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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Akademie der Wissenschaften würden staunen!
    Dann wiederholte sie das Ganze auf einer zweiten Kassette, die sie an die Sternwarte schicken wollte.
    Und ein drittes Mal: für das Ministerium für Sicherheit.
    Wenn die Wissenschaftler nicht sofort reagierten, die für Sicherheit zuständigen Organe bestimmt.
    Emma nannte ihren Namen, aber sie gab ihre
    Adresse nicht an, und sie begründete, warum. Niemand sollte sie unverhofft besuchen und die Phrrks aufschrecken. Sie schlug ein erstes konspiratives Treffen in der Konditorei an der Post vor, alles müs-se gut vorbereitet, ein handfester, wohldurchdachter Plan ausgearbeitet werden.
    Jeden Vormittag machte sie jetzt einen Spazier-gang zur Post, erkundigte sich am Schalter für post-lagernde Sendungen; als nach fünf Tagen noch immer kein Brief für »Pussy« eingegangen war, wurde Emma unruhig, am zehnten Tag wurde sie wütend.
    Wozu hatte sie ihr Leben riskiert?
    Am zwölften Tag klingelte es an der Tür, Emma hatte sich gerade zum Mittagsnickerchen in den Oh-rensessel gesetzt.
    Vor der Tür stand nur der junge Arzt vom Not-46
    dienst, den ihr Patricia damals auf den Hals gehetzt hatte. »Sie sind das!« sagte er. »Die Adresse kam mir doch gleich bekannt vor. Da kann ich ja wieder gehen.«
    Er ließ sich nicht einmal zu einer Tasse Kaffee einladen, und als Emma ihn am Ärmel festhielt und flüsternd von den kleinen blauen Männchen berichtete, stieß er wütend ihre Hand weg.
    »Machen Sie doch keine Geschichten«, sagte er.
    »Ich verstehe ja, daß Sie sich einsam fühlen, aber so landen Sie wirklich noch in der Klapsmühle.«
    Dann eben nicht, dachte Emma. Dann mußten die-se Dummköpfe eben für ihre Überheblichkeit bezahlen. Von ihr aus sollten sie, wie in dem Film »Der Schrecken aus dem All«, Sklaven der Phrrks werden, sie würde keinen Finger mehr für diese Bande von Ignoranten rühren. Im Gegenteil, nun durfte sie guten Gewissens die Gastgeschenke der blauen Männchen annehmen und ihr zweites Leben in Saus und Braus führen, mochte geschehen, was wollte. Sie vergrub sich in ihre Mappen mit Ausschnitten und Aufzeichnungen, sichtete, wählte aus und entwarf die Endfas-sung ihrer Zukunftsplanung. Als dann jedoch die Nachricht vom Untergang Neuseelands in einer Sintflut kam, schlug ihr Gewissen. Nein, sie mußte noch einen letzten Versuch unternehmen; schließlich war sie ein Mensch.
    Sie fuhr zum Hauptpostamt, wühlte lange in den 47
    Fernsprechbüchern, versicherte sich dann der Hilfe eines freundlichen Postbeamten, der so tat, als wun-dere er sich kein bißchen darüber, daß eine alte Frau die Nummern des Kreml, der UNO und des Weißen Hauses haben wollte; er beschaffte ihr sogar eine Te-lefonzelle im Inneren Dienstbereich, von der aus sie ungestört für ein paar hundert Mark telefonieren konnte, nachdem sie ihm erklärt hatte, es ginge um eine Sache von äußerster Dringlichkeit für die Zukunft der Erde.
    Niemand wollte sie anhören. Jedesmal wurde das Gespräch schon nach wenigen Sätzen abgebrochen.
    Emma war verzweifelt. Als sie vor der Haustür Herrn Lapschinsky traf, kam ihr eine Idee. Sie lud ihn zu einer Flasche Sekt ein. Es sei ihr Geburtstag, und sie wolle diesen Tag nicht ganz allein verleben.
    Lapschinsky willigte ein. Er war froh, einen Vorwand zu haben, nicht sofort zu seinen Kindern zu müssen, die nur darauf warteten, ihn zu Räuber und Gendarm, Mau-Mau oder sonst einem blöden Spiel zu erpressen.
    Emma brachte ihn mit Anekdoten aus ihrem Le-
    ben und einer zweiten Flasche Sekt dazu, immer länger zu bleiben. Sie hoffte verzweifelt, daß die Männchen heute nicht allzu spät kamen. Dann hatte sie endlich einen Augenzeugen. Und einem Polizisten würde man Glauben schenken. Emma brachte Kognak, Lapschinsky zog den Uniformrock aus, dann 48
    schlug er vor, Brüderschaft zu trinken; er heiße Willy. Emma holte ihre Fotoalben.
    »Schade«, meinte Lapschinsky, »daß wir uns nicht fünfzig Jahre früher kennengelernt haben.«
    »Noch ist nicht aller Tage Abend«, erwiderte Emma verschmitzt, dann fiel ihr ein, daß sie gerade dabei war, sich diese Chance ein für allemal zu verderben.
    »Na, na, Emma«, sagte Lapschinsky und tätschelte ihre Hand.
    In diesem Augenblick schwebten die Phrrks herein.
    Lapschinsky sperrte Mund und Augen auf, Emma preßte ihre Hand auf seine Lippen. Eines der Männchen kam auf sie zu, Emma erkannte es an den gro-
    ßen Ohren: der Spelophoriker.
    Oder wie er hieß. Er streckte die Hand aus,
    Lapschinsky verwandelte sich

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