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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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sich aufs Bitten.
    »Geben Sie sie mir. Bitte! Ich hab sie gefunden und ich ... ich werde entscheiden!«
    »Seien Sie doch vernünftig, Frank. Die Sache wächst Ihnen über den Kopf!«
    Aber Hellinger war nicht vernünftig.
    »Es ist meine große Chance«, schrie er so laut in den Hörer, dass sich die halbe Baustelle nach ihm umdrehte.
    »Ich lass mich doch von so ein paar kleinen, miesen Mafiosi nicht abkochen! Da steckt Geld drin, ’ne Menge Geld. Oder glauben Sie, die würden sonst einen Mord riskieren?«
    Er war wieder ruhiger geworden, »Mord« hatte er nur noch geflüstert. Aber Wiegand antwortete nichts.
    »Und das will ich haben. Es steht mir zu, Doc! Es steht mir zu, jetzt erst recht. Der arme Professor wird nicht mehr lebendig, wenn wir sie zurückgeben. Ich ... ich hab sie gefunden!«
    »Nun gut, Frank.« Wiegands Stimme klang resigniert. »Sie sollen sie haben. Wie lange müssen Sie heute arbeiten?«
    »Letzter Tag heute! Bis 16.00 Uhr.«
    »Gut. Also, in Gottes Namen. Kommen Sie sofort nach der Arbeit rüber.«
    »Klar, Doc. Und ... machen Sie sich keine Gedanken.«
    Wütend knallte Wiegand den Hörer auf die Gabel. Was für ein Dummkopf!

    ***

    »Haben Sie die Rollen?«
    »Nein, Chef. Keine Ahnung, wo sie versteckt waren! Ich hab alles durchsucht!«
    »Und ... und das mit dem Professor. Das war ja wohl nicht vereinbart! Musste das sein?«
    »Er hätte mich fast entdeckt, wollte gerade die Po... Polizei anrufen. Das Risiko konnte ich nicht eingehen. Dann wär doch alles aufgeflogen.«
    »Aufgeflogen? So? Na ja.«
    Der »Chef« machte nicht den Eindruck, als ob dieser Vorfall sein Gewissen in besonderem Maße belastete. Wo gehobelt wurde, da fielen eben Späne, oder?
    »Ja, Chef. Musste sein.«
    »Hm ... gut. Aber die Rollen müssen da sein! Bleiben Sie an Ort und Stelle und beobachten Sie alles!«
    »Aber die Polizei ...!«
    »Die Polizei! Die Polizei! Wofür bezahle ich Sie denn? Machen Sie sich ein paar Gedanken! Sorgen Sie für eine entsprechende Tarnung oder so was ...!«
    Und so kam es, dass wenig später ein vierschrötiger Weihnachtsmann mit einem reichlich verschlagenen Gesicht und in einem viel zu kleinen roten Umhang in der Nähe des Instituts für Archäologie auf und ab ging und den wenigen Kindern, die vorbeikamen, Süßigkeiten aufnötigte, die ihr Verfallsdatum schon vor Jahren überschritten hatten.
    Die Polizei war längst wieder abgezogen. Die Beamten der Mordkommission hatten festgestellt, dass mehrere Räume offensichtlich von dem oder den Tätern durchsucht worden waren. Aber nach Auskunft des rasch herbeizitierten Institutsleiters fehlte nichts, gar nichts, und auch der Safe im Keller war nicht angetastet worden.
    »Befindet sich irgendetwas von besonderem Wert in dem Safe?«
    Aber Professor Lesemann, der Institutsleiter, hatte nur den Kopf geschüttelt.
    »Im Augenblick ist er völlig leer, soweit ich weiß. Den Schlüssel hat übrigens ein Mitarbeiter, Dr. Krings. Aber auch der hat mir versichert, dass da im Augenblick nichts von Wert drin ist. Sicher, manchmal verwahren wir dort wertvolle Exponate, aber wie gesagt, im Augenblick ...«
    Der Tatort war gründlich untersucht worden, die Spurensicherung hatte sorgfältig gearbeitet, aber keine brauchbaren Spuren gefunden. Jede Menge Fingerabdrücke, aber welche hätte man dem Täter zuordnen können? Nun begann die mühsame Kleinarbeit der Ermittler. Nach vier Stunden wurde der Leichnam des Ermordeten abgeholt und in die Pathologie gebracht. Kurz darauf hatte der polizeiliche Tross das Gebäude wieder verlassen. Das alles hatte der ebeneintreffende Weihnachtsmann mit Befriedigung registriert. Allein das polizeiliche Siegel an der Eingangstür kündete noch vom dramatischen Geschehen der Nacht. Es wurde wieder leer rings um das Institut. Nur ein einsamer Weihnachtsmann harrte unverdrossen aus.
    Kurz vor Mittag näherte sich dann ein blauer Ford dem Institut. Dr. Thomas Krings parkte seinen Wagen auf dem kleinen Parkplatz des Instituts, stieg aus und blickte sich unruhig um. Mit Verwunderung registrierte er den Weihnachtsmann, der untätig herumzustehen schien. Er schüttelte den Kopf, packte die leere Aktentasche fester und ging zielstrebig auf den Eingang zu. Missmutig blickte er auf das amtliche Siegel, das ihn am Zutritt hindern wollte. Ein kurzer Blick zur Seite, nach hinten – der Weihnachtsmann hatte gerade wieder ein williges kleines Opfer für seine billigen Schokoriegel gefunden –, dann zerriss er das Siegel und

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