie die anderen, aber er war keineswegs so massiv. Die hatten den größten Teil ihres Lebens gut im Futter gestanden. Er hingegen nicht. Außerdem kotzte es mich einfach an, wenn auf jemandem rumgehackt wurde, nur weil er anders war.
    Natürlich hatte das etwas mit meiner eigenen Kindheit zu tun. Mea Culpa.
    Wie auch immer, in dem kurzen Augenblick, den Saywer auf mich einwirkte, während ich zögerte, hatte der Junge die Sache schon selbst in die Hand genommen.
    Einer griff ihn von links, der andere von rechts an, und der Dritte kam von hinten. Während ihn die beiden seitlichen Angreifer zu schlagen versuchten, schnappte er sich deren Hände und führte sie mit Schwung zusammen. Zuerst knallten sie mit der Brust, dann mit den Köpfen aneinander, bis sie schließlich wie Steine zu Boden gingen.
    Mit einem Überschlag schwang sich der Junge über die daniederliegenden Körper, und der andere, der ihn gerade hatte ungestüm umarmen wollen, fiel aufs Gesicht. Schwerfällig rappelte sich der blutende Riese wieder hoch, und der Junge verpasste ihm mit seinem ramponierten Turnschuh einen Tritt in die Brust. Daraufhin landete der Angreifer nicht nur auf seinem Hintern, sondern kippte gleich nach hinten über und knallte hart mit dem Kopf auf die mit verdörrtem Gras bewachsene Erde.
    Der, der den Jungen eigentlich hatte zu Tode quetschen wollen, setzte sich nun wieder auf und rieb sich die Stirn. Indessen lehnte der Junge über dem jugendlichen Anführer mit der gebrochenen Nase und achtete nicht darauf, was in seinem Rücken geschah. Gerade hatte ich den Mund geöffnet, um einen Warnschrei auszustoßen, da stürmte der Riese wie eine den Berghang hinabbrausende und außer Rand und Band geratene Lokomotive auf den Jungen zu, als Saywer mir die Hand über die Lippen legte.
    Im letzten Moment duckte sich der Junge, drehte sich zur Seite und trat mit dem linken Fuß zu. Der Angreifer segelte mehrere Meter durch die Luft. Wie die anderen drei auch kam er nur langsam wieder auf die Beine. Benommen schüttelten sie die Köpfe, gingen aber erneut zum Angriff über.
    Durch die Lichtung schallte ein tiefes, dröhnendes Knurren, das zu einem Brüllen anwuchs – Löwengebrüll –, so laut und mächtig, dass die Bäume erzitterten und die Erde bebte. Und als wäre das nicht schon furchterregend genug, glühten die Augen des Jungen bernsteinfarben, und seine ungekämmte goldbraune Haarmähne stand ihm wie Medusas Schlangen vom Kopf ab.
    „Marbas“, sagte ich.
    „Eine Art Löwenwandler“, murmelte Saywer.
    „Was für eine?“, fragte ich.
    Saywer zuckte die Schultern. Er wusste zwar einiges, aber eben längst nicht alles.
    Die Schläger gaben Fersengeld, wie verwundete Wasserbüffel bahnten sie sich krachend ihren Weg durch das Unterholz. Der Marbas ballte immer wieder seine Fäuste, wippte auf den Zehen, und mit seinen hellen Augen verfolgte er eingehend die fliehenden Gestalten.
    Sein Wunsch, ihnen nachzusetzen, füllte die Luft wie ein heranziehendes Gewitter. Wenn die Beute floh, nahm das Raubtier die Verfolgung auf. So waren wir eben gestrickt.
    Selbst als ich noch als Bulle gearbeitet hatte, galt dieses Prinzip. Nur die Schuldigen nahmen Reißaus. Ihnen nicht nachzustellen widersprach meiner Natur ebenso, wie es diesem Jungen widerstreben musste, die Besiegten ziehen zu lassen. Aber er tat es.
    Ich dachte über ihn

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