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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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sie tummelten sich verspielt vor seinem Boot, doch das Alarmdisplay zeigte Magnetfeldstörungen an, das Massenspektro-meter große Mengen Metall, viel mehr, als ein Wrack ausmachen konnte, und in dieser Gegend war nie eine Schiffahrtsroute verlaufen.
    Als er die Scheinwerfer nach unten richtete, erblickte Kristian auf dem Grund ein eigenartiges Muster, ein quadratisches Feld aus mächtigen metallenen runden Säulen. Zehn Reihen mit je zehn Säulen.
    Wie ein Plaqué-Spiel für Giganten. Fiebernde Erregung erfaßte ihn. Bestimmt, dachte er, ist das der so lange gesuchte Beweis, daß schon einmal Außerirdische auf unserem Planeten gelandet sind. Vor langer 126
    Zeit, einige der Säulen hatten sich geneigt, sahen aus, als könnten sie jeden Augenblick umfallen. Was mochte das gewesen sein, eine Richtfunkanlage für die Verbindung mit ihrem Heimatplaneten? Er ging tiefer. Die metallene Haut der Säulen war verwittert, das Meerwasser hatte sie zernarbt, aufgerissen, durchlöchert.
    Er legte den Taucheranzug an, kontrollierte, ob die Akkus seines Handscheinwerfers geladen waren, machte das Boot am Riff fest und schwamm zu einer Säule in der zweiten Reihe hinunter, deren Deckplat-te fast völlig zerfressen war; auf halbem Weg blieben die Delphine zurück. Er leuchtete in die Säule hinein, sie wurde fast völlig von einer zweiten ausgefüllt, einem spitz zulaufenden metallenen Zylinder. So etwas hatte er doch schon einmal gesehen. Er blickte noch mal über das Säulenfeld, schloß die Augen, um sich zu erinnern. Ole Carls Truhe!
    Das war kein Artefakt außerirdischer Besucher, sondern ein Überbleibsel aus der irdischen Vergan-genheit, ein Unterwasserdepot von Raketen!
    In Ole Carls Truhe hatten Fotos solcher Raketensi-los gelegen, die die Atommächte damals auf dem Meeresgrund aufstellten, um im Fall eines Atom-krieges einen tödlichen Konterschlag gegen den An-greifer zu fuhren, ihm mit der eigenen, totalen Vernichtung zu drohen. Diese Depots waren mit den Mitteln von damals praktisch nicht aufzuspüren, und 127
    die Raketen konnten noch gestartet werden, wenn das Heimatland längst im atomaren Inferno verglüht war, da genügte das Funksignal aus einem U-Boot…
    Ole Carl hatte in seinen Tagebüchern darüber geklagt, wie schwer es gewesen war, die Atommächte zur Preisgabe dieser geheimen Depots zu bewegen; wer mochte dieses hier verschwiegen haben? Kristian leuchtete die Außenhaut ab, nirgends ein Schriftzeichen, nicht einmal eine Ziffer, so weit er es sehen konnte, auch nicht an der Rakete im Innern.
    Bestimmt steckten in den Silos die modernsten Waffen, die es damals gegeben hatte, Kernwaffen mit einer unvorstellbaren Zerstörungskraft, jede Hunderte Male stärker als die Hiroshimabombe. Kristian hatte nicht nur die grauenhaften Bilder aus Hiroshima und von der verwüsteten Landschaft Bangladeshs gesehen, in Ole Carls Truhe war auch ein Video gewesen, das nicht jeder im Geschichtsunter-richt vorgeführt bekam, entsetzliche Aufnahmen aus den zertrümmerten, zu Staub zerfallenen, zerstrahlten Städten Kalkutta und Dakka. Nur eine einzige dieser Superbomben war jemals gezündet worden, im Was-serkrieg zwischen den asiatischen Staaten, diese eine Bombe hatte ausgereicht, ganz Bangladesh und gro-
    ße Teile Indiens für Jahrhundete zu verwüsten. Und hier standen einhundert solcher Bomben, und niemand ahnte es. Dreihundert Jahre nach der totalen Abrüstung. Und sie waren noch aktiv, das bewies das 128
    elektrische Feld.
    Ole Carl hatte darüber geschrieben, wie schwierig es gewesen war, diese Depots abzuwracken; jede Rakete war ein autonomes System, mußte einzeln entschärft werden, mit äußerster Vorsicht, da die Sicherungs- und Steuerungssysteme schon vom Meerwasser angegriffen sein konnten. Killersatelliten wurden eingesetzt, um im Notfall eine Rakete, die sich doch noch mit ihrer tödlichen Last erhob, abzu-schießen, nur aus diesem Grund hatte man die Satelliten mit ihren Laserwaffen als letzte verschrottet, nur Minuten standen für den Abschuß einer Rakete zur Verfügung…
    Seitdem waren drei Jahrhunderte vergangen, vielleicht reichte jetzt schon eine kleine Erschütterung?
    Er zog sich ganz vorsichtig zurück, paddelte mit winzigen Schlägen seiner Hände nach oben.
    Die Delphine kamen ihm entgegen, umringten ihn, stießen ihn an. Er scheuchte sie weg. Weiß Gott, ihm war jetzt nicht danach, mit Delphinen zu spielen. Er fühlte sich kraftlos, mußte sich erst einmal hinlegen und ausruhen. Einen Tee

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