Die Phrrks
vor Emmas Augen in einen Zwergpudel.
Dann erschien Phti. »Emma!« rief er empört.
»Mußtest du so unser Vertrauen mißbrauchen?«
»Entschuldige«, stotterte Emma, noch ganz verwirrt, »ich habe einfach nicht auf die Zeit geachtet, ich bekomme so selten Besuch. Er kann nichts dafür!
Du mußt ihn sofort wieder zurückverwandeln.«
Phti schüttelte den Kopf.
»Du kannst doch seine Erinnerungen löschen,
oder?«
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»Das geht leider nicht.«
»Macht nichts«, sagte Emma, »er wird ohnehin denken, es sei nur eine Halluzination gewesen, so blau, Verzeihung, so betrunken, wie er war. Bitte, Phti, bitte.«
»Gegen eine Entscheidung unseres Speliontophorikers kann ich nichts machen«, erklärte Phti und schwirrte ab.
Emma nahm den Zwergpudel auf den Schoß und
streichelte ihn lauthals schluchzend. Ob Willy sich noch an sein Leben als Mensch erinnerte? Am liebsten wäre sie auf der Stelle nach unten gegangen und hätte Frau Lapschinsky erklärt, daß sie nicht länger auf ihren Mann warten solle, doch was konnte sie ihr sagen? Etwa die Wahrheit? Sie nahm Willy mit ins Bett.
Emma lag lange wach und weinte. Diese blauen Biester waren doch Ungeheuer! Erst Pussy, nun Willy plötzlich erschrak sie. Und du, meine Liebe, dachte sie, du bist sträflich leichtgläubig und unglaublich vertrauensselig gewesen. Die können einer alten Frau doch das Blaue vom Himmel versprechen!
War es nicht viel wahrscheinlicher, daß die Phrrks ihre einzige Mitwisserin kaltblütig beseitigten, sobald sie sie nicht mehr brauchten? Schließlich nahm sie zwei Schlaftabletten.
Phti ließ sich in den nächsten Tagen immer nur kurz blicken, und er sah ihr nicht mehr in die Augen.
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Sollte er sich etwa schämen? Dann war noch Hoffnung für Willy. Vielleicht würden sie auch ihm vor ihrer Abreise die alte Gestalt zurückgeben? Die Männchen schienen mißtrauisch geworden zu sein, Phti nahm von jedem Eigelb eine Probe, bevor er die anderen aufforderte, sich auf dem Tisch niederzulas-sen.
Am Sonntag wartete er schon auf Emma, sagte
wie früher freundlich »Guten Morgen«, fragte nach ihrem Wohlergehen, dann sagte er, sie müßten ein paar Veränderungen in der Wohnung vornehmen.
»Wir werden morgen die Schrankwand umwandeln, Emma. Ich wollte es dir heute schon sagen, damit du alles Wichtige herausnimmst und damit du dich nicht unnötig beunruhigst. Gewiß, du darfst dann niemanden in das Zimmer lassen, doch es ist nur für ein paar Tage. Dann haben wir unsere Mission erfüllt, und ich kann endlich nach Phrrk zurück. Und du…« Er sah ihr tief in die Augen.
Emma quälte sich ein Lächeln ab.
»Keine Angst«, sagte Phti, »wir halten, was wir versprechen.
Alles. Ich werde dir auch eine große Büchse mit Salbe dalassen.« Er schmunzelte. »Für deinen zweiten Lebensabend.«
Emma begann, die Schrankwand auszuräumen.
Als sie die Muschel in die Hand nahm, unterbrach sie ihre Arbeit, setzte sich mit einer Tasse Kaffee in die 51
Küche und grübelte. Wozu brauchten die Phrrks eine ganze Wand voller Apparate? Um nach Hause zu reisen? Da würden sie doch wohl aus dem Orbit star-ten.
Sie fand nur eine Erklärung: um mit einer Invasion von Tausenden, wenn nicht Millionen oder gar Milliarden Phrrks zu beginnen! Na klar, all die Katastrophen waren nichts anderes als die Auswirkungen gewaltiger Vorbereitungen, die das Vorauskomman-do der Phrrks getroffen hatte, um die Erde für die Invasion ihrer Rasse umzugestalten. Wer weiß, was in den nächsten Tagen noch alles geschehen würde.
Und sie war die einzige, die es ahnte. Emma lief es kalt den Rücken hinunter.
Wie hilflos sie war. Selbst wenn sie auf die Straße liefe und es hinausschrie… Je länger sie grübelte, desto verzweifelter wurde Emma. Dann faßte sie einen Entschluß. Sie streichelte die Muschel, dann Willy. »Tut mir leid für euch«, sagte sie leise, »aber es geht nicht anders.«
Sie stellte sich vor den Spiegel und betrachtete lange ihr Gesicht. Tränen schossen ihr in die Augen.
Sie drehte den Spiegel zur Wand.
Als erstes ging sie zur Apotheke. Sie hatte Mühe, der diensthabenden Kollegin klarzumachen, daß es in der Tat lebenswichtig für sie sei, ein ganzes Kilo Salbei zu bekommen. Sie erhielt den gesamten Vorrat: zweihundert Gramm.
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Nachdem sie alle Apotheken mit Sonntagsdienst abgeklappert hatte, besaß sie ein dreiviertel Kilo. Das wird es hoffentlich tun, dachte sie.
Den Rest des Tages war Emma damit beschäftigt, Bretter, Bohlen, Steine und Zement von der
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