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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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trinken.
    Plötzlich wurde ihm siedendheiß. Wenn der Vulkan ausbrach die Raketen mußten gar nicht mehr startklar sein, die Gewalt der Erdstöße würde sie zur Explosion bringen. Und hundert Atombomben waren mehr als genug, um ein tiefes Loch in die Erdkruste zu sprengen, aus dem dann die Lava an die Oberflä-
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    che geschleudert wurde. Mehr als von Tausenden von Vulkanen zusammen, ein neuer Erdteil würde im Pazifik entstehen, die Erde auf Jahrzehnte von dichten Rauch- und Staubwolken eingehüllt werden, die die Sonnenstrahlen nicht mehr hindurchließen, eine neue Eiszeit…
    Eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes, nicht weniger katastrophal als der Einschlag des Riesen-meteoriten vor sechzig Millionen Jahren, der die gesamte Entwicklung auf der Erde veränderte, die Saurier aussterben ließ. Dieses Mal würde es die Menschen treffen. Aus eigener Schuld. Jeden Tag konnte der Vulkan ausbrechen, eine Stunde entschied möglicherweise über das Schicksal der Menschheit und seine Antennen waren hinüber! Scheiße! Er schrie, laut vor Verzweiflung. Sein Körper verkrampfte sich, die Hände zitterten, Tränen liefen ihm über die Wangen.
    Ruhe, mahnte er sich. Du mußt in Ruhe nachdenken. Erst einmal entspannen. Mozart, Tee, ein kleiner Cognac. Dann fuhr er langsam zu seiner Lagune.
    Nachdenken konnte er ebensogut, wenn er trampelte.
    Die Funkanlage, da mußte er nicht noch einmal nachsehen, konnte er nicht reparieren. Er hatte noch vier Ballonsonden, die konnte er aufsteigen lassen, aber es wäre mehr als ein Zufall, wenn jemand sie entdeckte, bevor sie zerplatzten und einfing! Und er durfte nichts dem Zufall überlassen. Er besaß noch 130
    ein paar Signalraketen, um auf sich aufmerksam zu machen, dazu aber mußte erst ein Schiff oder ein Flugzeug in seine Nähe kommen.
    Er nahm sich die Seekarten vor, nirgends Land in der Nähe, nur die Johnston-Insel, und die war als unbewohnt eingezeichnet, sogar als verbotenes Territo-rium: chemisch verseucht. Zurück zu den Marshallinseln? Der Weg war nicht viel kürzer als der nach Hawaii, und er müßte die größte Strecke gegen die Strömung anfahren.
    Wenn er sich nur mit den Delphinen verständigen könnte, für Delphine war die Entfernung bis Hawaii kein Problem. Neunzig Kilometer in der Stunde nein, bei Dauerbelastung wohl nur ein Drittel, trotzdem, bei zwölf Stunden am Tag könnte ein Delphin die Strecke in sieben Tagen zurücklegen. Und er?
    Die Auskünfte des Computers waren nieder-
    schmetternd. Seine jetzige Kondition zählte nicht.
    Der Computer sagte eindeutig, daß sie nach wenigen Stunden Anstrengung abfallen würde, zurück auf den Stand vor dem Schietmans-Riff.
    Die schnellste Variante, die der Computer anbot, würde vierzig Tage dauern: zehn Stundenkilometer und das auch nur maximal sechs Stunden am Tag, und die Kurve auf dem Bildschirm neigte sich nach dem dreißigsten Tag bedenklich nach unten; wahrscheinlich würde er eher fünfzig Tage brauchen. Die für ihn günstigste Variante war sein altes Programm: 131
    bis zu zehnmal am Tag eine halbe Stunde im Fünfer-tempo. Fünfundzwanzig Kilometer am Tag. Das war ihm schnell genug gewesen, als es nur darum ging, Hawaii überhaupt zu erreichen, aber jetzt? Fast hundert Tage unmöglich.
    Fahren mußte er. Jetzt, da er wußte, auf welchem Pulverfaß die Menschheit saß, konnte er unmöglich länger hierbleiben, darauf warten, daß zufällig jemand vorüberkam – auch auf diesen Zufall mußte er sich vorbereiten.
    Sobald er sein Atoll erreicht und das Boot gean-kert hatte, gab er einen kurzen Bericht über seinen Fund und die Position des Depots in den Computer, dazu die Koordinaten der Gasfontäne, den Text ließ er ein dutzendmal ausdrucken.
    Ein Exemplar steckte er in einen wasserdichten Behälter. Bevor er das Riff verließ, würde er den Be-hälter verankern, eine Ballonsonde daran befestigen, die auf ihn aufmerksam machte, das Wasser der Lagune mit Seenotpulver orange färben, ein, zwei Tage würde der Fleck wohl halten, bevor die Strömung ihn zerstreute. Und Signalraketen würde er abschießen, sobald es dunkel wurde. Möglicherweise sah man das aus einem Flugzeug und gab die Position durch.
    Als er die Ballonsonden vorbereitete, kam ihm ei-ne Idee. Er würde sie nicht einfach in die Luft steigen lassen. Sammy hatte ihn auf die Idee gebracht, als er mit der leeren Flasche ankam. Hatten nicht früher 132
    Schiffbrüchige so auf sich aufmerksam gemacht?
    Aber er würde seine Flaschenpost nicht einfach

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