Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Phrrks

Die Phrrks

Titel: Die Phrrks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
Vom Netzwerk:
ließen uns aber auch weit in die Geschichte zurück-fallen und erhoben die Hypothesen von früheren Besuchen der Außerirdischen, die damals gerade im Schwange waren, in den Rang von Beweisen kennen Sie die umstrittenen Bibelstellen vom Untergang So-dom und Gomorrhas und von dem zur Salzsäule er-starrten Weib Lots?
    U.: Nein. Aber die Theorie, daß die Felsterrasse bei Baalbek ein vorgeschichtlicher Raketenstartplatz der Außerirdischen gewesen sein soll.
    B.: Und eines Tages, so sagten wir warum, zum Teufel, nicht jetzt? –, würden die Außerirdischen wiederkommen, um nachzusehen, was aus den behaarten Tieren geworden war, die damals gerade an-fingen, Stöcke als Werkzeuge zu gebrauchen. Und wenn wir es nicht erleben, schrie ich, dann unsere Nachkommen. Vielleicht, sagte der Chef. Wenn wir nicht vorher die Erde mit den Atombomben in die Luft sprengen. Unsere Nachbarn im All, einmal angenommen, es gibt sie wirklich, würden es nicht einmal merken. Ich lachte.
    U.: Sie lachten?
    283
    B.: Mir fiel ein, was der Cosinus gesagt hatte: als könne einer in Moskau sehen, wenn am Dreierberg eine Scheune brennt.
    Klar, der Chef sah mich genauso verständnislos an wie Sie eben. Ich meine das ernst, sagte er. Befürch-test du nie, daß es Menschen gibt, die dazu in der Lage wären? Ich habe nicht Angst um mich, du weißt, ich werde nicht mehr lange leben, aber all die anderen! Und daß damit eine vielleicht einmalige Entwicklung der Materie unwiederbringlich vernichtet würde, sagte er. Ich protestierte natürlich. Nicht gegen seine Angst; die Gefahr für unseren Planeten brannte uns damals im Nakken. Wir seien gewiß keine zufällige, einmalige Konstellation der Natur, behauptete ich, schon gar nicht eine abnorme Entwicklung der Materie, wie es damals ein Philosoph verkündete.
    U.: Koestler, nicht wahr?
    B.: Weiß ich nicht mehr. Selbst wenn das Entsetzliche wirklich würde, sagte ich, mit uns verschwindet nicht alles Leben im Kosmos; Millionen, wenn nicht gar Milliarden von Welten sind von Leben erfüllt, und eines Tages werden wir Beweise erhalten, Signa-le, die nur von intelligenten Wesen stammen können.
    Mach dir keine Ersatzreligion daraus, sagte der Chef, es gibt keinen zwingenden Grund, nur eine statisti-sche Chance, daß noch anderswo denkende Wesen existieren; wir müssen so handeln, als seien wir die 284
    einzigen, das ist die Verantwortung unserer Generation. Nicht nur für das Leben nach uns. Auch das Leben und Leiden, Hoffen und Kämpfen aller Menschen vor uns wäre sinnlos gewesen.
    U.: Stimmt. Daran denkt man gemeinhin nicht.
    B.: An diesem Punkt einigten wir uns wieder. Ja, sagte ich, was wäre sinnloser als das Verlöschen unseres Planeten, bevor die anderen auch nur Notiz von unserer Existenz nehmen konnten. Der Chef lachte.
    Aber den Absatz über die Außerirdischen streichst du trotzdem, sagte er. Was sollte ich tun? Er hatte mich in der Zange zwischen meiner Disziplin und seiner Autorität als Leiter. Mann, war ich wütend.
    Als hätte ich zum ersten Mal darauf verzichten müssen, einen Gedanken auszusprechen, als wäre das nicht unser Grundproblem gewesen: Was darf man aussprechen?
    U.: Konnten Sie Ihren Artikel nicht zurückziehen?
    B.: Dazu war es zu spät. Die Ausgabe mußte in Druck gehen.
    Ich habe den Absatz gestrichen, doch die Hoffnung auf die Begegnung habe ich nie aufgegeben; allen Berechnungen mit der Lichtgeschwindigkeit und der Wahrscheinlichkeit zum Trotz. Warum, sagte ich mir, soll dieser Gedanke utopischer sein als die seinerzeit gewiß nicht weniger verrückten Träume unserer Vorfahren? Sicher hat auch schon einer den phönizischen Sklaven vorgerechnet, daß es immer 285
    Hunger und Sklaverei geben wird, bestimmt hat man den Bauern im Mittelalter haarscharf bewiesen, warum es immer Herren und Knechte geben muß; was wissen wir denn von künftigen Entdeckungen, daß wir uns anmaßen dürfen, die Grenzen für Jahrtausende zu ziehen? Der Mensch kann nicht fliegen, sagte man dem Schneider von Ulm. Hat Kolumbus sich aufhalten lassen, hat Ziolkowski resigniert? Resignation ist die Philosophie der Gescheiterten. Wie sollte die Menschheit auf Dauer mit dem Gedanken leben, daß sie für immer und ewig in die engen Grenzen unseres Sonnensystems eingeschlossen ist?
    U.: Nun, die nächsten Fixsterne könnten wir eines Tages erreichen.
    B.: Was ist das schon! Wir dürfen uns doch nicht selbst die Perspektive kastrieren, nur weil wir noch nicht erkennen, wie unsere Träume eines Tages zu

Weitere Kostenlose Bücher