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Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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verein-zelte Fenster erleuchtet waren, und versuchte, die Neonschrift zu deuten.
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    Nom hatte sich viel mit Abkürzungen befaßt. Er hielt sie für eine der großen Errungenschaften der neuzeitlichen Sprachentwicklung, denn sie machten die Kommunikation effektiver, sparten Zeit, und darauf kam es schließlich nicht nur in der Wirtschaft an.
    Vor Jahren hatte er sich darangesetzt, Gedichte vor-wiegend in Abkürzungen zu schreiben, um diesem sprachlichen Phänomen ein Denkmal zu setzen und, wie er insgeheim gehofft hatte, zum Begründer einer neuen literarischen Schule zu werden. Dabei war er auf die wohl größte Idee seines bisherigen Lebens gestoßen, die EFSPROM, die »Effektive Sprach-Romantik«, mit der Nom den leider oft hart und un-poetisch klingenden Sprachkürzeln Glanz und Wär-me verleihen und ihnen so den gebührenden Rang als einem Beitrag zur Bereicherung der Weltkultur er-kämpfen würde.
    Leider hatte er feststellen müssen, daß er wieder einmal zu weit vorgeprescht war und nicht nur bei seiner Familie, sondern auch im Verlag und bei den Kollegen auf Unverständnis, schlimmer noch, auf Hohn stieß. Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
    Geradezu zärtlich erinnerte er sich jetzt einiger seiner schönsten Lyrokürzel: Deudere statt DDR, Fredeju statt FDJ, Freidegebu anstelle von FDGB, Laprogen für LPG und Voleibet für VEB. Ja, er sollte wieder mal dem Verlag seine Lyrokurz-Gedichte anbieten, vielleicht war die Zeit jetzt reif.
    202
    Nom versuchte noch einmal, die Leuchtbuchstaben zu entziffern; als er es schließlich aufgab, dachte er stolz: Das macht uns so leicht keiner vor. Da der Regen nicht nachlassen wollte, fuhr er den Wagen dicht an die überdachte Auffahrt und stürzte ins Haus. Dann schritt er gelassen durch die große Halle, legte den Wagenschlüssel auf den Tisch der Rezeption und sagte, fast beiläufig: »Herbert G. Nom.« Er sagte es so, daß der Portier es sowohl für sein Pseudonym wie für seinen bürgerlichen Namen nehmen konnte, nahm seine Brieftasche, als wolle er den Ausweis zücken, und ließ einen Zwanzigmarkschein halb aus der Brieftasche herauskriechen. Der Portier warf keinen Blick darauf, er sah Nom an, als müsse er ihn kennen und könne sich nur im Moment nicht erinnern.
    »Ein Name, der in der Literatur nicht ganz unbekannt ist«, fügte Nom mit leichtem Lächeln hinzu.

Der Portier lächelte zurück.
    »Aus welcher Region?« erkundigte er sich höflich.
    »Thüringen«, antwortete Nom.
    »Eine sagenträchtige Gegend«, erwiderte der andere respektvoll. »Ihr ständiger Wohnsitz bislang?«
    Nom sagte es ihm. Der Portier drückte ein paar Tasten an einem Gerät, das Nom für ein Computer-terminal hielt, ein zartes, grünes Licht glomm auf.
    »Sie bekommen Raum achthundertvierzehn«, sag-te der Portier. »Wenn es Ihnen nicht zusagt, wenden 203
    Sie sich bitte vertrauensvoll an mich. Wir sind be-müht, alle Wünsche unserer Gäste zu erfüllen.«
    »Ist das Restaurant noch geöffnet oder die Bar?«
    erkundigte sich Nom.
    »Selbstverständlich. Tag und Nacht.«
    Nom sah sich nach einem Hotelboy um, der den Koffer aus dem Wagen holen und auf sein Zimmer bringen konnte. Außer dem Portier schien niemand vom Personal mehr auf zu sein.
    Wohl oder übel tauchte Nom noch einmal in den Regen, der nicht nachgelassen hatte.
    Als er die Lifttür schließen wollte, betrat eine Frau den Fahrstuhl, nein, eine Dame. Jedes andere Wort wäre ihr nicht gerecht geworden. Eine wunderbare Erscheinung, die schweren, schwarzen Haare kunstvoll frisiert, mit kostbarem Schmuck behangen, in einem türkis- und goldfarbenen Abendkleid mit einem Dekollete, das Noms Puls sofort in die Höhe trieb. Gegen diese üppige Schönheit war die Literaturfreundin aus Niendorf das reinste Aschenputtel.
    Die Dame streifte Nom nur mit einem flüchtigen Blick, stellte sich vor den Spiegel an der Liftwand und sagte: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?«
    Nom antwortete, ohne zu überlegen: »Frau Königin, Ihr seid die Schönste hier, und nicht einmal Schneewittchen hinter den Bergen, bei den sieben Zwergen, ist so schön wie Ihr.«
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    Die Dame wandte sich um, ein Strahlen huschte über ihr Gesicht, dann fiel sie Nom um den Hals und küßte ihn leidenschaftlich. Bevor Nom sich von seiner Überraschung erholt hatte, hielt der Lift, und die Dame stieg aus. Sie winkte ihm noch einmal zu.
    Donnerwetter, dachte Nom, welch ein glückliches Donnerwetter.
    Das Zimmer war

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