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Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Die Pilatus-Verschwörung (German Edition)

Titel: Die Pilatus-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf D. Sabel
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Zeit brach unter der V., XXI., I. und XX. in Germania Inferior und bei der II., XIII., XIV. und XVI. Legion in Germania Superior eine Meuterei aus, die ich in diesem Umfang nochnie erlebt hatte. Binnen kurzer Zeit war jede Disziplin dahin. Etliche Centurionen, die verhassten Zuchtmeister der Truppe, wurden von aufgebrachten Soldaten ermordet. Ich sah mit eigenen Augen, wie sie einen von ihnen, sein Name war wohl Septimius, zerfleischten, obwohl er sich zum Legaten geflüchtet hatte. Doch Cäcina, in Angst um sein eigenes Leben, lieferte ihn der Wut der Soldaten aus. Die Herrschaft der Centurionen und Tribunen war vorübergehend außer Kraft, alles regelten die entmenschten Soldaten selbst. Ich befand mich zu dieser Zeit beim Stab des Cäcina und wurde voll ohnmächtigen Zorns Zeuge seiner Untätigkeit. Immerhin verschonten sie uns in ihrer Raserei.
    Inzwischen wurde von Zelt zu Zelt gemeldet, dass sich Germanicus auf dem Weg zu uns befand und mit ihm Frau und Kind. Als er in unserem Lager eintraf, kehrte so etwas wie Ordnung zurück. Zum ersten Mal traten die Soldaten wieder, geordnet nach Cohorten und Manipeln, unter ihren Feldzeichen an. Sie klagten die Grausamkeit der Centurionen, die Länge und Härte des Dienstes, ausbleibende Soldzahlungen und vieles mehr an, was ein gelangweiltes Soldatenherz als klagenswert empfinden mag. Ich verfolgte diese Klagen aus dem Zelt des Legaten und mich packte kalter Zorn. Hätte ich an Germanicus’ Stelle gestanden, ich hätte nicht gezögert, die aufrührerischen Truppen zu dezimieren und ihre Anführer an Ort und Stelle hinzurichten.
    Doch statt auf diese Art durchzugreifen und die Ordnung wiederherzustellen, hielt Germanicus eine Rede. Er erinnerte die Männer an den alten Ruhm der Manneszucht, an Disziplin und Gehorsam, die unerschütterlichen Grundlagen aller römischen Erfolge. Als aber einige ihn aufforderten, selbst den Cäsarenthron in Besitz zu nehmen, sprang er angesichts eines solch ungeheuren Ansinnens entsetzt von der Rednertribüne und bot seine entblößte Brust ihren Schwertern dar. Er wolle lieber sterben, als Verrat am neuen Cäsar zu begehen. Daraufhin kam er in unser Zelt, und ich sah die Schweißtropfen, die seine Stirn zeichneten. Während wir ratlos und schweigend im Zelt zusammensaßen, berieten sich die Soldaten untereinander. Ich will es abkürzen. Man machte ihnen Zugeständnisse, versprach ihnen frühzeitige Entlassung, Aushändigung der Geldprämien und den Aufrührern Straflosigkeit, alles Maßnahmen, die meine helle Empörung weckten.
    Was die Soldaten endlich auch zur Milde stimmte, war die Anwesenheit der Frau des Germanicus. Agrippina, Tochter des großen Agrippa und Enkelin des Augustus, Schwiegertochter des Drusus, war doch gleichwohl wegen ihrer Bescheidenheit immer schon unter den Männern beliebt gewesen. Und nicht weniger ihr Söhnchen Gaius, das, im Lager geboren und kaum den Windeltüchern entwachsen, schon in einer kleinen Legionärsuniform und winzigen Soldatenstiefelchen unter den Legionären umherzustolzieren pflegte, was ihm den liebevollen Spitznamen Caligula (Stiefelchen) eintrug. Und diese beiden sollten sich jetzt, um der drohenden Gefahr zu entgehen, den Treverern anvertrauen? Da ergriff die rauen Soldaten Mitleid, wohl auch Neid und Scham, die Treverer möchten dieser Frau etwas gewähren, was sie selbst doch in hohem Maße ihr geschuldet hätten. Mit Verwunderung sah ich, wie sie Agrippina den Weg verlegten, baten und bettelten, sie möchte umkehren und sich doch ihrem Schutze anvertrauen. Darauf hielt Germanicus, der den Nutzen der Situation erkannt hatte, eine weitere Rede, flammend und ins Herz treffend.
    Die Meuterei brach zusammen, die Rädelsführer wurden gefesselt und bestraft. Und Germanicus tat das Beste, was er in dieser Situation tun konnte: Er bot seinen Truppen ein Blutbad bei den Germanen an, um ihre aufgewühlten Herzen zu besänftigen. Nichts anderes mochte jetzt die wild erregten Gemüter besser beruhigen als die Aussicht, gegen den Feind zu ziehen und so ihre Raserei mit deren Blut zu sühnen.
    So schlug man eine Brücke über den Rhenus und setzte mit zwölftausend Mann, sechsundzwanzig Auxiliarcohorten und acht Reitergeschwadern ins Feindesland über. Germanicus selbst führte den Oberbefehl.
    In Eilmärschen durchquerten wir den Silva Caesia, überschritten den noch von Tiberius angelegten Grenzwall nördlich eines kleinen Flusses namens Lupia und schlugen dort ein erstes Lager auf. Die Moral der Truppe

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